Der Verfasser dieses Tagebuchs unternahm die darin beschriebene Reise auf Anrathen der Aerzte, und in der Hoffnung, dadurch seine Gesundheit wieder herzustellen. Als er die Reise antrat, war er sehr schwach, und mit einem schlei- chenden Fieber behaftet; und da er alle Abende bey guter Zeit mußte ausspannen lassen, fiel es ihm ein, da er ohne Gesellschaft war, sich den Zeitvertreib zu machen, dasjenige, was er den Tag über gesehen hatte, sich wieder ins Gedächt- niß zu bringen, und das Erheblichste davon mit einigen Anmerkungen darüber aufzuschreiben.
Hiebey hatte er nun freylich die Absicht, etwas zu schreiben, das an das Tageslicht kommen soll- te, gar nicht. Denn was konnte er sich zu einer solchen Absicht von einer Reise versprechen, auf welcher er aus dem Wagen in die Gasthöfe, und aus diesen wieder in den Wagen stieg, ohne Hoff- nung etwas anders zu sehen und zu erfahren, als was er auf der Landstraße würde gewahr werden?
Da
Vorbericht.
Der Verfaſſer dieſes Tagebuchs unternahm die darin beſchriebene Reiſe auf Anrathen der Aerzte, und in der Hoffnung, dadurch ſeine Geſundheit wieder herzuſtellen. Als er die Reiſe antrat, war er ſehr ſchwach, und mit einem ſchlei- chenden Fieber behaftet; und da er alle Abende bey guter Zeit mußte ausſpannen laſſen, fiel es ihm ein, da er ohne Geſellſchaft war, ſich den Zeitvertreib zu machen, dasjenige, was er den Tag uͤber geſehen hatte, ſich wieder ins Gedaͤcht- niß zu bringen, und das Erheblichſte davon mit einigen Anmerkungen daruͤber aufzuſchreiben.
Hiebey hatte er nun freylich die Abſicht, etwas zu ſchreiben, das an das Tageslicht kommen ſoll- te, gar nicht. Denn was konnte er ſich zu einer ſolchen Abſicht von einer Reiſe verſprechen, auf welcher er aus dem Wagen in die Gaſthoͤfe, und aus dieſen wieder in den Wagen ſtieg, ohne Hoff- nung etwas anders zu ſehen und zu erfahren, als was er auf der Landſtraße wuͤrde gewahr werden?
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[0011]
Vorbericht.
Der Verfaſſer dieſes Tagebuchs unternahm
die darin beſchriebene Reiſe auf Anrathen
der Aerzte, und in der Hoffnung, dadurch ſeine
Geſundheit wieder herzuſtellen. Als er die Reiſe
antrat, war er ſehr ſchwach, und mit einem ſchlei-
chenden Fieber behaftet; und da er alle Abende
bey guter Zeit mußte ausſpannen laſſen, fiel es
ihm ein, da er ohne Geſellſchaft war, ſich den
Zeitvertreib zu machen, dasjenige, was er den
Tag uͤber geſehen hatte, ſich wieder ins Gedaͤcht-
niß zu bringen, und das Erheblichſte davon mit
einigen Anmerkungen daruͤber aufzuſchreiben.
Hiebey hatte er nun freylich die Abſicht, etwas
zu ſchreiben, das an das Tageslicht kommen ſoll-
te, gar nicht. Denn was konnte er ſich zu einer
ſolchen Abſicht von einer Reiſe verſprechen, auf
welcher er aus dem Wagen in die Gaſthoͤfe, und
aus dieſen wieder in den Wagen ſtieg, ohne Hoff-
nung etwas anders zu ſehen und zu erfahren, als
was er auf der Landſtraße wuͤrde gewahr werden?
Da
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/11>, abgerufen am 27.11.2024.
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