Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite

gethanen Reise.
zu ersteigen, als von der Nordwestseite, wo er sich ge-
gen einen hohen Berg anlehnet, nämlich hinter dem
Schlosse. Ueberall aber, wo es nöthig schien, ist er
mit guten Befestigungswerken versehen. Einige
Batterien gehen nach dem Meere heraus, sowohl feind-
liche Schiffe abzuhalten, als vorbeyfahrende Kauf-
mannsschiffe anzuhalten, hier beyzulegen und den Zoll
abzutragen, der ein uraltes Recht des Fürsten von
Monaco ist.

Es liegt hier immer ein Bataillon französischer
Kriegsvölker, weil dieser souveraine Prinz von Mo-
naco
sich unter den Schutz des Königs von Frank-
reich begeben hat. Die Stadt hat den Vortheil da-
von, daß sie von dem Gelde, welches das Bataillon
verzehrt, etwas gewinnet. Man begreift schwerlich,
wovon dieser Ort, in welchem es in der That gar nicht
ärmlich aussieht, sich ernähre; denn hiezu scheinen die
wenigen auf den Bergen und in der Tiefe herumliegen-
den Gärten, so fruchtbar sie auch sind, und das we-
nige mit Olivenbäumen besetzte Ackerland in der That
bey weitem nicht hinreichend. Mir kam der Ort
ziemlich lebhaft vor, und die Einwohner zeigen einen
muntern Geist und ein fröhliches Gemüthe. Es soll
wirklich auch gute Gesellschaft darin seyn. Merk-
würdig ists, daß einer der angesehensten hiesigen Ein-
wohner, Hr. Rey, 34 Kinder gezeuget, davon ge-
genwärtig noch 17 am Leben sind, alle schön, wohl-
gewachsen und ansehnlich.

Das fürstliche Schloß ist von ansehnlicher Größe,
hat aber sonst nichts Merkwürdiges, als seine herrli-
che Lage. Man zeigte uns, als eine Merkwürdigkeit,
das Zimmer und das Bette, darin vor wenig Jahren

der
Q 3

gethanen Reiſe.
zu erſteigen, als von der Nordweſtſeite, wo er ſich ge-
gen einen hohen Berg anlehnet, naͤmlich hinter dem
Schloſſe. Ueberall aber, wo es noͤthig ſchien, iſt er
mit guten Befeſtigungswerken verſehen. Einige
Batterien gehen nach dem Meere heraus, ſowohl feind-
liche Schiffe abzuhalten, als vorbeyfahrende Kauf-
mannsſchiffe anzuhalten, hier beyzulegen und den Zoll
abzutragen, der ein uraltes Recht des Fuͤrſten von
Monaco iſt.

Es liegt hier immer ein Bataillon franzoͤſiſcher
Kriegsvoͤlker, weil dieſer ſouveraine Prinz von Mo-
naco
ſich unter den Schutz des Koͤnigs von Frank-
reich begeben hat. Die Stadt hat den Vortheil da-
von, daß ſie von dem Gelde, welches das Bataillon
verzehrt, etwas gewinnet. Man begreift ſchwerlich,
wovon dieſer Ort, in welchem es in der That gar nicht
aͤrmlich ausſieht, ſich ernaͤhre; denn hiezu ſcheinen die
wenigen auf den Bergen und in der Tiefe herumliegen-
den Gaͤrten, ſo fruchtbar ſie auch ſind, und das we-
nige mit Olivenbaͤumen beſetzte Ackerland in der That
bey weitem nicht hinreichend. Mir kam der Ort
ziemlich lebhaft vor, und die Einwohner zeigen einen
muntern Geiſt und ein froͤhliches Gemuͤthe. Es ſoll
wirklich auch gute Geſellſchaft darin ſeyn. Merk-
wuͤrdig iſts, daß einer der angeſehenſten hieſigen Ein-
wohner, Hr. Rey, 34 Kinder gezeuget, davon ge-
genwaͤrtig noch 17 am Leben ſind, alle ſchoͤn, wohl-
gewachſen und anſehnlich.

Das fuͤrſtliche Schloß iſt von anſehnlicher Groͤße,
hat aber ſonſt nichts Merkwuͤrdiges, als ſeine herrli-
che Lage. Man zeigte uns, als eine Merkwuͤrdigkeit,
das Zimmer und das Bette, darin vor wenig Jahren

der
Q 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0265" n="245"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">gethanen Rei&#x017F;e.</hi></fw><lb/>
zu er&#x017F;teigen, als von der Nordwe&#x017F;t&#x017F;eite, wo er &#x017F;ich ge-<lb/>
gen einen hohen Berg anlehnet, na&#x0364;mlich hinter dem<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;e. Ueberall aber, wo es no&#x0364;thig &#x017F;chien, i&#x017F;t er<lb/>
mit guten Befe&#x017F;tigungswerken ver&#x017F;ehen. Einige<lb/>
Batterien gehen nach dem Meere heraus, &#x017F;owohl feind-<lb/>
liche Schiffe abzuhalten, als vorbeyfahrende Kauf-<lb/>
manns&#x017F;chiffe anzuhalten, hier beyzulegen und den Zoll<lb/>
abzutragen, der ein uraltes Recht des Fu&#x0364;r&#x017F;ten von<lb/><hi rendition="#fr">Monaco</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Es liegt hier immer ein Bataillon franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher<lb/>
Kriegsvo&#x0364;lker, weil die&#x017F;er &#x017F;ouveraine Prinz von <hi rendition="#fr">Mo-<lb/>
naco</hi> &#x017F;ich unter den Schutz des Ko&#x0364;nigs von Frank-<lb/>
reich begeben hat. Die Stadt hat den Vortheil da-<lb/>
von, daß &#x017F;ie von dem Gelde, welches das Bataillon<lb/>
verzehrt, etwas gewinnet. Man begreift &#x017F;chwerlich,<lb/>
wovon die&#x017F;er Ort, in welchem es in der That gar nicht<lb/>
a&#x0364;rmlich aus&#x017F;ieht, &#x017F;ich erna&#x0364;hre; denn hiezu &#x017F;cheinen die<lb/>
wenigen auf den Bergen und in der Tiefe herumliegen-<lb/>
den Ga&#x0364;rten, &#x017F;o fruchtbar &#x017F;ie auch &#x017F;ind, und das we-<lb/>
nige mit Olivenba&#x0364;umen be&#x017F;etzte Ackerland in der That<lb/>
bey weitem nicht hinreichend. Mir kam der Ort<lb/>
ziemlich lebhaft vor, und die Einwohner zeigen einen<lb/>
muntern Gei&#x017F;t und ein fro&#x0364;hliches Gemu&#x0364;the. Es &#x017F;oll<lb/>
wirklich auch gute Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft darin &#x017F;eyn. Merk-<lb/>
wu&#x0364;rdig i&#x017F;ts, daß einer der ange&#x017F;ehen&#x017F;ten hie&#x017F;igen Ein-<lb/>
wohner, Hr. <hi rendition="#fr">Rey,</hi> 34 Kinder gezeuget, davon ge-<lb/>
genwa&#x0364;rtig noch 17 am Leben &#x017F;ind, alle &#x017F;cho&#x0364;n, wohl-<lb/>
gewach&#x017F;en und an&#x017F;ehnlich.</p><lb/>
        <p>Das fu&#x0364;r&#x017F;tliche Schloß i&#x017F;t von an&#x017F;ehnlicher Gro&#x0364;ße,<lb/>
hat aber &#x017F;on&#x017F;t nichts Merkwu&#x0364;rdiges, als &#x017F;eine herrli-<lb/>
che Lage. Man zeigte uns, als eine Merkwu&#x0364;rdigkeit,<lb/>
das Zimmer und das Bette, darin vor wenig Jahren<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 3</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[245/0265] gethanen Reiſe. zu erſteigen, als von der Nordweſtſeite, wo er ſich ge- gen einen hohen Berg anlehnet, naͤmlich hinter dem Schloſſe. Ueberall aber, wo es noͤthig ſchien, iſt er mit guten Befeſtigungswerken verſehen. Einige Batterien gehen nach dem Meere heraus, ſowohl feind- liche Schiffe abzuhalten, als vorbeyfahrende Kauf- mannsſchiffe anzuhalten, hier beyzulegen und den Zoll abzutragen, der ein uraltes Recht des Fuͤrſten von Monaco iſt. Es liegt hier immer ein Bataillon franzoͤſiſcher Kriegsvoͤlker, weil dieſer ſouveraine Prinz von Mo- naco ſich unter den Schutz des Koͤnigs von Frank- reich begeben hat. Die Stadt hat den Vortheil da- von, daß ſie von dem Gelde, welches das Bataillon verzehrt, etwas gewinnet. Man begreift ſchwerlich, wovon dieſer Ort, in welchem es in der That gar nicht aͤrmlich ausſieht, ſich ernaͤhre; denn hiezu ſcheinen die wenigen auf den Bergen und in der Tiefe herumliegen- den Gaͤrten, ſo fruchtbar ſie auch ſind, und das we- nige mit Olivenbaͤumen beſetzte Ackerland in der That bey weitem nicht hinreichend. Mir kam der Ort ziemlich lebhaft vor, und die Einwohner zeigen einen muntern Geiſt und ein froͤhliches Gemuͤthe. Es ſoll wirklich auch gute Geſellſchaft darin ſeyn. Merk- wuͤrdig iſts, daß einer der angeſehenſten hieſigen Ein- wohner, Hr. Rey, 34 Kinder gezeuget, davon ge- genwaͤrtig noch 17 am Leben ſind, alle ſchoͤn, wohl- gewachſen und anſehnlich. Das fuͤrſtliche Schloß iſt von anſehnlicher Groͤße, hat aber ſonſt nichts Merkwuͤrdiges, als ſeine herrli- che Lage. Man zeigte uns, als eine Merkwuͤrdigkeit, das Zimmer und das Bette, darin vor wenig Jahren der Q 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/265
Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/265>, abgerufen am 26.11.2024.