Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von der Rückreise beträchtliche Wärme, die man zum Trocknen des Ge-traides nöthig hat, werfen sich die Bretter, auf denen das Getraide liegt; sie ziehen sich auch zusammen, so daß man schwerlich den Bau so gut machen kann, daß nicht das auf den schief liegenden Dielen oder Bret- tern liegende Korn von selbst herunter sinke, ehe es ge- nug getrocknet worden, wodurch denn die ganze An- stalt verdorben wird. Auch geschiehet es gemeini- glich, daß das Getraide einen nicht angenehmen Ge- ruch annimmt, den das warme Holz von sich giebt. Diesen schweren Mängeln der gewöhnlichen Korn- Den 10 Julius. Reise von Wülflingen über Schafhausen bis Geißlingen in Schwaben. Es würde mir erstaunlich schmerzhaft gewesen sal
Tagebuch von der Ruͤckreiſe betraͤchtliche Waͤrme, die man zum Trocknen des Ge-traides noͤthig hat, werfen ſich die Bretter, auf denen das Getraide liegt; ſie ziehen ſich auch zuſammen, ſo daß man ſchwerlich den Bau ſo gut machen kann, daß nicht das auf den ſchief liegenden Dielen oder Bret- tern liegende Korn von ſelbſt herunter ſinke, ehe es ge- nug getrocknet worden, wodurch denn die ganze An- ſtalt verdorben wird. Auch geſchiehet es gemeini- glich, daß das Getraide einen nicht angenehmen Ge- ruch annimmt, den das warme Holz von ſich giebt. Dieſen ſchweren Maͤngeln der gewoͤhnlichen Korn- Den 10 Julius. Reiſe von Wuͤlflingen uͤber Schafhauſen bis Geißlingen in Schwaben. Es wuͤrde mir erſtaunlich ſchmerzhaft geweſen ſal
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0414" n="394"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Tagebuch von der Ruͤckreiſe</hi></fw><lb/> betraͤchtliche Waͤrme, die man zum Trocknen des Ge-<lb/> traides noͤthig hat, werfen ſich die Bretter, auf denen<lb/> das Getraide liegt; ſie ziehen ſich auch zuſammen, ſo<lb/> daß man ſchwerlich den Bau ſo gut machen kann,<lb/> daß nicht das auf den ſchief liegenden Dielen oder Bret-<lb/> tern liegende Korn von ſelbſt herunter ſinke, ehe es ge-<lb/> nug getrocknet worden, wodurch denn die ganze An-<lb/> ſtalt verdorben wird. Auch geſchiehet es gemeini-<lb/> glich, daß das Getraide einen nicht angenehmen Ge-<lb/> ruch annimmt, den das warme Holz von ſich giebt.</p><lb/> <p>Dieſen ſchweren Maͤngeln der gewoͤhnlichen Korn-<lb/> darre iſt in <hi rendition="#fr">Zuͤrich</hi> dadurch voͤllig abgeholfen, daß<lb/> man anſtatt der Bretter, worauf das Korn liegt,<lb/> große Tafeln von ſchwarzem Schiefer genommen hat,<lb/> die durch die ſtaͤrkſte Waͤrme nicht die geringſte Ver-<lb/> aͤnderung leiden. Dieſe fuͤrtreffliche Verbeſſerung hat<lb/> alſo einer ſehr nuͤtzlichen Erfindung ihre Vollkommen-<lb/> heit gegeben.</p> </div><lb/> <div type="diaryEntry" n="2"> <head>Den 10 Julius. Reiſe von <hi rendition="#fr">Wuͤlflingen</hi> uͤber<lb/><hi rendition="#fr">Schafhauſen</hi> bis <hi rendition="#fr">Geißlingen</hi> in Schwaben.</head><lb/> <p>Es wuͤrde mir erſtaunlich ſchmerzhaft geweſen<lb/> ſeyn, meinem Vaterlande und meinen Freunden das<lb/> letzte Lebewohl zu ſagen, wenn ich nicht das Gluͤck<lb/> gehabt haͤtte, unter einem andern Himmel ein zwey-<lb/> tes Vaterland, eine Familie und Freunde zu beſitzen,<lb/> die mir eben ſo nahe am Herzen liegen. Das Ver-<lb/> langen, dieſe wieder zu ſehen, und durch ſie ein Vergnuͤ-<lb/> gen zu genießen, das mir das, was ich jetzt verlaſſen<lb/> mußte, erſetzte, machte mir den Abſchied ertraͤglich.<lb/> Dabey aber war ich mit innigſter Dankbarkeit gegen<lb/> die goͤttliche Fuͤrſehung durchdrungen, die das Schick-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſal</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [394/0414]
Tagebuch von der Ruͤckreiſe
betraͤchtliche Waͤrme, die man zum Trocknen des Ge-
traides noͤthig hat, werfen ſich die Bretter, auf denen
das Getraide liegt; ſie ziehen ſich auch zuſammen, ſo
daß man ſchwerlich den Bau ſo gut machen kann,
daß nicht das auf den ſchief liegenden Dielen oder Bret-
tern liegende Korn von ſelbſt herunter ſinke, ehe es ge-
nug getrocknet worden, wodurch denn die ganze An-
ſtalt verdorben wird. Auch geſchiehet es gemeini-
glich, daß das Getraide einen nicht angenehmen Ge-
ruch annimmt, den das warme Holz von ſich giebt.
Dieſen ſchweren Maͤngeln der gewoͤhnlichen Korn-
darre iſt in Zuͤrich dadurch voͤllig abgeholfen, daß
man anſtatt der Bretter, worauf das Korn liegt,
große Tafeln von ſchwarzem Schiefer genommen hat,
die durch die ſtaͤrkſte Waͤrme nicht die geringſte Ver-
aͤnderung leiden. Dieſe fuͤrtreffliche Verbeſſerung hat
alſo einer ſehr nuͤtzlichen Erfindung ihre Vollkommen-
heit gegeben.
Den 10 Julius. Reiſe von Wuͤlflingen uͤber
Schafhauſen bis Geißlingen in Schwaben.
Es wuͤrde mir erſtaunlich ſchmerzhaft geweſen
ſeyn, meinem Vaterlande und meinen Freunden das
letzte Lebewohl zu ſagen, wenn ich nicht das Gluͤck
gehabt haͤtte, unter einem andern Himmel ein zwey-
tes Vaterland, eine Familie und Freunde zu beſitzen,
die mir eben ſo nahe am Herzen liegen. Das Ver-
langen, dieſe wieder zu ſehen, und durch ſie ein Vergnuͤ-
gen zu genießen, das mir das, was ich jetzt verlaſſen
mußte, erſetzte, machte mir den Abſchied ertraͤglich.
Dabey aber war ich mit innigſter Dankbarkeit gegen
die goͤttliche Fuͤrſehung durchdrungen, die das Schick-
ſal
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |