Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.Tagebuch von einer nach Nizza Hier ist nun auch das Tageregister meiner Beob- Meteorologische Beobachtungen in Nizza gemacht. Die Grade des Thermometers sind fahrenheitische Gra- de, und zuverläßig, da ich die Thermometer selbst mit großem Fleiß gemacht habe. Die Kügelchen, darin die Hauptmasse des Quecksilbers ist, sind sehr klein, so daß das Quecksilber schnell die Tem- peratur der Luft annimmt, und also jede Abwech- selung sogleich anzeiget. Das Thermometer, des- sen Stand täglich dreymal angemerkt worden, nämlich 1) kurz vor der Sonnen Aufgang, 2) im Mittage, und 3) gleich nach Untergang der Son- ne, hieng vor meinem Fenster gegen Norden. Weil aber im Zimmer Feuer gemacht wurde, wo- durch doch die Mauern immer etwas erwärmt wer- den, so müßte man in den kältern Tagen, da kein Sonnenschein war, meiner Schätzung nach, im- mer einen Grad von der beobachteten Höhe abzie- hen, um die wahre Temperatur der Luft zu haben, und zwey Grade wenigstens in den Tagen des hellen Sonnenscheins für das, was das von der Straße zurückprallende Sonnenlicht möchte be- wirkt haben. Wo zwey Zahlen neben einander ste- hen, da drückt die zweyte den Grad des Thermo- meters an der Sonne im Mittag aus. Dieses Thermometer hieng an einer Mauer gerade gegen Mittag. Decem-
Tagebuch von einer nach Nizza Hier iſt nun auch das Tageregiſter meiner Beob- Meteorologiſche Beobachtungen in Nizza gemacht. Die Grade des Thermometers ſind fahrenheitiſche Gra- de, und zuverlaͤßig, da ich die Thermometer ſelbſt mit großem Fleiß gemacht habe. Die Kuͤgelchen, darin die Hauptmaſſe des Queckſilbers iſt, ſind ſehr klein, ſo daß das Queckſilber ſchnell die Tem- peratur der Luft annimmt, und alſo jede Abwech- ſelung ſogleich anzeiget. Das Thermometer, deſ- ſen Stand taͤglich dreymal angemerkt worden, naͤmlich 1) kurz vor der Sonnen Aufgang, 2) im Mittage, und 3) gleich nach Untergang der Son- ne, hieng vor meinem Fenſter gegen Norden. Weil aber im Zimmer Feuer gemacht wurde, wo- durch doch die Mauern immer etwas erwaͤrmt wer- den, ſo muͤßte man in den kaͤltern Tagen, da kein Sonnenſchein war, meiner Schaͤtzung nach, im- mer einen Grad von der beobachteten Hoͤhe abzie- hen, um die wahre Temperatur der Luft zu haben, und zwey Grade wenigſtens in den Tagen des hellen Sonnenſcheins fuͤr das, was das von der Straße zuruͤckprallende Sonnenlicht moͤchte be- wirkt haben. Wo zwey Zahlen neben einander ſte- hen, da druͤckt die zweyte den Grad des Thermo- meters an der Sonne im Mittag aus. Dieſes Thermometer hieng an einer Mauer gerade gegen Mittag. Decem-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0270" n="250"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Tagebuch von einer nach Nizza</hi> </fw><lb/> <p> <hi rendition="#c">Hier iſt nun auch das Tageregiſter meiner Beob-<lb/> achtungen uͤber das Wetter in Nizza.</hi> </p><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Meteorologiſche Beobachtungen</hi><lb/> in Nizza gemacht.</hi> </hi> </head><lb/> <list> <item>Die Grade des Thermometers ſind fahrenheitiſche Gra-<lb/> de, und zuverlaͤßig, da ich die Thermometer ſelbſt<lb/> mit großem Fleiß gemacht habe. Die Kuͤgelchen,<lb/> darin die Hauptmaſſe des Queckſilbers iſt, ſind<lb/> ſehr klein, ſo daß das Queckſilber ſchnell die Tem-<lb/> peratur der Luft annimmt, und alſo jede Abwech-<lb/> ſelung ſogleich anzeiget. Das Thermometer, deſ-<lb/> ſen Stand taͤglich dreymal angemerkt worden,<lb/> naͤmlich 1) kurz vor der Sonnen Aufgang, 2) im<lb/> Mittage, und 3) gleich nach Untergang der Son-<lb/> ne, hieng vor meinem Fenſter gegen Norden.<lb/> Weil aber im Zimmer Feuer gemacht wurde, wo-<lb/> durch doch die Mauern immer etwas erwaͤrmt wer-<lb/> den, ſo muͤßte man in den kaͤltern Tagen, da kein<lb/> Sonnenſchein war, meiner Schaͤtzung nach, im-<lb/> mer einen Grad von der beobachteten Hoͤhe abzie-<lb/> hen, um die wahre Temperatur der Luft zu haben,<lb/> und zwey Grade wenigſtens in den Tagen des<lb/> hellen Sonnenſcheins fuͤr das, was das von der<lb/> Straße zuruͤckprallende Sonnenlicht moͤchte be-<lb/> wirkt haben. Wo zwey Zahlen neben einander ſte-<lb/> hen, da druͤckt die zweyte den Grad des Thermo-<lb/> meters an der Sonne im Mittag aus. Dieſes<lb/> Thermometer hieng an einer Mauer gerade gegen<lb/> Mittag.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Decem-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [250/0270]
Tagebuch von einer nach Nizza
Hier iſt nun auch das Tageregiſter meiner Beob-
achtungen uͤber das Wetter in Nizza.
Meteorologiſche Beobachtungen
in Nizza gemacht.
Die Grade des Thermometers ſind fahrenheitiſche Gra-
de, und zuverlaͤßig, da ich die Thermometer ſelbſt
mit großem Fleiß gemacht habe. Die Kuͤgelchen,
darin die Hauptmaſſe des Queckſilbers iſt, ſind
ſehr klein, ſo daß das Queckſilber ſchnell die Tem-
peratur der Luft annimmt, und alſo jede Abwech-
ſelung ſogleich anzeiget. Das Thermometer, deſ-
ſen Stand taͤglich dreymal angemerkt worden,
naͤmlich 1) kurz vor der Sonnen Aufgang, 2) im
Mittage, und 3) gleich nach Untergang der Son-
ne, hieng vor meinem Fenſter gegen Norden.
Weil aber im Zimmer Feuer gemacht wurde, wo-
durch doch die Mauern immer etwas erwaͤrmt wer-
den, ſo muͤßte man in den kaͤltern Tagen, da kein
Sonnenſchein war, meiner Schaͤtzung nach, im-
mer einen Grad von der beobachteten Hoͤhe abzie-
hen, um die wahre Temperatur der Luft zu haben,
und zwey Grade wenigſtens in den Tagen des
hellen Sonnenſcheins fuͤr das, was das von der
Straße zuruͤckprallende Sonnenlicht moͤchte be-
wirkt haben. Wo zwey Zahlen neben einander ſte-
hen, da druͤckt die zweyte den Grad des Thermo-
meters an der Sonne im Mittag aus. Dieſes
Thermometer hieng an einer Mauer gerade gegen
Mittag.
Decem-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/270 |
Zitationshilfe: | Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/270>, abgerufen am 22.07.2024. |