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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
genstehenden Bort auf einen anstoßenden Acker heraus.
Dadurch wird das Wasser beständig frisch erhalten.
Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer-
den, in welche das Wasser aus den niedrigsten Ae-
ckern zusammenfließt, und wieder in den Hauptstrom,
aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen gesammelt
wird. Dieses giebt dem Lande ein schönes Ansehen,
macht es aber auch merklich ungesund, weil bey der
Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus-
dünstungen in die Luft gehen müssen.

Von Vercelli bis nach Novarra ist ohngefährVon Vercelli
nach Novar-
ra.

dasselbe Land. Die Sesia und verschiedene andre
kleine Flüsse und Ströme, die von den Alpen herun-
ter kommen, und oft sehr stark anlaufen, machen viel
längst ihren Ufern liegendes Land durch Ueberschüttung
mit Sand und Steinen, auch durch Wegspülung der
guten Erde rauh und unfruchtbar. Man würde hier
viel schönes Land mehr erhalten haben, wenn es mög-
lich gewesen wäre, diese Ströme in engere Ufer ein-
zuschließen. Dieses ist aber bey solchen schnellen und
oft stark anschwellenden Strömen entweder ganz un-
möglich, oder würde zu viel Aufwand erfordern.
Novarra ist eine gute Festung, und, wie es mir
schien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.

Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz
Piemont bis hieher blos ganz weisses, aber großes
Rindvieh gesehen habe; hingegen sind alle Schweine
ganz schwarz, und unterscheiden sich von den deutschen
Schweinen durch sehr breite, wie Lappen herunter
hangende Ohren.

Den
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von Nizza nach Deutſchland.
genſtehenden Bort auf einen anſtoßenden Acker heraus.
Dadurch wird das Waſſer beſtaͤndig friſch erhalten.
Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer-
den, in welche das Waſſer aus den niedrigſten Ae-
ckern zuſammenfließt, und wieder in den Hauptſtrom,
aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen geſammelt
wird. Dieſes giebt dem Lande ein ſchoͤnes Anſehen,
macht es aber auch merklich ungeſund, weil bey der
Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus-
duͤnſtungen in die Luft gehen muͤſſen.

Von Vercelli bis nach Novarra iſt ohngefaͤhrVon Vercelli
nach Novar-
ra.

daſſelbe Land. Die Seſia und verſchiedene andre
kleine Fluͤſſe und Stroͤme, die von den Alpen herun-
ter kommen, und oft ſehr ſtark anlaufen, machen viel
laͤngſt ihren Ufern liegendes Land durch Ueberſchuͤttung
mit Sand und Steinen, auch durch Wegſpuͤlung der
guten Erde rauh und unfruchtbar. Man wuͤrde hier
viel ſchoͤnes Land mehr erhalten haben, wenn es moͤg-
lich geweſen waͤre, dieſe Stroͤme in engere Ufer ein-
zuſchließen. Dieſes iſt aber bey ſolchen ſchnellen und
oft ſtark anſchwellenden Stroͤmen entweder ganz un-
moͤglich, oder wuͤrde zu viel Aufwand erfordern.
Novarra iſt eine gute Feſtung, und, wie es mir
ſchien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.

Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz
Piemont bis hieher blos ganz weiſſes, aber großes
Rindvieh geſehen habe; hingegen ſind alle Schweine
ganz ſchwarz, und unterſcheiden ſich von den deutſchen
Schweinen durch ſehr breite, wie Lappen herunter
hangende Ohren.

Den
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[323/0343] von Nizza nach Deutſchland. genſtehenden Bort auf einen anſtoßenden Acker heraus. Dadurch wird das Waſſer beſtaͤndig friſch erhalten. Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer- den, in welche das Waſſer aus den niedrigſten Ae- ckern zuſammenfließt, und wieder in den Hauptſtrom, aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen geſammelt wird. Dieſes giebt dem Lande ein ſchoͤnes Anſehen, macht es aber auch merklich ungeſund, weil bey der Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus- duͤnſtungen in die Luft gehen muͤſſen. Von Vercelli bis nach Novarra iſt ohngefaͤhr daſſelbe Land. Die Seſia und verſchiedene andre kleine Fluͤſſe und Stroͤme, die von den Alpen herun- ter kommen, und oft ſehr ſtark anlaufen, machen viel laͤngſt ihren Ufern liegendes Land durch Ueberſchuͤttung mit Sand und Steinen, auch durch Wegſpuͤlung der guten Erde rauh und unfruchtbar. Man wuͤrde hier viel ſchoͤnes Land mehr erhalten haben, wenn es moͤg- lich geweſen waͤre, dieſe Stroͤme in engere Ufer ein- zuſchließen. Dieſes iſt aber bey ſolchen ſchnellen und oft ſtark anſchwellenden Stroͤmen entweder ganz un- moͤglich, oder wuͤrde zu viel Aufwand erfordern. Novarra iſt eine gute Feſtung, und, wie es mir ſchien, ein volkreicher und nahrhafter Ort. Von Vercelli nach Novar- ra. Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz Piemont bis hieher blos ganz weiſſes, aber großes Rindvieh geſehen habe; hingegen ſind alle Schweine ganz ſchwarz, und unterſcheiden ſich von den deutſchen Schweinen durch ſehr breite, wie Lappen herunter hangende Ohren. Den X 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/343>, abgerufen am 23.11.2024.