Den 21 October. Reise von Vienne nach St. Valier, welcher Weg acht Lieues du Dauphine gerechnet wird.
Jch fuhr mit Anbruch des Tages durch die Stadt. Nicht weit von derselben fährt man an einem kleinen Feld an der Rhone vorbey, auf welchem ein artiges vollkommen wohl erhaltenes römisches Monu- ment steht, das die Einwohner das Grabmal des Pi-Grabmal des P. Pilatus. latus nennen, der nach der Tradition hieher verwie- sen und sich selbst hier umgebracht haben soll. Es be- steht aus einer von Quadersteinen aufgeführten etwa 30 Fuß hohen Pyramide, die auf einem auf vier Pfei- ler gesetzten, 6 bis 7 Fuß hohen Gewölbe ruhet, so daß man unter der Pyramide durchgehen kann.
Von Vienne aus hat man eine Zeit lang die Ber- ge, an denen die Stadt liegt, linker Hand, und ei- nen schmalen aber guten Strich ebenes Land rechter Hand gegen die Rhone zu. An diesen Bergen ist et- wa eine halbe Stunde unter der Stadt die sogenannte Cote rotie, von welcher der dort wachsende gute rothe Wein seinen Namen hat. Die Landstraße ist abwech- selnd, bald mit Maulbeer-bald mit Wallnußbäumen besetzt. Das höhere Land, worüber weiter hin die Straße geht, ist sehr rauh und steinig, und man fin- der hier beträchtliche Strecken, die gar nicht angebaut sind; daher man auch nur wenig einzele Wohnungen für Landleute hier antrifft.
Ein paar Stunden unter Vienne kommt man durch ein kleines Städtchen Auberive, das gerade in ein Ravin oder enges Tobel gebaut ist, zur Seite aber
ein
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gethanen Reiſe.
Den 21 October. Reiſe von Vienne nach St. Valier, welcher Weg acht Lieues du Dauphiné gerechnet wird.
Jch fuhr mit Anbruch des Tages durch die Stadt. Nicht weit von derſelben faͤhrt man an einem kleinen Feld an der Rhone vorbey, auf welchem ein artiges vollkommen wohl erhaltenes roͤmiſches Monu- ment ſteht, das die Einwohner das Grabmal des Pi-Grabmal des P. Pilatus. latus nennen, der nach der Tradition hieher verwie- ſen und ſich ſelbſt hier umgebracht haben ſoll. Es be- ſteht aus einer von Quaderſteinen aufgefuͤhrten etwa 30 Fuß hohen Pyramide, die auf einem auf vier Pfei- ler geſetzten, 6 bis 7 Fuß hohen Gewoͤlbe ruhet, ſo daß man unter der Pyramide durchgehen kann.
Von Vienne aus hat man eine Zeit lang die Ber- ge, an denen die Stadt liegt, linker Hand, und ei- nen ſchmalen aber guten Strich ebenes Land rechter Hand gegen die Rhone zu. An dieſen Bergen iſt et- wa eine halbe Stunde unter der Stadt die ſogenannte Cote rotie, von welcher der dort wachſende gute rothe Wein ſeinen Namen hat. Die Landſtraße iſt abwech- ſelnd, bald mit Maulbeer-bald mit Wallnußbaͤumen beſetzt. Das hoͤhere Land, woruͤber weiter hin die Straße geht, iſt ſehr rauh und ſteinig, und man fin- der hier betraͤchtliche Strecken, die gar nicht angebaut ſind; daher man auch nur wenig einzele Wohnungen fuͤr Landleute hier antrifft.
Ein paar Stunden unter Vienne kommt man durch ein kleines Staͤdtchen Auberive, das gerade in ein Ravin oder enges Tobel gebaut iſt, zur Seite aber
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gethanen Reiſe.
Den 21 October. Reiſe von Vienne nach St.
Valier, welcher Weg acht Lieues du Dauphiné
gerechnet wird.
Jch fuhr mit Anbruch des Tages durch die
Stadt. Nicht weit von derſelben faͤhrt man an einem
kleinen Feld an der Rhone vorbey, auf welchem ein
artiges vollkommen wohl erhaltenes roͤmiſches Monu-
ment ſteht, das die Einwohner das Grabmal des Pi-
latus nennen, der nach der Tradition hieher verwie-
ſen und ſich ſelbſt hier umgebracht haben ſoll. Es be-
ſteht aus einer von Quaderſteinen aufgefuͤhrten etwa
30 Fuß hohen Pyramide, die auf einem auf vier Pfei-
ler geſetzten, 6 bis 7 Fuß hohen Gewoͤlbe ruhet, ſo
daß man unter der Pyramide durchgehen kann.
Grabmal des
P. Pilatus.
Von Vienne aus hat man eine Zeit lang die Ber-
ge, an denen die Stadt liegt, linker Hand, und ei-
nen ſchmalen aber guten Strich ebenes Land rechter
Hand gegen die Rhone zu. An dieſen Bergen iſt et-
wa eine halbe Stunde unter der Stadt die ſogenannte
Cote rotie, von welcher der dort wachſende gute rothe
Wein ſeinen Namen hat. Die Landſtraße iſt abwech-
ſelnd, bald mit Maulbeer-bald mit Wallnußbaͤumen
beſetzt. Das hoͤhere Land, woruͤber weiter hin die
Straße geht, iſt ſehr rauh und ſteinig, und man fin-
der hier betraͤchtliche Strecken, die gar nicht angebaut
ſind; daher man auch nur wenig einzele Wohnungen
fuͤr Landleute hier antrifft.
Ein paar Stunden unter Vienne kommt man
durch ein kleines Staͤdtchen Auberive, das gerade in
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Sulzer, Johann Georg: Tagebuch einer von Berlin nach den mittäglichen Ländern von Europa in den Jahren 1775 und 1776 gethanen Reise und Rückreise. Leipzig, 1780, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1780/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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