Jch hatte von Coni aus meinen Meilenmesser an dem Rade befestigen lassen; weil er aber, ich weiß nicht wie, in Unordnung gekommen war, die ich erst in Savigliano gewahr worden, so habe ich auch nur von da aus bis Turin ein richtiges Maaß des We- ges genommen. Jch fand diesen Weg von 159180 rheinl. Fuß, oder 61/2 deutsche Meilen. Da er ge- nau zwanzig piemontesische Meilen ausmachen soll, so giebt dieses 7959 Fuß für die piemontesische Meile. Man rechnet aber zwey solche Meilen für eine Lieue de France, und zehen für funfzehn gemeine italiänische Meilen, welches für die gemeine italiänische Meile 5306 Fuß giebt.
Vom 6 bis zum 21 May. Aufenthalt in Turin.
Der Marquis de Breze', Generaladjutant derAufenthalt in Turin. Cavallerie, den ich vor einigen Jahren in Berlin ken- nen gelernt, hatte mich, da ich mich noch in Nizza aufhielt, auf eine so gütige als dringende Weise genö- thiget, bey meiner Rückreise über Turin in seinem Hause abzutreten, daß ich nicht umhin konnte, die Einladung anzunehmen. Durch die offenherzige Freundschaft, womit ich in diesem Hause aufgenom- men wurde, durch die auserlesene Gesellschaft und den interessanten Umgang, die ich täglich durch die Gü- tigkeit des Marquis da genoß, und durch seine Auf- merksamkeit, mich mit den Merkwürdigkeiten dieser schönen Hauptstadt bekannt zu machen, wurden die 14 Tage, die ich hier zubrachte, mir so sehr ange- nehm, daß ich sie unter die besten Tage meines Lebens zählen kann. Die vielfältigen Annehmlichkeiten, die ich hier genossen, habe ich, außer dem Marquis,
dem
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von Nizza nach Deutſchland.
Jch hatte von Coni aus meinen Meilenmeſſer an dem Rade befeſtigen laſſen; weil er aber, ich weiß nicht wie, in Unordnung gekommen war, die ich erſt in Savigliano gewahr worden, ſo habe ich auch nur von da aus bis Turin ein richtiges Maaß des We- ges genommen. Jch fand dieſen Weg von 159180 rheinl. Fuß, oder 6½ deutſche Meilen. Da er ge- nau zwanzig piemonteſiſche Meilen ausmachen ſoll, ſo giebt dieſes 7959 Fuß fuͤr die piemonteſiſche Meile. Man rechnet aber zwey ſolche Meilen fuͤr eine Lieue de France, und zehen fuͤr funfzehn gemeine italiaͤniſche Meilen, welches fuͤr die gemeine italiaͤniſche Meile 5306 Fuß giebt.
Vom 6 bis zum 21 May. Aufenthalt in Turin.
Der Marquis de Breze’, Generaladjutant derAufenthalt in Turin. Cavallerie, den ich vor einigen Jahren in Berlin ken- nen gelernt, hatte mich, da ich mich noch in Nizza aufhielt, auf eine ſo guͤtige als dringende Weiſe genoͤ- thiget, bey meiner Ruͤckreiſe uͤber Turin in ſeinem Hauſe abzutreten, daß ich nicht umhin konnte, die Einladung anzunehmen. Durch die offenherzige Freundſchaft, womit ich in dieſem Hauſe aufgenom- men wurde, durch die auserleſene Geſellſchaft und den intereſſanten Umgang, die ich taͤglich durch die Guͤ- tigkeit des Marquis da genoß, und durch ſeine Auf- merkſamkeit, mich mit den Merkwuͤrdigkeiten dieſer ſchoͤnen Hauptſtadt bekannt zu machen, wurden die 14 Tage, die ich hier zubrachte, mir ſo ſehr ange- nehm, daß ich ſie unter die beſten Tage meines Lebens zaͤhlen kann. Die vielfaͤltigen Annehmlichkeiten, die ich hier genoſſen, habe ich, außer dem Marquis,
dem
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von Nizza nach Deutſchland.
Jch hatte von Coni aus meinen Meilenmeſſer an
dem Rade befeſtigen laſſen; weil er aber, ich weiß
nicht wie, in Unordnung gekommen war, die ich erſt
in Savigliano gewahr worden, ſo habe ich auch nur
von da aus bis Turin ein richtiges Maaß des We-
ges genommen. Jch fand dieſen Weg von 159180
rheinl. Fuß, oder 6½ deutſche Meilen. Da er ge-
nau zwanzig piemonteſiſche Meilen ausmachen ſoll, ſo
giebt dieſes 7959 Fuß fuͤr die piemonteſiſche Meile.
Man rechnet aber zwey ſolche Meilen fuͤr eine Lieue
de France, und zehen fuͤr funfzehn gemeine italiaͤniſche
Meilen, welches fuͤr die gemeine italiaͤniſche Meile
5306 Fuß giebt.
Vom 6 bis zum 21 May. Aufenthalt in Turin.
Der Marquis de Breze’, Generaladjutant der
Cavallerie, den ich vor einigen Jahren in Berlin ken-
nen gelernt, hatte mich, da ich mich noch in Nizza
aufhielt, auf eine ſo guͤtige als dringende Weiſe genoͤ-
thiget, bey meiner Ruͤckreiſe uͤber Turin in ſeinem
Hauſe abzutreten, daß ich nicht umhin konnte, die
Einladung anzunehmen. Durch die offenherzige
Freundſchaft, womit ich in dieſem Hauſe aufgenom-
men wurde, durch die auserleſene Geſellſchaft und den
intereſſanten Umgang, die ich taͤglich durch die Guͤ-
tigkeit des Marquis da genoß, und durch ſeine Auf-
merkſamkeit, mich mit den Merkwuͤrdigkeiten dieſer
ſchoͤnen Hauptſtadt bekannt zu machen, wurden die
14 Tage, die ich hier zubrachte, mir ſo ſehr ange-
nehm, daß ich ſie unter die beſten Tage meines Lebens
zaͤhlen kann. Die vielfaͤltigen Annehmlichkeiten, die
ich hier genoſſen, habe ich, außer dem Marquis,
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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