genstehenden Bort auf einen anstoßenden Acker heraus. Dadurch wird das Wasser beständig frisch erhalten. Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer- den, in welche das Wasser aus den niedrigsten Ae- ckern zusammenfließt, und wieder in den Hauptstrom, aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen gesammelt wird. Dieses giebt dem Lande ein schönes Ansehen, macht es aber auch merklich ungesund, weil bey der Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus- dünstungen in die Luft gehen müssen.
Von Vercelli bis nach Novarra ist ohngefährVon Vercelli nach Novar- ra. dasselbe Land. Die Sesia und verschiedene andre kleine Flüsse und Ströme, die von den Alpen herun- ter kommen, und oft sehr stark anlaufen, machen viel längst ihren Ufern liegendes Land durch Ueberschüttung mit Sand und Steinen, auch durch Wegspülung der guten Erde rauh und unfruchtbar. Man würde hier viel schönes Land mehr erhalten haben, wenn es mög- lich gewesen wäre, diese Ströme in engere Ufer ein- zuschließen. Dieses ist aber bey solchen schnellen und oft stark anschwellenden Strömen entweder ganz un- möglich, oder würde zu viel Aufwand erfordern. Novarra ist eine gute Festung, und, wie es mir schien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.
Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz Piemont bis hieher blos ganz weisses, aber großes Rindvieh gesehen habe; hingegen sind alle Schweine ganz schwarz, und unterscheiden sich von den deutschen Schweinen durch sehr breite, wie Lappen herunter hangende Ohren.
Den
X 2
von Nizza nach Deutſchland.
genſtehenden Bort auf einen anſtoßenden Acker heraus. Dadurch wird das Waſſer beſtaͤndig friſch erhalten. Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer- den, in welche das Waſſer aus den niedrigſten Ae- ckern zuſammenfließt, und wieder in den Hauptſtrom, aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen geſammelt wird. Dieſes giebt dem Lande ein ſchoͤnes Anſehen, macht es aber auch merklich ungeſund, weil bey der Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus- duͤnſtungen in die Luft gehen muͤſſen.
Von Vercelli bis nach Novarra iſt ohngefaͤhrVon Vercelli nach Novar- ra. daſſelbe Land. Die Seſia und verſchiedene andre kleine Fluͤſſe und Stroͤme, die von den Alpen herun- ter kommen, und oft ſehr ſtark anlaufen, machen viel laͤngſt ihren Ufern liegendes Land durch Ueberſchuͤttung mit Sand und Steinen, auch durch Wegſpuͤlung der guten Erde rauh und unfruchtbar. Man wuͤrde hier viel ſchoͤnes Land mehr erhalten haben, wenn es moͤg- lich geweſen waͤre, dieſe Stroͤme in engere Ufer ein- zuſchließen. Dieſes iſt aber bey ſolchen ſchnellen und oft ſtark anſchwellenden Stroͤmen entweder ganz un- moͤglich, oder wuͤrde zu viel Aufwand erfordern. Novarra iſt eine gute Feſtung, und, wie es mir ſchien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.
Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz Piemont bis hieher blos ganz weiſſes, aber großes Rindvieh geſehen habe; hingegen ſind alle Schweine ganz ſchwarz, und unterſcheiden ſich von den deutſchen Schweinen durch ſehr breite, wie Lappen herunter hangende Ohren.
Den
X 2
<TEI><text><body><divn="1"><divtype="diaryEntry"n="2"><p><pbfacs="#f0343"n="323"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">von Nizza nach Deutſchland.</hi></fw><lb/>
genſtehenden Bort auf einen anſtoßenden Acker heraus.<lb/>
Dadurch wird das Waſſer beſtaͤndig friſch erhalten.<lb/>
Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer-<lb/>
den, in welche das Waſſer aus den niedrigſten Ae-<lb/>
ckern zuſammenfließt, und wieder in den Hauptſtrom,<lb/>
aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen geſammelt<lb/>
wird. Dieſes giebt dem Lande ein ſchoͤnes Anſehen,<lb/>
macht es aber auch merklich ungeſund, weil bey der<lb/>
Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus-<lb/>
duͤnſtungen in die Luft gehen muͤſſen.</p><lb/><p>Von <hirendition="#fr">Vercelli</hi> bis nach <hirendition="#fr">Novarra</hi> iſt ohngefaͤhr<noteplace="right">Von Vercelli<lb/>
nach Novar-<lb/>
ra.</note><lb/>
daſſelbe Land. Die <hirendition="#fr">Seſia</hi> und verſchiedene andre<lb/>
kleine Fluͤſſe und Stroͤme, die von den Alpen herun-<lb/>
ter kommen, und oft ſehr ſtark anlaufen, machen viel<lb/>
laͤngſt ihren Ufern liegendes Land durch Ueberſchuͤttung<lb/>
mit Sand und Steinen, auch durch Wegſpuͤlung der<lb/>
guten Erde rauh und unfruchtbar. Man wuͤrde hier<lb/>
viel ſchoͤnes Land mehr erhalten haben, wenn es moͤg-<lb/>
lich geweſen waͤre, dieſe Stroͤme in engere Ufer ein-<lb/>
zuſchließen. Dieſes iſt aber bey ſolchen ſchnellen und<lb/>
oft ſtark anſchwellenden Stroͤmen entweder ganz un-<lb/>
moͤglich, oder wuͤrde zu viel Aufwand erfordern.<lb/><hirendition="#fr">Novarra</hi> iſt eine gute Feſtung, und, wie es mir<lb/>ſchien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.</p><lb/><p>Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz<lb/><hirendition="#fr">Piemont</hi> bis hieher blos ganz weiſſes, aber großes<lb/>
Rindvieh geſehen habe; hingegen ſind alle Schweine<lb/>
ganz ſchwarz, und unterſcheiden ſich von den deutſchen<lb/>
Schweinen durch ſehr breite, wie Lappen herunter<lb/>
hangende Ohren.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">Den</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[323/0343]
von Nizza nach Deutſchland.
genſtehenden Bort auf einen anſtoßenden Acker heraus.
Dadurch wird das Waſſer beſtaͤndig friſch erhalten.
Es mußten aber auch viel Abzugsgraben gemacht wer-
den, in welche das Waſſer aus den niedrigſten Ae-
ckern zuſammenfließt, und wieder in den Hauptſtrom,
aus dem es abgezapft worden, zum Ablaufen geſammelt
wird. Dieſes giebt dem Lande ein ſchoͤnes Anſehen,
macht es aber auch merklich ungeſund, weil bey der
Austrocknung der Felder nothwendig viel faule Aus-
duͤnſtungen in die Luft gehen muͤſſen.
Von Vercelli bis nach Novarra iſt ohngefaͤhr
daſſelbe Land. Die Seſia und verſchiedene andre
kleine Fluͤſſe und Stroͤme, die von den Alpen herun-
ter kommen, und oft ſehr ſtark anlaufen, machen viel
laͤngſt ihren Ufern liegendes Land durch Ueberſchuͤttung
mit Sand und Steinen, auch durch Wegſpuͤlung der
guten Erde rauh und unfruchtbar. Man wuͤrde hier
viel ſchoͤnes Land mehr erhalten haben, wenn es moͤg-
lich geweſen waͤre, dieſe Stroͤme in engere Ufer ein-
zuſchließen. Dieſes iſt aber bey ſolchen ſchnellen und
oft ſtark anſchwellenden Stroͤmen entweder ganz un-
moͤglich, oder wuͤrde zu viel Aufwand erfordern.
Novarra iſt eine gute Feſtung, und, wie es mir
ſchien, ein volkreicher und nahrhafter Ort.
Von Vercelli
nach Novar-
ra.
Jch will noch anmerken, daß ich durch ganz
Piemont bis hieher blos ganz weiſſes, aber großes
Rindvieh geſehen habe; hingegen ſind alle Schweine
ganz ſchwarz, und unterſcheiden ſich von den deutſchen
Schweinen durch ſehr breite, wie Lappen herunter
hangende Ohren.
Den
X 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/343>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.