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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von denen Hindernissen der Vermehrung
"baut. Die Päbstlichen Unterthanen sind gantz
"ungemein arm. Diese üble Würckungen möch-
"te man wohl der willkührlichen Regierungs-Art
"zuschreiben, allein sie müssen meinem Bedüncken
"nach, als Früchte der Catholischen Religion ange-
"sehen werden, die sich alhier in ihrer rechten Ge-
"stalt und Umfang zeiget. Es ist kein Wunder,
"daß ein Land der Helfte nach, von Einwohnern
"entblösset ist, wo man so viele Menschen beyderley
"Geschlechtes findet, die das Gelübde der Keusch-
"heit gethan haben, und wo zugleich eine Inquisi-
"tion ist, die alle andere Religionen gäntzlich ver-
"bietet. So weit Addison." Es ist kein Zweifel,
daß nicht die Verwüstung von Spanien grossen-
theils mit daher rühre, und wundert mich, daß der
Verfasser der Delices de l'Espagne & du Portugal,
[e] zu denen fünf Gründen, nicht den ehelosen
Stand, als die sechste Ursach hinzugefüget, wodurch
ein so reiches, fruchtbares, gesundes, und wohl ge-
legenes Land seiner Einwohner beraubet wird.

Es wird also hierdurch ausser Streit gesetzet,
daß der ehelose Stand in der Römischen Kirche, (1)
die Vermehrung der Menschen ungemein sehr hin-
dere, folglich (2) eine Ursach sey, daß viele Länder
wüste und leer bleiben müssen, wodurch denn (3)
die Macht und der Reichthum eines Fürsten sehr
eingeschräncket werden. Ja es geschicht, durch den-
selbigen (4) dem Weiblichen Geschlecht die allergrö-
ste Gewalt und Unrecht, und wird daher eine Ur-
sache vieler Laster und Unordnungen. Dieses will
ich noch beweisen. Nach dem oben angeführten
Verzeichniß des Basville, verhalten sich die Non-

nen
[e] Tom. 6. p. 840. sqq.

Von denen Hinderniſſen der Vermehrung
„baut. Die Paͤbſtlichen Unterthanen ſind gantz
„ungemein arm. Dieſe uͤble Wuͤrckungen moͤch-
„te man wohl der willkuͤhrlichen Regierungs-Art
„zuſchreiben, allein ſie muͤſſen meinem Beduͤncken
„nach, als Fruͤchte der Catholiſchen Religion ange-
„ſehen werden, die ſich alhier in ihrer rechten Ge-
„ſtalt und Umfang zeiget. Es iſt kein Wunder,
„daß ein Land der Helfte nach, von Einwohnern
„entbloͤſſet iſt, wo man ſo viele Menſchen beyderley
„Geſchlechtes findet, die das Geluͤbde der Keuſch-
„heit gethan haben, und wo zugleich eine Inquiſi-
„tion iſt, die alle andere Religionen gaͤntzlich ver-
„bietet. So weit Addiſon.„ Es iſt kein Zweifel,
daß nicht die Verwuͤſtung von Spanien groſſen-
theils mit daher ruͤhre, und wundert mich, daß der
Verfaſſer der Delices de l’Eſpagne & du Portugal,
[e] zu denen fuͤnf Gruͤnden, nicht den eheloſen
Stand, als die ſechſte Urſach hinzugefuͤget, wodurch
ein ſo reiches, fruchtbares, geſundes, und wohl ge-
legenes Land ſeiner Einwohner beraubet wird.

Es wird alſo hierdurch auſſer Streit geſetzet,
daß der eheloſe Stand in der Roͤmiſchen Kirche, (1)
die Vermehrung der Menſchen ungemein ſehr hin-
dere, folglich (2) eine Urſach ſey, daß viele Laͤnder
wuͤſte und leer bleiben muͤſſen, wodurch denn (3)
die Macht und der Reichthum eines Fuͤrſten ſehr
eingeſchraͤncket werden. Ja es geſchicht, durch den-
ſelbigen (4) dem Weiblichen Geſchlecht die allergroͤ-
ſte Gewalt und Unrecht, und wird daher eine Ur-
ſache vieler Laſter und Unordnungen. Dieſes will
ich noch beweiſen. Nach dem oben angefuͤhrten
Verzeichniß des Basville, verhalten ſich die Non-

nen
[e] Tom. 6. p. 840. ſqq.
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[46/0092] Von denen Hinderniſſen der Vermehrung „baut. Die Paͤbſtlichen Unterthanen ſind gantz „ungemein arm. Dieſe uͤble Wuͤrckungen moͤch- „te man wohl der willkuͤhrlichen Regierungs-Art „zuſchreiben, allein ſie muͤſſen meinem Beduͤncken „nach, als Fruͤchte der Catholiſchen Religion ange- „ſehen werden, die ſich alhier in ihrer rechten Ge- „ſtalt und Umfang zeiget. Es iſt kein Wunder, „daß ein Land der Helfte nach, von Einwohnern „entbloͤſſet iſt, wo man ſo viele Menſchen beyderley „Geſchlechtes findet, die das Geluͤbde der Keuſch- „heit gethan haben, und wo zugleich eine Inquiſi- „tion iſt, die alle andere Religionen gaͤntzlich ver- „bietet. So weit Addiſon.„ Es iſt kein Zweifel, daß nicht die Verwuͤſtung von Spanien groſſen- theils mit daher ruͤhre, und wundert mich, daß der Verfaſſer der Delices de l’Eſpagne & du Portugal, [e] zu denen fuͤnf Gruͤnden, nicht den eheloſen Stand, als die ſechſte Urſach hinzugefuͤget, wodurch ein ſo reiches, fruchtbares, geſundes, und wohl ge- legenes Land ſeiner Einwohner beraubet wird. Es wird alſo hierdurch auſſer Streit geſetzet, daß der eheloſe Stand in der Roͤmiſchen Kirche, (1) die Vermehrung der Menſchen ungemein ſehr hin- dere, folglich (2) eine Urſach ſey, daß viele Laͤnder wuͤſte und leer bleiben muͤſſen, wodurch denn (3) die Macht und der Reichthum eines Fuͤrſten ſehr eingeſchraͤncket werden. Ja es geſchicht, durch den- ſelbigen (4) dem Weiblichen Geſchlecht die allergroͤ- ſte Gewalt und Unrecht, und wird daher eine Ur- ſache vieler Laſter und Unordnungen. Dieſes will ich noch beweiſen. Nach dem oben angefuͤhrten Verzeichniß des Basville, verhalten ſich die Non- nen [e] Tom. 6. p. 840. ſqq.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/92>, abgerufen am 28.11.2024.