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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.
Dienstes, wenn die drey Jahre um sind, noch um
ein paar Jahr verlängert. Der jetzige Präsident ist,
wo ich mich recht besinne, ein Florentiner, und dienet
schon zwey Jahre über die gewöhnliche Zeit.

Gegen Abend traten wir unsere Rückreise nachRückreise
nach Nizza.

Nizza an. Der Weg geht über den nordwestwärts
der Stadt liegenden Berg, und ist unbeschreiblich
mühsam. Man muß mehr als eine halbe Stunde
weit an dem Berge, der da so steil ist, als das steil-
ste Kirchendach in Deutschland, gerade in die Höhe.
Der Boden, auf den man tritt, ist der bloße Felsen,
aber durchaus mit losliegenden Steinen bedeckt, so
daß man die Stellen zwischen den Steinen, wo man
den Fuß setzen soll, zu suchen hat. Es versteht sich,
daß man diesen Weg nur zu Fuße machen kann. Jch
bewunderte die Maulthiere, welche gar oft die Vor-
sicht brauchten, erst mit dem Fuß, mit dem sie jetzt
auftreten wollten, den Grund auszuforschen, ob er
auch fest sey, oder ob der Fuß auf einen beweglichen
Stein trete. Wenn man über diese beschwerliche Hö-
he weg ist, so kann man sich wieder aufsetzen, um den
Weg nordwärts an dem Berge herum fortzusetzen.
Da stößt man aber auf neue Gefahr. Man kömmt
an ein paar Orten neben tiefen Abgründen vorbey, aus
denen der Berg senkrecht in die Höhe steigt. Um al-
so an den Abgründen herumzukommen, mußte ein
Weg an dem Felsen eingehauen werden; er ist aber so
schmal, daß gerade ein Maulthier darauf gehen kann.
Jndem also der eine Fuß des Reuters an die Felsen
anstößt, hängt der andere gegen den Abgrund herun-
ter. Es ist wahr, daß die Maulthiere einen sichern
Gang haben und nie stolpern, wie etwa den Pferden

wider-
Q 4

gethanen Reiſe.
Dienſtes, wenn die drey Jahre um ſind, noch um
ein paar Jahr verlaͤngert. Der jetzige Praͤſident iſt,
wo ich mich recht beſinne, ein Florentiner, und dienet
ſchon zwey Jahre uͤber die gewoͤhnliche Zeit.

Gegen Abend traten wir unſere Ruͤckreiſe nachRuͤckreiſe
nach Nizza.

Nizza an. Der Weg geht uͤber den nordweſtwaͤrts
der Stadt liegenden Berg, und iſt unbeſchreiblich
muͤhſam. Man muß mehr als eine halbe Stunde
weit an dem Berge, der da ſo ſteil iſt, als das ſteil-
ſte Kirchendach in Deutſchland, gerade in die Hoͤhe.
Der Boden, auf den man tritt, iſt der bloße Felſen,
aber durchaus mit losliegenden Steinen bedeckt, ſo
daß man die Stellen zwiſchen den Steinen, wo man
den Fuß ſetzen ſoll, zu ſuchen hat. Es verſteht ſich,
daß man dieſen Weg nur zu Fuße machen kann. Jch
bewunderte die Maulthiere, welche gar oft die Vor-
ſicht brauchten, erſt mit dem Fuß, mit dem ſie jetzt
auftreten wollten, den Grund auszuforſchen, ob er
auch feſt ſey, oder ob der Fuß auf einen beweglichen
Stein trete. Wenn man uͤber dieſe beſchwerliche Hoͤ-
he weg iſt, ſo kann man ſich wieder aufſetzen, um den
Weg nordwaͤrts an dem Berge herum fortzuſetzen.
Da ſtoͤßt man aber auf neue Gefahr. Man koͤmmt
an ein paar Orten neben tiefen Abgruͤnden vorbey, aus
denen der Berg ſenkrecht in die Hoͤhe ſteigt. Um al-
ſo an den Abgruͤnden herumzukommen, mußte ein
Weg an dem Felſen eingehauen werden; er iſt aber ſo
ſchmal, daß gerade ein Maulthier darauf gehen kann.
Jndem alſo der eine Fuß des Reuters an die Felſen
anſtoͤßt, haͤngt der andere gegen den Abgrund herun-
ter. Es iſt wahr, daß die Maulthiere einen ſichern
Gang haben und nie ſtolpern, wie etwa den Pferden

wider-
Q 4
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[247/0267] gethanen Reiſe. Dienſtes, wenn die drey Jahre um ſind, noch um ein paar Jahr verlaͤngert. Der jetzige Praͤſident iſt, wo ich mich recht beſinne, ein Florentiner, und dienet ſchon zwey Jahre uͤber die gewoͤhnliche Zeit. Gegen Abend traten wir unſere Ruͤckreiſe nach Nizza an. Der Weg geht uͤber den nordweſtwaͤrts der Stadt liegenden Berg, und iſt unbeſchreiblich muͤhſam. Man muß mehr als eine halbe Stunde weit an dem Berge, der da ſo ſteil iſt, als das ſteil- ſte Kirchendach in Deutſchland, gerade in die Hoͤhe. Der Boden, auf den man tritt, iſt der bloße Felſen, aber durchaus mit losliegenden Steinen bedeckt, ſo daß man die Stellen zwiſchen den Steinen, wo man den Fuß ſetzen ſoll, zu ſuchen hat. Es verſteht ſich, daß man dieſen Weg nur zu Fuße machen kann. Jch bewunderte die Maulthiere, welche gar oft die Vor- ſicht brauchten, erſt mit dem Fuß, mit dem ſie jetzt auftreten wollten, den Grund auszuforſchen, ob er auch feſt ſey, oder ob der Fuß auf einen beweglichen Stein trete. Wenn man uͤber dieſe beſchwerliche Hoͤ- he weg iſt, ſo kann man ſich wieder aufſetzen, um den Weg nordwaͤrts an dem Berge herum fortzuſetzen. Da ſtoͤßt man aber auf neue Gefahr. Man koͤmmt an ein paar Orten neben tiefen Abgruͤnden vorbey, aus denen der Berg ſenkrecht in die Hoͤhe ſteigt. Um al- ſo an den Abgruͤnden herumzukommen, mußte ein Weg an dem Felſen eingehauen werden; er iſt aber ſo ſchmal, daß gerade ein Maulthier darauf gehen kann. Jndem alſo der eine Fuß des Reuters an die Felſen anſtoͤßt, haͤngt der andere gegen den Abgrund herun- ter. Es iſt wahr, daß die Maulthiere einen ſichern Gang haben und nie ſtolpern, wie etwa den Pferden wider- Ruͤckreiſe nach Nizza. Q 4

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/267>, abgerufen am 26.11.2024.