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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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von Nizza nach Deutschland.
chen Klagen der Professoren oder Studenten anzuneh-
men, und um bey der Hand zu seyn, so oft es ihm
beliebt in die Lectionen zu gehen, und sowohl den öf-
fentlichen als Privatprüfungen der Studirenden bey-
zuwohnen.

Eine Hauptperson bey diesem Collegio ist der Cen-
sor, der die nähere Aufsicht über alle zur Universität
gehörige Personen hat, und von dem besonders die
Unterbedienten abhangen. Er muß täglich sich auf
der Universität einfinden, um überall gute Ordnung
zu erhalten; und an ihn müssen alle Bittschriften der
Universitätsverwandten eingereicht werden. Er unter-
sucht die Zeugnisse, auf welche die jungen Leute aus den
andern Schulen in die Universität suchen aufgenommen
zu werden; desgleichen auch die Zeugnisse, auf wel-
che ein Student zum Examen zur Beförderung in ei-
ne andre Classe, oder zu einem akademischen Grade
zugelassen werden soll. Jhm muß jährlich von den
Professoren ein Verzeichniß von den Studenten, wel-
che die größte Hoffnung von sich geben, eingereicht
werden. Diese Verzeichnisse werden bey ihm aufbe-
halten. Auch muß er dafür sorgen, daß die Regi-
stratur der Universität in guter Ordnung gehalten wer-
de, muß alljährlich die Verzeichnisse der der Universi-
tät gehörigen Geräthschaften, Jnstrumente, des
Musei, der Anatomie, und des großen Krankenhau-
ses (Spedale di S. Gioanni), davon ich oben ge-
sprochen habe, nachsehen, und mit den wirklich vor-
handenen Sachen vergleichen. Noch hat er die be-
sondere Aufsicht auf die Lehrer der untern Schulen der
Hauptstadt, und muß, so oft der Magistrato della
Riforma
es für gut findet, die Schulen in den Pro-

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von Nizza nach Deutſchland.
chen Klagen der Profeſſoren oder Studenten anzuneh-
men, und um bey der Hand zu ſeyn, ſo oft es ihm
beliebt in die Lectionen zu gehen, und ſowohl den oͤf-
fentlichen als Privatpruͤfungen der Studirenden bey-
zuwohnen.

Eine Hauptperſon bey dieſem Collegio iſt der Cen-
ſor, der die naͤhere Aufſicht uͤber alle zur Univerſitaͤt
gehoͤrige Perſonen hat, und von dem beſonders die
Unterbedienten abhangen. Er muß taͤglich ſich auf
der Univerſitaͤt einfinden, um uͤberall gute Ordnung
zu erhalten; und an ihn muͤſſen alle Bittſchriften der
Univerſitaͤtsverwandten eingereicht werden. Er unter-
ſucht die Zeugniſſe, auf welche die jungen Leute aus den
andern Schulen in die Univerſitaͤt ſuchen aufgenommen
zu werden; desgleichen auch die Zeugniſſe, auf wel-
che ein Student zum Examen zur Befoͤrderung in ei-
ne andre Claſſe, oder zu einem akademiſchen Grade
zugelaſſen werden ſoll. Jhm muß jaͤhrlich von den
Profeſſoren ein Verzeichniß von den Studenten, wel-
che die groͤßte Hoffnung von ſich geben, eingereicht
werden. Dieſe Verzeichniſſe werden bey ihm aufbe-
halten. Auch muß er dafuͤr ſorgen, daß die Regi-
ſtratur der Univerſitaͤt in guter Ordnung gehalten wer-
de, muß alljaͤhrlich die Verzeichniſſe der der Univerſi-
taͤt gehoͤrigen Geraͤthſchaften, Jnſtrumente, des
Muſei, der Anatomie, und des großen Krankenhau-
ſes (Spedale di S. Gioanni), davon ich oben ge-
ſprochen habe, nachſehen, und mit den wirklich vor-
handenen Sachen vergleichen. Noch hat er die be-
ſondere Aufſicht auf die Lehrer der untern Schulen der
Hauptſtadt, und muß, ſo oft der Magiſtrato della
Riforma
es fuͤr gut findet, die Schulen in den Pro-

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[309/0329] von Nizza nach Deutſchland. chen Klagen der Profeſſoren oder Studenten anzuneh- men, und um bey der Hand zu ſeyn, ſo oft es ihm beliebt in die Lectionen zu gehen, und ſowohl den oͤf- fentlichen als Privatpruͤfungen der Studirenden bey- zuwohnen. Eine Hauptperſon bey dieſem Collegio iſt der Cen- ſor, der die naͤhere Aufſicht uͤber alle zur Univerſitaͤt gehoͤrige Perſonen hat, und von dem beſonders die Unterbedienten abhangen. Er muß taͤglich ſich auf der Univerſitaͤt einfinden, um uͤberall gute Ordnung zu erhalten; und an ihn muͤſſen alle Bittſchriften der Univerſitaͤtsverwandten eingereicht werden. Er unter- ſucht die Zeugniſſe, auf welche die jungen Leute aus den andern Schulen in die Univerſitaͤt ſuchen aufgenommen zu werden; desgleichen auch die Zeugniſſe, auf wel- che ein Student zum Examen zur Befoͤrderung in ei- ne andre Claſſe, oder zu einem akademiſchen Grade zugelaſſen werden ſoll. Jhm muß jaͤhrlich von den Profeſſoren ein Verzeichniß von den Studenten, wel- che die groͤßte Hoffnung von ſich geben, eingereicht werden. Dieſe Verzeichniſſe werden bey ihm aufbe- halten. Auch muß er dafuͤr ſorgen, daß die Regi- ſtratur der Univerſitaͤt in guter Ordnung gehalten wer- de, muß alljaͤhrlich die Verzeichniſſe der der Univerſi- taͤt gehoͤrigen Geraͤthſchaften, Jnſtrumente, des Muſei, der Anatomie, und des großen Krankenhau- ſes (Spedale di S. Gioanni), davon ich oben ge- ſprochen habe, nachſehen, und mit den wirklich vor- handenen Sachen vergleichen. Noch hat er die be- ſondere Aufſicht auf die Lehrer der untern Schulen der Hauptſtadt, und muß, ſo oft der Magiſtrato della Riforma es fuͤr gut findet, die Schulen in den Pro- vin- U 3

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/329>, abgerufen am 24.11.2024.