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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
rium daselbst ist fürtrefflich eingerichtet, und mit den
kostbarsten und neusten Beobachtungsinstrumenten
reichlich versehen.

Jch muß zu billigem Lobe einiger braven Ordens-
männer, die ich hier gesprochen habe, noch anmerken,
daß sie selbst über solche Verordnungen, die man viel-
leicht an andern Orten Eingriffe in fremdes Recht nen-
nen würde, sich sehr zufrieden bezeigt haben. Sie
erkannten, daß sie dadurch in eine nützliche Verbin-
dung mit dem Staate kommen, und daß unter ihnen
selbst diejenigen, die Lust zum Studiren haben, durch
diese neuen Anstalten desto bessere Gelegenheit dazu be-
kommen.

Auf gedachtem Collegio di Brera habe ich, un-
ter andern braven und sehr fleißigen Männern, auch
den Abbe Fromont kennen gelernt, der Professor
der Optik ist, und eine vorzügliche Geschicklichkeit im
Glasschleifen hat. Jch habe achromatische von ihm
verfertigte Ferngläser gesehen, die den besten von
Dollond und von Ramsden verfertigten gewiß nicht
nachstehen, wo nicht gar sie übertreffen. Er ist
selbst in England gewesen, und hat von da einen schö-
nen Vorrath von sehr gutem, so schwer rein zu bekom-
menden Flintglaß mitgebracht. Bey ihm traf ich auch
den D. Volta aus Como an, der die neue elektrische
Maschine erfunden hat, die er Electroforo nennt, und
womit er in meiner Gegenwart verschiedene Versuche
gemacht hat.

Der Minister Graf von Firmian erwies mir ei-
nes Tages die Ehre, mich nach Monza auf das Land-
haus des Marchese Recalcati, bey dem Se. Excel-
lenz sich einige Tage aufhielt, einzuladen; und bey

die-

von Nizza nach Deutſchland.
rium daſelbſt iſt fuͤrtrefflich eingerichtet, und mit den
koſtbarſten und neuſten Beobachtungsinſtrumenten
reichlich verſehen.

Jch muß zu billigem Lobe einiger braven Ordens-
maͤnner, die ich hier geſprochen habe, noch anmerken,
daß ſie ſelbſt uͤber ſolche Verordnungen, die man viel-
leicht an andern Orten Eingriffe in fremdes Recht nen-
nen wuͤrde, ſich ſehr zufrieden bezeigt haben. Sie
erkannten, daß ſie dadurch in eine nuͤtzliche Verbin-
dung mit dem Staate kommen, und daß unter ihnen
ſelbſt diejenigen, die Luſt zum Studiren haben, durch
dieſe neuen Anſtalten deſto beſſere Gelegenheit dazu be-
kommen.

Auf gedachtem Collegio di Brera habe ich, un-
ter andern braven und ſehr fleißigen Maͤnnern, auch
den Abbé Fromont kennen gelernt, der Profeſſor
der Optik iſt, und eine vorzuͤgliche Geſchicklichkeit im
Glasſchleifen hat. Jch habe achromatiſche von ihm
verfertigte Fernglaͤſer geſehen, die den beſten von
Dollond und von Ramsden verfertigten gewiß nicht
nachſtehen, wo nicht gar ſie uͤbertreffen. Er iſt
ſelbſt in England geweſen, und hat von da einen ſchoͤ-
nen Vorrath von ſehr gutem, ſo ſchwer rein zu bekom-
menden Flintglaß mitgebracht. Bey ihm traf ich auch
den D. Volta aus Como an, der die neue elektriſche
Maſchine erfunden hat, die er Electroforo nennt, und
womit er in meiner Gegenwart verſchiedene Verſuche
gemacht hat.

Der Miniſter Graf von Firmian erwies mir ei-
nes Tages die Ehre, mich nach Monza auf das Land-
haus des Marcheſe Recalcati, bey dem Se. Excel-
lenz ſich einige Tage aufhielt, einzuladen; und bey

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[335/0355] von Nizza nach Deutſchland. rium daſelbſt iſt fuͤrtrefflich eingerichtet, und mit den koſtbarſten und neuſten Beobachtungsinſtrumenten reichlich verſehen. Jch muß zu billigem Lobe einiger braven Ordens- maͤnner, die ich hier geſprochen habe, noch anmerken, daß ſie ſelbſt uͤber ſolche Verordnungen, die man viel- leicht an andern Orten Eingriffe in fremdes Recht nen- nen wuͤrde, ſich ſehr zufrieden bezeigt haben. Sie erkannten, daß ſie dadurch in eine nuͤtzliche Verbin- dung mit dem Staate kommen, und daß unter ihnen ſelbſt diejenigen, die Luſt zum Studiren haben, durch dieſe neuen Anſtalten deſto beſſere Gelegenheit dazu be- kommen. Auf gedachtem Collegio di Brera habe ich, un- ter andern braven und ſehr fleißigen Maͤnnern, auch den Abbé Fromont kennen gelernt, der Profeſſor der Optik iſt, und eine vorzuͤgliche Geſchicklichkeit im Glasſchleifen hat. Jch habe achromatiſche von ihm verfertigte Fernglaͤſer geſehen, die den beſten von Dollond und von Ramsden verfertigten gewiß nicht nachſtehen, wo nicht gar ſie uͤbertreffen. Er iſt ſelbſt in England geweſen, und hat von da einen ſchoͤ- nen Vorrath von ſehr gutem, ſo ſchwer rein zu bekom- menden Flintglaß mitgebracht. Bey ihm traf ich auch den D. Volta aus Como an, der die neue elektriſche Maſchine erfunden hat, die er Electroforo nennt, und womit er in meiner Gegenwart verſchiedene Verſuche gemacht hat. Der Miniſter Graf von Firmian erwies mir ei- nes Tages die Ehre, mich nach Monza auf das Land- haus des Marcheſe Recalcati, bey dem Se. Excel- lenz ſich einige Tage aufhielt, einzuladen; und bey die-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/355>, abgerufen am 25.11.2024.