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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von der Rückreise
Gewässer ist es gekommen, daß alle ebnere Länder so
hoch mit Schutt von Sand, Erde und Steinen auf-
gehöhet sind. Denn was ist der Boden, auf dem wir
wohnen, und auf dem unsre Aecker gebaut werden,
anders, als ein aus den Gebürgen herunter gespülter
Schutt von eingestürzten Bergen? Dieser liegt an vie-
len Orten etliche hundert Fuß hoch über den ursprüng-
lichen natürlichen Boden erhöht.

Angenehmer ist die Betrachtung über die zweyte
vorhergemachte Anmerkung. Jedes hohe Gebürge
ist ein Magazin, aus welchem der weise Schöpfer der
Welt durch sehr einfache, aber nie genug bewunderte
Anstalten nahen und fernen Ländern, Thieren und
Pflanzen das wichtigste Bedürfniß, das Wasser,
austheilet. Nichts müßte den Bewohnern der Ebe-
nen unbegreiflicher seyn, wenn sie nachdächten, als
das immerwährende Fließen der Wasserquellen, und
das beständige Fortströmen der Flüsse. Sie müßten
bemerken, daß irgendwo ein unerschöfliches Behältniß
von Wassern seyn müßte, aus dem Quellen, Bäche
und Flüsse, die das Wasser in so ungeheurer Menge
wegführen, dasselbe empfangen.

Wer über hohe Gebürge gekommen ist, hat die-
se unerschöpfliche Wassermagazine gesehen, und auch
wahrgenommen, daß sie deswegen unerschöflich sind,
weil sie selbst täglich aus der Luft mit neuem Vorrath
angefüllt werden. Und dann begreift er den immer-
währenden Lauf der Flüsse leicht.

Auf den höchsten Gebürgen regnet es das ganze
Jahr hindurch selten. Die Dünste fallen, wegen
der auf diesen Höhen herrschenden Kälte, als Schnee
herunter. Daher sind diese Gebürge das ganze Jahr

hin-

Tagebuch von der Ruͤckreiſe
Gewaͤſſer iſt es gekommen, daß alle ebnere Laͤnder ſo
hoch mit Schutt von Sand, Erde und Steinen auf-
gehoͤhet ſind. Denn was iſt der Boden, auf dem wir
wohnen, und auf dem unſre Aecker gebaut werden,
anders, als ein aus den Gebuͤrgen herunter geſpuͤlter
Schutt von eingeſtuͤrzten Bergen? Dieſer liegt an vie-
len Orten etliche hundert Fuß hoch uͤber den urſpruͤng-
lichen natuͤrlichen Boden erhoͤht.

Angenehmer iſt die Betrachtung uͤber die zweyte
vorhergemachte Anmerkung. Jedes hohe Gebuͤrge
iſt ein Magazin, aus welchem der weiſe Schoͤpfer der
Welt durch ſehr einfache, aber nie genug bewunderte
Anſtalten nahen und fernen Laͤndern, Thieren und
Pflanzen das wichtigſte Beduͤrfniß, das Waſſer,
austheilet. Nichts muͤßte den Bewohnern der Ebe-
nen unbegreiflicher ſeyn, wenn ſie nachdaͤchten, als
das immerwaͤhrende Fließen der Waſſerquellen, und
das beſtaͤndige Fortſtroͤmen der Fluͤſſe. Sie muͤßten
bemerken, daß irgendwo ein unerſchoͤfliches Behaͤltniß
von Waſſern ſeyn muͤßte, aus dem Quellen, Baͤche
und Fluͤſſe, die das Waſſer in ſo ungeheurer Menge
wegfuͤhren, daſſelbe empfangen.

Wer uͤber hohe Gebuͤrge gekommen iſt, hat die-
ſe unerſchoͤpfliche Waſſermagazine geſehen, und auch
wahrgenommen, daß ſie deswegen unerſchoͤflich ſind,
weil ſie ſelbſt taͤglich aus der Luft mit neuem Vorrath
angefuͤllt werden. Und dann begreift er den immer-
waͤhrenden Lauf der Fluͤſſe leicht.

Auf den hoͤchſten Gebuͤrgen regnet es das ganze
Jahr hindurch ſelten. Die Duͤnſte fallen, wegen
der auf dieſen Hoͤhen herrſchenden Kaͤlte, als Schnee
herunter. Daher ſind dieſe Gebuͤrge das ganze Jahr

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[376/0396] Tagebuch von der Ruͤckreiſe Gewaͤſſer iſt es gekommen, daß alle ebnere Laͤnder ſo hoch mit Schutt von Sand, Erde und Steinen auf- gehoͤhet ſind. Denn was iſt der Boden, auf dem wir wohnen, und auf dem unſre Aecker gebaut werden, anders, als ein aus den Gebuͤrgen herunter geſpuͤlter Schutt von eingeſtuͤrzten Bergen? Dieſer liegt an vie- len Orten etliche hundert Fuß hoch uͤber den urſpruͤng- lichen natuͤrlichen Boden erhoͤht. Angenehmer iſt die Betrachtung uͤber die zweyte vorhergemachte Anmerkung. Jedes hohe Gebuͤrge iſt ein Magazin, aus welchem der weiſe Schoͤpfer der Welt durch ſehr einfache, aber nie genug bewunderte Anſtalten nahen und fernen Laͤndern, Thieren und Pflanzen das wichtigſte Beduͤrfniß, das Waſſer, austheilet. Nichts muͤßte den Bewohnern der Ebe- nen unbegreiflicher ſeyn, wenn ſie nachdaͤchten, als das immerwaͤhrende Fließen der Waſſerquellen, und das beſtaͤndige Fortſtroͤmen der Fluͤſſe. Sie muͤßten bemerken, daß irgendwo ein unerſchoͤfliches Behaͤltniß von Waſſern ſeyn muͤßte, aus dem Quellen, Baͤche und Fluͤſſe, die das Waſſer in ſo ungeheurer Menge wegfuͤhren, daſſelbe empfangen. Wer uͤber hohe Gebuͤrge gekommen iſt, hat die- ſe unerſchoͤpfliche Waſſermagazine geſehen, und auch wahrgenommen, daß ſie deswegen unerſchoͤflich ſind, weil ſie ſelbſt taͤglich aus der Luft mit neuem Vorrath angefuͤllt werden. Und dann begreift er den immer- waͤhrenden Lauf der Fluͤſſe leicht. Auf den hoͤchſten Gebuͤrgen regnet es das ganze Jahr hindurch ſelten. Die Duͤnſte fallen, wegen der auf dieſen Hoͤhen herrſchenden Kaͤlte, als Schnee herunter. Daher ſind dieſe Gebuͤrge das ganze Jahr hin-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/396>, abgerufen am 22.11.2024.