Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.des Schweitzerlandes. der, als wir aber in den offnen See kamen, blieben dieselben eineZeitlang auf dem Wasser stehen, daß wir ordentlich den Weg sehen konten, welchen unser Schiff genommen. Auf den Abend erfolgte würcklich ein Regen, der aber nicht lange gedauret hat. Jch mag mich in keine Untersuchung über diese Begebenheit einlassen, ehe ich gewiß weiß, ob sie richtig ist oder nicht. Jndessen ist zu bemercken, daß die lange oder kurze Währung der Blasen von zwey Ursachen herkommen kan; entweder von der Luft, welche in der Blase ein- geschlossen ist, oder von dem Wasser selbst, je nachdem dasselbe mit einer zähen Materie angefüllt, oder aber rein ist; welches uns den Weg zur Auflösung bahnen müßte. Nachdem wir zu Lucern die dortige Merckwürdigkeiten betrach-Reise von Gleichwie die Leute, welche um den Pilatus-Berg herum woh-Zeichen des die
des Schweitzerlandes. der, als wir aber in den offnen See kamen, blieben dieſelben eineZeitlang auf dem Waſſer ſtehen, daß wir ordentlich den Weg ſehen konten, welchen unſer Schiff genommen. Auf den Abend erfolgte wuͤrcklich ein Regen, der aber nicht lange gedauret hat. Jch mag mich in keine Unterſuchung uͤber dieſe Begebenheit einlaſſen, ehe ich gewiß weiß, ob ſie richtig iſt oder nicht. Jndeſſen iſt zu bemercken, daß die lange oder kurze Waͤhrung der Blaſen von zwey Urſachen herkommen kan; entweder von der Luft, welche in der Blaſe ein- geſchloſſen iſt, oder von dem Waſſer ſelbſt, je nachdem daſſelbe mit einer zaͤhen Materie angefuͤllt, oder aber rein iſt; welches uns den Weg zur Aufloͤſung bahnen muͤßte. Nachdem wir zu Lucern die dortige Merckwuͤrdigkeiten betrach-Reiſe von Gleichwie die Leute, welche um den Pilatus-Berg herum woh-Zeichen des die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="diaryEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0044" n="39"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Schweitzerlandes.</hi></fw><lb/> der, als wir aber in den offnen See kamen, blieben dieſelben eine<lb/> Zeitlang auf dem Waſſer ſtehen, daß wir ordentlich den Weg ſehen<lb/> konten, welchen unſer Schiff genommen. Auf den Abend erfolgte<lb/> wuͤrcklich ein Regen, der aber nicht lange gedauret hat. Jch mag<lb/> mich in keine Unterſuchung uͤber dieſe Begebenheit einlaſſen, ehe ich<lb/> gewiß weiß, ob ſie richtig iſt oder nicht. Jndeſſen iſt zu bemercken,<lb/> daß die lange oder kurze Waͤhrung der Blaſen von zwey Urſachen<lb/> herkommen kan; entweder von der Luft, welche in der Blaſe ein-<lb/> geſchloſſen iſt, oder von dem Waſſer ſelbſt, je nachdem daſſelbe mit<lb/> einer zaͤhen Materie angefuͤllt, oder aber rein iſt; welches uns den<lb/> Weg zur Aufloͤſung bahnen muͤßte.</p><lb/> <p>Nachdem wir zu Lucern die dortige Merckwuͤrdigkeiten betrach-<note place="right">Reiſe von<lb/> Lucern auf<lb/> den Pilatus-<lb/> Berg.</note><lb/> tet, und inſonderheit von den HHrn. Jeſuiten viele Hoͤflichkeit em-<lb/> pfangen hatten, reißten wir Abends um 4. Uhr von dort weg nach<lb/> dem Pilatus-Berge. Von Lucern nach <hi rendition="#fr">Kriens</hi> iſt ein vollkommnes<lb/> und ſchoͤnes ebnes Thal eine Stunde lang, durch welches der Krien-<lb/> ſer-Bach laͤufft, ein kleines Waſſer, welches man uͤberſchreiten kan,<lb/> das aber durch ſeinen Anlauff und Uberſchwemmungen oft ſehr groſ-<lb/> ſen Schaden thut, wie die HHrn. von Lucern daſſelbe in dem ver-<lb/> gangnen Jahre mit groͤßtem Leyd erfahren haben. Hinter Kriens<lb/> gegen Abend zu waͤchßt noch etwas Getrayde, welches man wuͤrck-<lb/> lich bey unſrer Durchreiſe einſammlete. Von Kriens fuͤhrt ein<lb/> mit unbeſchlagnem Holze belegter Weg (welchen ſie die <hi rendition="#fr">Bruͤgel</hi><lb/> nennen, durch einen Wald in die Hoͤhe, da man denn ungefehr nach<lb/> einer Stunde zu einer Capelle und einigen Haͤuſern kommt, wel-<lb/> cher Ort der <hi rendition="#fr">Herꝛ Gotts-Wald</hi> genennt wird. Die Leute wall-<note place="right">Herꝛ Gotts-<lb/> Wald.</note><lb/> fahrten von vielen Orten her dahin zu U. L. Frauen, und ſind in-<lb/> ſonderheit an dieſem Abend viel 100. Perſonen da angekommen,<lb/> weil den folgenden Tag darauf ein hohes Feſt war.</p><lb/> <p>Gleichwie die Leute, welche um den Pilatus-Berg herum woh-<note place="right">Zeichen des<lb/> bevorſtehen-<lb/> den Regens.</note><lb/> nen, vor ein Zeichen des guten Wetters halten, wenn die oberſte<lb/> Spitze dieſes Berges mit einer Wolcke bedeckt iſt, ſo ſagen hinge-<lb/> gen die im <hi rendition="#fr">Herꝛ Gotes-Wald,</hi> daß es bald regnen werde, wenn<lb/> der gegen Morgen voruͤberſtehende Rigi-Berg in gleichen Um-<lb/> ſtaͤnden iſt; die Urſach davon iſt dieſe, weil die Rigi niedriger iſt,<lb/> als der Pilatus-Berg; denn wenn die Wolcken ſo tieff ſtehen, daß<lb/> der Gipfel der Rigi eingehuͤllet iſt, ſo iſt die Luft leichter, wenn aber<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0044]
des Schweitzerlandes.
der, als wir aber in den offnen See kamen, blieben dieſelben eine
Zeitlang auf dem Waſſer ſtehen, daß wir ordentlich den Weg ſehen
konten, welchen unſer Schiff genommen. Auf den Abend erfolgte
wuͤrcklich ein Regen, der aber nicht lange gedauret hat. Jch mag
mich in keine Unterſuchung uͤber dieſe Begebenheit einlaſſen, ehe ich
gewiß weiß, ob ſie richtig iſt oder nicht. Jndeſſen iſt zu bemercken,
daß die lange oder kurze Waͤhrung der Blaſen von zwey Urſachen
herkommen kan; entweder von der Luft, welche in der Blaſe ein-
geſchloſſen iſt, oder von dem Waſſer ſelbſt, je nachdem daſſelbe mit
einer zaͤhen Materie angefuͤllt, oder aber rein iſt; welches uns den
Weg zur Aufloͤſung bahnen muͤßte.
Nachdem wir zu Lucern die dortige Merckwuͤrdigkeiten betrach-
tet, und inſonderheit von den HHrn. Jeſuiten viele Hoͤflichkeit em-
pfangen hatten, reißten wir Abends um 4. Uhr von dort weg nach
dem Pilatus-Berge. Von Lucern nach Kriens iſt ein vollkommnes
und ſchoͤnes ebnes Thal eine Stunde lang, durch welches der Krien-
ſer-Bach laͤufft, ein kleines Waſſer, welches man uͤberſchreiten kan,
das aber durch ſeinen Anlauff und Uberſchwemmungen oft ſehr groſ-
ſen Schaden thut, wie die HHrn. von Lucern daſſelbe in dem ver-
gangnen Jahre mit groͤßtem Leyd erfahren haben. Hinter Kriens
gegen Abend zu waͤchßt noch etwas Getrayde, welches man wuͤrck-
lich bey unſrer Durchreiſe einſammlete. Von Kriens fuͤhrt ein
mit unbeſchlagnem Holze belegter Weg (welchen ſie die Bruͤgel
nennen, durch einen Wald in die Hoͤhe, da man denn ungefehr nach
einer Stunde zu einer Capelle und einigen Haͤuſern kommt, wel-
cher Ort der Herꝛ Gotts-Wald genennt wird. Die Leute wall-
fahrten von vielen Orten her dahin zu U. L. Frauen, und ſind in-
ſonderheit an dieſem Abend viel 100. Perſonen da angekommen,
weil den folgenden Tag darauf ein hohes Feſt war.
Reiſe von
Lucern auf
den Pilatus-
Berg.
Herꝛ Gotts-
Wald.
Gleichwie die Leute, welche um den Pilatus-Berg herum woh-
nen, vor ein Zeichen des guten Wetters halten, wenn die oberſte
Spitze dieſes Berges mit einer Wolcke bedeckt iſt, ſo ſagen hinge-
gen die im Herꝛ Gotes-Wald, daß es bald regnen werde, wenn
der gegen Morgen voruͤberſtehende Rigi-Berg in gleichen Um-
ſtaͤnden iſt; die Urſach davon iſt dieſe, weil die Rigi niedriger iſt,
als der Pilatus-Berg; denn wenn die Wolcken ſo tieff ſtehen, daß
der Gipfel der Rigi eingehuͤllet iſt, ſo iſt die Luft leichter, wenn aber
die
Zeichen des
bevorſtehen-
den Regens.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |