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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
Die Zollbedienten kamen um mich herum, und gaben
mir nicht undeutlich zu verstehen, daß hier eine scharfe
Untersuchung würde angestellt werden. Jch merkte gar
wohl, daß es nur um ein Stück Geld zu thun war,
und daß die Leute selbst keine große Lust hatten, mei-
ne Sachen abzupacken, alles auszukramen, und mir
wieder wohl ein- und aufgepackt zu überliefern. Da
ich aber diesen Tag schon dreymal das Durchsuchen ab-
gekauft hatte, beym Ausfahren aus Meiland, und
beym Ein- und Ausfahren aus Como, so wandelte
mich auf einmal eine üble Laune an. Jch warf ver-
drießlich meine Schlüssel den Leuten hin, und sagte,
sie möchten thun was ihr Amt von ihnen forderte.
Dies war gerade nicht, was sie haben wollten. Sie
stellten mir vor, es würde etwas lange währen, alles
durchzusuchen u. s. f. Aber ich bestund darauf, sie
sollten es thun. Sie machten sich daran; und als sie
an einem Coffre die in Buffalora aufgedruckten Sie-
gel erbrochen sahen, fiengen sie etwas grob an zu sa-
gen, der Coffre sey in Meiland versiegelt worden,
und ich habe das Siegel gegen die Verordnungen ab-
gerissen u. s. f. Als sie sich nicht wollten bedeuten
lassen, daß dieses alte, bey meinem Eintritt in das
Land aufgedrückte Siegel seyen, die ich allerdings in
Meiland abzureissen befugt gewesen, und mich also,
wie einen Contrebandier behandeln wollten, wurde
ich etwas laut mit ihnen. Einiges Volk vom Dorfe
versammelte sich um uns, um zu sehen, wie dieses
ablaufen würde. Jch drohte endlich diesen Leuten, sie
am gehörigen Orte zu belangen, wo sie nicht gleich
machen würden, daß ich meinen Weg fortsetzen könn-
te. Sie machten sich endlich an das Abpacken, aber

ohne

von Nizza nach Deutſchland.
Die Zollbedienten kamen um mich herum, und gaben
mir nicht undeutlich zu verſtehen, daß hier eine ſcharfe
Unterſuchung wuͤrde angeſtellt werden. Jch merkte gar
wohl, daß es nur um ein Stuͤck Geld zu thun war,
und daß die Leute ſelbſt keine große Luſt hatten, mei-
ne Sachen abzupacken, alles auszukramen, und mir
wieder wohl ein- und aufgepackt zu uͤberliefern. Da
ich aber dieſen Tag ſchon dreymal das Durchſuchen ab-
gekauft hatte, beym Ausfahren aus Meiland, und
beym Ein- und Ausfahren aus Como, ſo wandelte
mich auf einmal eine uͤble Laune an. Jch warf ver-
drießlich meine Schluͤſſel den Leuten hin, und ſagte,
ſie moͤchten thun was ihr Amt von ihnen forderte.
Dies war gerade nicht, was ſie haben wollten. Sie
ſtellten mir vor, es wuͤrde etwas lange waͤhren, alles
durchzuſuchen u. ſ. f. Aber ich beſtund darauf, ſie
ſollten es thun. Sie machten ſich daran; und als ſie
an einem Coffre die in Buffalora aufgedruckten Sie-
gel erbrochen ſahen, fiengen ſie etwas grob an zu ſa-
gen, der Coffre ſey in Meiland verſiegelt worden,
und ich habe das Siegel gegen die Verordnungen ab-
geriſſen u. ſ. f. Als ſie ſich nicht wollten bedeuten
laſſen, daß dieſes alte, bey meinem Eintritt in das
Land aufgedruͤckte Siegel ſeyen, die ich allerdings in
Meiland abzureiſſen befugt geweſen, und mich alſo,
wie einen Contrebandier behandeln wollten, wurde
ich etwas laut mit ihnen. Einiges Volk vom Dorfe
verſammelte ſich um uns, um zu ſehen, wie dieſes
ablaufen wuͤrde. Jch drohte endlich dieſen Leuten, ſie
am gehoͤrigen Orte zu belangen, wo ſie nicht gleich
machen wuͤrden, daß ich meinen Weg fortſetzen koͤnn-
te. Sie machten ſich endlich an das Abpacken, aber

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[345[347]/0367] von Nizza nach Deutſchland. Die Zollbedienten kamen um mich herum, und gaben mir nicht undeutlich zu verſtehen, daß hier eine ſcharfe Unterſuchung wuͤrde angeſtellt werden. Jch merkte gar wohl, daß es nur um ein Stuͤck Geld zu thun war, und daß die Leute ſelbſt keine große Luſt hatten, mei- ne Sachen abzupacken, alles auszukramen, und mir wieder wohl ein- und aufgepackt zu uͤberliefern. Da ich aber dieſen Tag ſchon dreymal das Durchſuchen ab- gekauft hatte, beym Ausfahren aus Meiland, und beym Ein- und Ausfahren aus Como, ſo wandelte mich auf einmal eine uͤble Laune an. Jch warf ver- drießlich meine Schluͤſſel den Leuten hin, und ſagte, ſie moͤchten thun was ihr Amt von ihnen forderte. Dies war gerade nicht, was ſie haben wollten. Sie ſtellten mir vor, es wuͤrde etwas lange waͤhren, alles durchzuſuchen u. ſ. f. Aber ich beſtund darauf, ſie ſollten es thun. Sie machten ſich daran; und als ſie an einem Coffre die in Buffalora aufgedruckten Sie- gel erbrochen ſahen, fiengen ſie etwas grob an zu ſa- gen, der Coffre ſey in Meiland verſiegelt worden, und ich habe das Siegel gegen die Verordnungen ab- geriſſen u. ſ. f. Als ſie ſich nicht wollten bedeuten laſſen, daß dieſes alte, bey meinem Eintritt in das Land aufgedruͤckte Siegel ſeyen, die ich allerdings in Meiland abzureiſſen befugt geweſen, und mich alſo, wie einen Contrebandier behandeln wollten, wurde ich etwas laut mit ihnen. Einiges Volk vom Dorfe verſammelte ſich um uns, um zu ſehen, wie dieſes ablaufen wuͤrde. Jch drohte endlich dieſen Leuten, ſie am gehoͤrigen Orte zu belangen, wo ſie nicht gleich machen wuͤrden, daß ich meinen Weg fortſetzen koͤnn- te. Sie machten ſich endlich an das Abpacken, aber ohne

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 345[347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/367>, abgerufen am 22.12.2024.