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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
Dorfe, wo Hr. Joh. Sulzer, ehemaliger Schult-
heiß der Stadt Winterthur, nachdem er gut gefun-
den hatte, sich von allen so rühmlich von ihm verwal-
teten öffentlichen Geschäfften zu entfernen, in einem
höchst angenehmen Landsitze die Ruhe des Alters ge-
nießet. Jn diesem Sitz der Ruhe, der Freundschaft
und des ländlichen Vergnügens genoß ich den herzli-
chen Umgang mit meiner Familie, von der ich seit
bald vierzig Jahren getrennt bin, einiger noch leben-
den Freunde meiner ersten Jugend, und das nicht ge-
ringe Vergnügen, die Scenen der Spiele und Ergötz-
lichkeiten meiner Kindheit wieder zu betreten. Jch
hielt mich hier bis auf den 10 des Julius auf, bin-
nen welcher Zeit auch meine Kräfte wieder merklich zu-
nahmen. Wenn ich hier von der bisher befolgten
Methode, über die Oerter, wo ich mich eine Zeit
lang aufgehalten habe, einige Beobachtungen aufzu-
zeichnen, abweiche, so geschiehet es darum, weil ich
fürchte, ich möchte zu viel oder zu wenig sagen, und
denn auch, weil doch das meiste davon ziemlich be-
kannt ist, ich selbst aber nicht nöthig habe, Dinge,
die ich ohnedem nie vergessen werde, zu desto gewisserm
Andenken für mich selbst aufzuschreiben.

Doch kann ich mich nicht enthalten, diesem Tage-Korndarren.
buche etwas einzuverleiben, das mir wichtig scheint.
Dieses betrifft die besonders gute Einrichtung einer in
Zürich aufgebauten Korndarre.

Die, denen diese nützliche Erfindung, das frische
Getraide zu trocknen, und dadurch vor dem Wurm
zu sichern, und lange Zeit ohne fernere Mühe aufzu-
behalten, bekannt ist, wissen auch, daß der Bau sol-
cher Darren große Schwierigkeiten hat. Durch die

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von Nizza nach Deutſchland.
Dorfe, wo Hr. Joh. Sulzer, ehemaliger Schult-
heiß der Stadt Winterthur, nachdem er gut gefun-
den hatte, ſich von allen ſo ruͤhmlich von ihm verwal-
teten oͤffentlichen Geſchaͤfften zu entfernen, in einem
hoͤchſt angenehmen Landſitze die Ruhe des Alters ge-
nießet. Jn dieſem Sitz der Ruhe, der Freundſchaft
und des laͤndlichen Vergnuͤgens genoß ich den herzli-
chen Umgang mit meiner Familie, von der ich ſeit
bald vierzig Jahren getrennt bin, einiger noch leben-
den Freunde meiner erſten Jugend, und das nicht ge-
ringe Vergnuͤgen, die Scenen der Spiele und Ergoͤtz-
lichkeiten meiner Kindheit wieder zu betreten. Jch
hielt mich hier bis auf den 10 des Julius auf, bin-
nen welcher Zeit auch meine Kraͤfte wieder merklich zu-
nahmen. Wenn ich hier von der bisher befolgten
Methode, uͤber die Oerter, wo ich mich eine Zeit
lang aufgehalten habe, einige Beobachtungen aufzu-
zeichnen, abweiche, ſo geſchiehet es darum, weil ich
fuͤrchte, ich moͤchte zu viel oder zu wenig ſagen, und
denn auch, weil doch das meiſte davon ziemlich be-
kannt iſt, ich ſelbſt aber nicht noͤthig habe, Dinge,
die ich ohnedem nie vergeſſen werde, zu deſto gewiſſerm
Andenken fuͤr mich ſelbſt aufzuſchreiben.

Doch kann ich mich nicht enthalten, dieſem Tage-Korndarren.
buche etwas einzuverleiben, das mir wichtig ſcheint.
Dieſes betrifft die beſonders gute Einrichtung einer in
Zuͤrich aufgebauten Korndarre.

Die, denen dieſe nuͤtzliche Erfindung, das friſche
Getraide zu trocknen, und dadurch vor dem Wurm
zu ſichern, und lange Zeit ohne fernere Muͤhe aufzu-
behalten, bekannt iſt, wiſſen auch, daß der Bau ſol-
cher Darren große Schwierigkeiten hat. Durch die

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[393/0413] von Nizza nach Deutſchland. Dorfe, wo Hr. Joh. Sulzer, ehemaliger Schult- heiß der Stadt Winterthur, nachdem er gut gefun- den hatte, ſich von allen ſo ruͤhmlich von ihm verwal- teten oͤffentlichen Geſchaͤfften zu entfernen, in einem hoͤchſt angenehmen Landſitze die Ruhe des Alters ge- nießet. Jn dieſem Sitz der Ruhe, der Freundſchaft und des laͤndlichen Vergnuͤgens genoß ich den herzli- chen Umgang mit meiner Familie, von der ich ſeit bald vierzig Jahren getrennt bin, einiger noch leben- den Freunde meiner erſten Jugend, und das nicht ge- ringe Vergnuͤgen, die Scenen der Spiele und Ergoͤtz- lichkeiten meiner Kindheit wieder zu betreten. Jch hielt mich hier bis auf den 10 des Julius auf, bin- nen welcher Zeit auch meine Kraͤfte wieder merklich zu- nahmen. Wenn ich hier von der bisher befolgten Methode, uͤber die Oerter, wo ich mich eine Zeit lang aufgehalten habe, einige Beobachtungen aufzu- zeichnen, abweiche, ſo geſchiehet es darum, weil ich fuͤrchte, ich moͤchte zu viel oder zu wenig ſagen, und denn auch, weil doch das meiſte davon ziemlich be- kannt iſt, ich ſelbſt aber nicht noͤthig habe, Dinge, die ich ohnedem nie vergeſſen werde, zu deſto gewiſſerm Andenken fuͤr mich ſelbſt aufzuſchreiben. Doch kann ich mich nicht enthalten, dieſem Tage- buche etwas einzuverleiben, das mir wichtig ſcheint. Dieſes betrifft die beſonders gute Einrichtung einer in Zuͤrich aufgebauten Korndarre. Korndarren. Die, denen dieſe nuͤtzliche Erfindung, das friſche Getraide zu trocknen, und dadurch vor dem Wurm zu ſichern, und lange Zeit ohne fernere Muͤhe aufzu- behalten, bekannt iſt, wiſſen auch, daß der Bau ſol- cher Darren große Schwierigkeiten hat. Durch die be- B b 5

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/413>, abgerufen am 24.11.2024.