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Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742.

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des Schweitzerlandes.
Wenn man ihn starck brennt, so behält er seine Aschfarbe, doch ist sie
etwas heller, als sonst; wird er aber nicht gar starck gebrennt, so be-
kommt er eine rothe Farbe, und ist bey weitem nicht so fein. Jn
einem starcken Feur fließt er in ein grün-gelbes halb durchsichtiges
Glaß, welches man faden-weis aus dem Feur herausziehen kan.
Jch habe verschiedne Proben damit gemacht, welche darinn bestanden,
daß ich aus dem Lett verschiedne Täfelein machte, und sie alle mit-
einander in ein Büchkohlen-Feur setzte; nachdem sie eine Zeitlang
in dem Feur gelegen, nahm ich eines nach dem andern heraus. Auf
dieses hin befande ich, daß die am besten waren, welche am längsten
in der Hitze gewesen, das letzte ausgenommen, welches zerschmolzen
ist. Diese Proben zeigten ferner, daß man sehr feines Geschirr aus
diesem Lett machen könne, welches ohne alle Glasur sehr schön seyn
würde. Die Täfelein welche am härtesten gebrannt waren, gaben
einen Klang von sich, wenn man sie auf den Tisch warffe, wie das
Geld, und waren überaus fein. Man hat neulich unter den ver-
schiednen Antiquitäten, welche zu Lunnern sind gefunden worden,
auch einige Töpfer-Schalen hervorgegraben, welche wegen ihrer
Schönheit von jedermann bewundert werden; und man hat fast ge-
wisse Anzeigungen, daß dieselben aus diesem oder einem andern glei-
chen und in der Nähe liegenden Lett seyen gemacht worden. Es
wäre zu wünschen, daß man wiedrum solche Arbeit machen könte.*

Noch eines muß ich von diesem Lett melden. Jch habe densel-
ben ausgewaschen, d. i. den Sand durch Schwemmung von dem
Lett abgesondert, und gefunden, daß dieser Sand meistentheils von
Crystallen herkomme, die theils weiß, theils etwas roth gefärbt wa-
ren. Unter anderm fande ich ein Stückgen, welches viel grösser
ware, als die übrigen Sandkörner, und mir schwartz vorkam. Jch
vermeynte, es wäre Pech, und wolte dasselbe auf einem dicken Stück
Glaß mit einem eisernen Hämmerlein verschlagen; allein es wiche
dem Streich nicht, worauf ich mit aller meiner Schwere und Kraft
auf dasselbe gedrücket, und es endlich in Stücke zermürset habe. Die
Stückgen waren dunckel-grün, so schön, als man jemalen diese Farbe

gese-
* Dampier thut in seinen Reisen in die Südländer II. Cap. einer fetten weis-
sen Erde oder Thon Meldung, die in Brasilien zu Läuterung und Weißma-
chung des Zuckers gebraucht wird, welche allen Umständen nach mit der uns-
rigen zimlich überein kommt.
D 2

des Schweitzerlandes.
Wenn man ihn ſtarck brennt, ſo behaͤlt er ſeine Aſchfarbe, doch iſt ſie
etwas heller, als ſonſt; wird er aber nicht gar ſtarck gebrennt, ſo be-
kommt er eine rothe Farbe, und iſt bey weitem nicht ſo fein. Jn
einem ſtarcken Feur fließt er in ein gruͤn-gelbes halb durchſichtiges
Glaß, welches man faden-weis aus dem Feur herausziehen kan.
Jch habe verſchiedne Proben damit gemacht, welche darinn beſtanden,
daß ich aus dem Lett verſchiedne Taͤfelein machte, und ſie alle mit-
einander in ein Buͤchkohlen-Feur ſetzte; nachdem ſie eine Zeitlang
in dem Feur gelegen, nahm ich eines nach dem andern heraus. Auf
dieſes hin befande ich, daß die am beſten waren, welche am laͤngſten
in der Hitze geweſen, das letzte ausgenommen, welches zerſchmolzen
iſt. Dieſe Proben zeigten ferner, daß man ſehr feines Geſchirꝛ aus
dieſem Lett machen koͤnne, welches ohne alle Glaſur ſehr ſchoͤn ſeyn
wuͤrde. Die Taͤfelein welche am haͤrteſten gebrannt waren, gaben
einen Klang von ſich, wenn man ſie auf den Tiſch warffe, wie das
Geld, und waren uͤberaus fein. Man hat neulich unter den ver-
ſchiednen Antiquitaͤten, welche zu Lunnern ſind gefunden worden,
auch einige Toͤpfer-Schalen hervorgegraben, welche wegen ihrer
Schoͤnheit von jedermann bewundert werden; und man hat faſt ge-
wiſſe Anzeigungen, daß dieſelben aus dieſem oder einem andern glei-
chen und in der Naͤhe liegenden Lett ſeyen gemacht worden. Es
waͤre zu wuͤnſchen, daß man wiedrum ſolche Arbeit machen koͤnte.*

Noch eines muß ich von dieſem Lett melden. Jch habe denſel-
ben ausgewaſchen, d. i. den Sand durch Schwemmung von dem
Lett abgeſondert, und gefunden, daß dieſer Sand meiſtentheils von
Cryſtallen herkomme, die theils weiß, theils etwas roth gefaͤrbt wa-
ren. Unter anderm fande ich ein Stuͤckgen, welches viel groͤſſer
ware, als die uͤbrigen Sandkoͤrner, und mir ſchwartz vorkam. Jch
vermeynte, es waͤre Pech, und wolte daſſelbe auf einem dicken Stuͤck
Glaß mit einem eiſernen Haͤmmerlein verſchlagen; allein es wiche
dem Streich nicht, worauf ich mit aller meiner Schwere und Kraft
auf daſſelbe gedruͤcket, und es endlich in Stuͤcke zermuͤrſet habe. Die
Stuͤckgen waren dunckel-gruͤn, ſo ſchoͤn, als man jemalen dieſe Farbe

geſe-
* Dampier thut in ſeinen Reiſen in die Suͤdlaͤnder II. Cap. einer fetten weiſ-
ſen Erde oder Thon Meldung, die in Braſilien zu Laͤuterung und Weißma-
chung des Zuckers gebraucht wird, welche allen Umſtaͤnden nach mit der unſ-
rigen zimlich uͤberein kommt.
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[27/0031] des Schweitzerlandes. Wenn man ihn ſtarck brennt, ſo behaͤlt er ſeine Aſchfarbe, doch iſt ſie etwas heller, als ſonſt; wird er aber nicht gar ſtarck gebrennt, ſo be- kommt er eine rothe Farbe, und iſt bey weitem nicht ſo fein. Jn einem ſtarcken Feur fließt er in ein gruͤn-gelbes halb durchſichtiges Glaß, welches man faden-weis aus dem Feur herausziehen kan. Jch habe verſchiedne Proben damit gemacht, welche darinn beſtanden, daß ich aus dem Lett verſchiedne Taͤfelein machte, und ſie alle mit- einander in ein Buͤchkohlen-Feur ſetzte; nachdem ſie eine Zeitlang in dem Feur gelegen, nahm ich eines nach dem andern heraus. Auf dieſes hin befande ich, daß die am beſten waren, welche am laͤngſten in der Hitze geweſen, das letzte ausgenommen, welches zerſchmolzen iſt. Dieſe Proben zeigten ferner, daß man ſehr feines Geſchirꝛ aus dieſem Lett machen koͤnne, welches ohne alle Glaſur ſehr ſchoͤn ſeyn wuͤrde. Die Taͤfelein welche am haͤrteſten gebrannt waren, gaben einen Klang von ſich, wenn man ſie auf den Tiſch warffe, wie das Geld, und waren uͤberaus fein. Man hat neulich unter den ver- ſchiednen Antiquitaͤten, welche zu Lunnern ſind gefunden worden, auch einige Toͤpfer-Schalen hervorgegraben, welche wegen ihrer Schoͤnheit von jedermann bewundert werden; und man hat faſt ge- wiſſe Anzeigungen, daß dieſelben aus dieſem oder einem andern glei- chen und in der Naͤhe liegenden Lett ſeyen gemacht worden. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß man wiedrum ſolche Arbeit machen koͤnte. * Noch eines muß ich von dieſem Lett melden. Jch habe denſel- ben ausgewaſchen, d. i. den Sand durch Schwemmung von dem Lett abgeſondert, und gefunden, daß dieſer Sand meiſtentheils von Cryſtallen herkomme, die theils weiß, theils etwas roth gefaͤrbt wa- ren. Unter anderm fande ich ein Stuͤckgen, welches viel groͤſſer ware, als die uͤbrigen Sandkoͤrner, und mir ſchwartz vorkam. Jch vermeynte, es waͤre Pech, und wolte daſſelbe auf einem dicken Stuͤck Glaß mit einem eiſernen Haͤmmerlein verſchlagen; allein es wiche dem Streich nicht, worauf ich mit aller meiner Schwere und Kraft auf daſſelbe gedruͤcket, und es endlich in Stuͤcke zermuͤrſet habe. Die Stuͤckgen waren dunckel-gruͤn, ſo ſchoͤn, als man jemalen dieſe Farbe geſe- * Dampier thut in ſeinen Reiſen in die Suͤdlaͤnder II. Cap. einer fetten weiſ- ſen Erde oder Thon Meldung, die in Braſilien zu Laͤuterung und Weißma- chung des Zuckers gebraucht wird, welche allen Umſtaͤnden nach mit der unſ- rigen zimlich uͤberein kommt. D 2

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Beschreibung einiger Merckwüdigkeiten, Welche er in einer Ao. 1742. gemachten Berg-Reise durch einige Oerter der Schweitz beobachtet hat. Zürich, 1742, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_reise_1742/31>, abgerufen am 23.11.2024.