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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780.

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Tagebuch von einer nach Nizza
äpfel zusammen, laden es auf einen Esel, und fahren
damit zu Markte, um etliche wenige Sols nach Hau-
se zu bringen, die ihnen die Versäumniß am Feldbau
schwerlich bezahlen. Andre bringen Eyer, weichen
Ziegenkäse und saure Milch nach der Stadt. Man
trifft deswegen, zu welcher Jahrszeit es sey, allezeit
mehr Menschen mit ihren Eseln auf den Wegen nach
der Stadt, als auf dem Felde an.

Um einigen Begriff von dem hiesigen Landbau zu
geben, will ich Folgendes über die fast allgemeine Ein-
richtung dieser Güter anmerken.

Neben dem zum Gute gehörigen Hause, von dem
man sich aus dem, was ich bereits über diese Häuser
gesagt habe, einen Begriff machen kann, ist ein klei-
ner ebener Platz, auf dem das Getraide ausgedroschen
oder vielmehr ausgetreten wird. Dicht daneben wird
das gewonnene Stroh in einem Schober, oder um ei-
ne hohe Stange in einen spitzigen Haufen aufgesetzt, auf-
behalten. Zunächst an dem Hause ist auch ein kleiner
Platz, der einen Garten vorstellt, weil man etwa eine
Laube von Weinreben, ein paar Pommeranzenbäume,
oder einige Feigenbäume, nebst etwas von Küchenge-
wächsen darauf sieht. Alles andre zum Gute gehöri-
ge Land ist in schmale Beete von 10 bis 14 Fuß
breit eingetheilt. Wo das Land eben oder doch nicht
zu steil ist, sind längst den Abtheilungen der Beete
Weinreben, wie Spaliere gepflanzt, so daß jedes
Beet von zwey Weinspalieren eingeschlossen ist; wo
aber das Land steil ist, daß man es hat in Terrassen
abtheilen müssen, da ist jede Terrasse ein solches Beet,
und an der Mauer, welche die folgende Terrasse un-
terstützt, sind die Weinreben gepflanzt.

Die

Tagebuch von einer nach Nizza
aͤpfel zuſammen, laden es auf einen Eſel, und fahren
damit zu Markte, um etliche wenige Sols nach Hau-
ſe zu bringen, die ihnen die Verſaͤumniß am Feldbau
ſchwerlich bezahlen. Andre bringen Eyer, weichen
Ziegenkaͤſe und ſaure Milch nach der Stadt. Man
trifft deswegen, zu welcher Jahrszeit es ſey, allezeit
mehr Menſchen mit ihren Eſeln auf den Wegen nach
der Stadt, als auf dem Felde an.

Um einigen Begriff von dem hieſigen Landbau zu
geben, will ich Folgendes uͤber die faſt allgemeine Ein-
richtung dieſer Guͤter anmerken.

Neben dem zum Gute gehoͤrigen Hauſe, von dem
man ſich aus dem, was ich bereits uͤber dieſe Haͤuſer
geſagt habe, einen Begriff machen kann, iſt ein klei-
ner ebener Platz, auf dem das Getraide ausgedroſchen
oder vielmehr ausgetreten wird. Dicht daneben wird
das gewonnene Stroh in einem Schober, oder um ei-
ne hohe Stange in einen ſpitzigen Haufen aufgeſetzt, auf-
behalten. Zunaͤchſt an dem Hauſe iſt auch ein kleiner
Platz, der einen Garten vorſtellt, weil man etwa eine
Laube von Weinreben, ein paar Pommeranzenbaͤume,
oder einige Feigenbaͤume, nebſt etwas von Kuͤchenge-
waͤchſen darauf ſieht. Alles andre zum Gute gehoͤri-
ge Land iſt in ſchmale Beete von 10 bis 14 Fuß
breit eingetheilt. Wo das Land eben oder doch nicht
zu ſteil iſt, ſind laͤngſt den Abtheilungen der Beete
Weinreben, wie Spaliere gepflanzt, ſo daß jedes
Beet von zwey Weinſpalieren eingeſchloſſen iſt; wo
aber das Land ſteil iſt, daß man es hat in Terraſſen
abtheilen muͤſſen, da iſt jede Terraſſe ein ſolches Beet,
und an der Mauer, welche die folgende Terraſſe un-
terſtuͤtzt, ſind die Weinreben gepflanzt.

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[204/0224] Tagebuch von einer nach Nizza aͤpfel zuſammen, laden es auf einen Eſel, und fahren damit zu Markte, um etliche wenige Sols nach Hau- ſe zu bringen, die ihnen die Verſaͤumniß am Feldbau ſchwerlich bezahlen. Andre bringen Eyer, weichen Ziegenkaͤſe und ſaure Milch nach der Stadt. Man trifft deswegen, zu welcher Jahrszeit es ſey, allezeit mehr Menſchen mit ihren Eſeln auf den Wegen nach der Stadt, als auf dem Felde an. Um einigen Begriff von dem hieſigen Landbau zu geben, will ich Folgendes uͤber die faſt allgemeine Ein- richtung dieſer Guͤter anmerken. Neben dem zum Gute gehoͤrigen Hauſe, von dem man ſich aus dem, was ich bereits uͤber dieſe Haͤuſer geſagt habe, einen Begriff machen kann, iſt ein klei- ner ebener Platz, auf dem das Getraide ausgedroſchen oder vielmehr ausgetreten wird. Dicht daneben wird das gewonnene Stroh in einem Schober, oder um ei- ne hohe Stange in einen ſpitzigen Haufen aufgeſetzt, auf- behalten. Zunaͤchſt an dem Hauſe iſt auch ein kleiner Platz, der einen Garten vorſtellt, weil man etwa eine Laube von Weinreben, ein paar Pommeranzenbaͤume, oder einige Feigenbaͤume, nebſt etwas von Kuͤchenge- waͤchſen darauf ſieht. Alles andre zum Gute gehoͤri- ge Land iſt in ſchmale Beete von 10 bis 14 Fuß breit eingetheilt. Wo das Land eben oder doch nicht zu ſteil iſt, ſind laͤngſt den Abtheilungen der Beete Weinreben, wie Spaliere gepflanzt, ſo daß jedes Beet von zwey Weinſpalieren eingeſchloſſen iſt; wo aber das Land ſteil iſt, daß man es hat in Terraſſen abtheilen muͤſſen, da iſt jede Terraſſe ein ſolches Beet, und an der Mauer, welche die folgende Terraſſe un- terſtuͤtzt, ſind die Weinreben gepflanzt. Die

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/224>, abgerufen am 24.11.2024.