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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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gethanen Reise.

Die Beete, in welche der Boden eingetheilt ist,
werden wechselsweise mit Getraide und mit Sauboh-
nen bestellt. Selten stehen statt der Saubohnen Erb-
sen, Kohl, Artischocken, oder andere Küchengewächse.
Der größte Theil des Landvolks scheinet keine Feld-
früchte zu kennen, als Getraide und Saubohnen.

Auf einigen Gütern, doch selten, stehen in den
Weinspalieren auch Obstbäume, als Kirschen-Pflau-
men-Pfirschen-Mandel-Feigen-Aepfelbäume etc. Aber
diese Bäume läßt man durchgehends wild aufwachsen,
ohne sich die geringste Mühe mit Pfropfen oder Be-
schneiden derselben zu geben; weswegen auch das Obst
hier sehr schlecht ist. Statt dieser Obstbäume stehen
auf einigen Gütern Maulbeerbäume zum Seidenbau.

Gemeiniglich stehen um die Gränzen des Guts
herum, auch überall auf rauhen Stellen, wo derglei-
chen sind, die Olivenbäume. Auf hohen Gütern, die
viel rauhes Land haben, sind beträchtliche Plätze, wie
Baumgärten, durchaus mit Olivenbäumen besetzt.
Doch wird auch hier das Land unter den Bäumen noch
mit Korn besät.

Dieses ist nun die ganze Herrlichkeit eines um
Nizza liegenden Landgutes. Von Wiesen, Wei-
dung, Holzung weiß man hier nichts. Wo etwa
ein steiler hoher Bord ist, der nicht angebaut werden
konnte, da wachsen einige wilde Bäume, als Eichen,
Rüstern und verschiedenes kleinere Gesträuch. Dieses
wird als Holzung genutzt; und das wenige an solchen
Borden wachsende Gras ist die Weide für Ziegen und
Esel. Zum Brennen hat der Landmann kein anderes
Holz, als die jährlich abgeschnittenen Weinranken und
vertrocknete Aeste von Bäumen. Die Stämme ab-

gestor-
gethanen Reiſe.

Die Beete, in welche der Boden eingetheilt iſt,
werden wechſelsweiſe mit Getraide und mit Sauboh-
nen beſtellt. Selten ſtehen ſtatt der Saubohnen Erb-
ſen, Kohl, Artiſchocken, oder andere Kuͤchengewaͤchſe.
Der groͤßte Theil des Landvolks ſcheinet keine Feld-
fruͤchte zu kennen, als Getraide und Saubohnen.

Auf einigen Guͤtern, doch ſelten, ſtehen in den
Weinſpalieren auch Obſtbaͤume, als Kirſchen-Pflau-
men-Pfirſchen-Mandel-Feigen-Aepfelbaͤume ꝛc. Aber
dieſe Baͤume laͤßt man durchgehends wild aufwachſen,
ohne ſich die geringſte Muͤhe mit Pfropfen oder Be-
ſchneiden derſelben zu geben; weswegen auch das Obſt
hier ſehr ſchlecht iſt. Statt dieſer Obſtbaͤume ſtehen
auf einigen Guͤtern Maulbeerbaͤume zum Seidenbau.

Gemeiniglich ſtehen um die Graͤnzen des Guts
herum, auch uͤberall auf rauhen Stellen, wo derglei-
chen ſind, die Olivenbaͤume. Auf hohen Guͤtern, die
viel rauhes Land haben, ſind betraͤchtliche Plaͤtze, wie
Baumgaͤrten, durchaus mit Olivenbaͤumen beſetzt.
Doch wird auch hier das Land unter den Baͤumen noch
mit Korn beſaͤt.

Dieſes iſt nun die ganze Herrlichkeit eines um
Nizza liegenden Landgutes. Von Wieſen, Wei-
dung, Holzung weiß man hier nichts. Wo etwa
ein ſteiler hoher Bord iſt, der nicht angebaut werden
konnte, da wachſen einige wilde Baͤume, als Eichen,
Ruͤſtern und verſchiedenes kleinere Geſtraͤuch. Dieſes
wird als Holzung genutzt; und das wenige an ſolchen
Borden wachſende Gras iſt die Weide fuͤr Ziegen und
Eſel. Zum Brennen hat der Landmann kein anderes
Holz, als die jaͤhrlich abgeſchnittenen Weinranken und
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[205/0225] gethanen Reiſe. Die Beete, in welche der Boden eingetheilt iſt, werden wechſelsweiſe mit Getraide und mit Sauboh- nen beſtellt. Selten ſtehen ſtatt der Saubohnen Erb- ſen, Kohl, Artiſchocken, oder andere Kuͤchengewaͤchſe. Der groͤßte Theil des Landvolks ſcheinet keine Feld- fruͤchte zu kennen, als Getraide und Saubohnen. Auf einigen Guͤtern, doch ſelten, ſtehen in den Weinſpalieren auch Obſtbaͤume, als Kirſchen-Pflau- men-Pfirſchen-Mandel-Feigen-Aepfelbaͤume ꝛc. Aber dieſe Baͤume laͤßt man durchgehends wild aufwachſen, ohne ſich die geringſte Muͤhe mit Pfropfen oder Be- ſchneiden derſelben zu geben; weswegen auch das Obſt hier ſehr ſchlecht iſt. Statt dieſer Obſtbaͤume ſtehen auf einigen Guͤtern Maulbeerbaͤume zum Seidenbau. Gemeiniglich ſtehen um die Graͤnzen des Guts herum, auch uͤberall auf rauhen Stellen, wo derglei- chen ſind, die Olivenbaͤume. Auf hohen Guͤtern, die viel rauhes Land haben, ſind betraͤchtliche Plaͤtze, wie Baumgaͤrten, durchaus mit Olivenbaͤumen beſetzt. Doch wird auch hier das Land unter den Baͤumen noch mit Korn beſaͤt. Dieſes iſt nun die ganze Herrlichkeit eines um Nizza liegenden Landgutes. Von Wieſen, Wei- dung, Holzung weiß man hier nichts. Wo etwa ein ſteiler hoher Bord iſt, der nicht angebaut werden konnte, da wachſen einige wilde Baͤume, als Eichen, Ruͤſtern und verſchiedenes kleinere Geſtraͤuch. Dieſes wird als Holzung genutzt; und das wenige an ſolchen Borden wachſende Gras iſt die Weide fuͤr Ziegen und Eſel. Zum Brennen hat der Landmann kein anderes Holz, als die jaͤhrlich abgeſchnittenen Weinranken und vertrocknete Aeſte von Baͤumen. Die Staͤmme ab- geſtor-

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/225>, abgerufen am 22.11.2024.