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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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des Menschlichen Geschlechts.
dieses der wegen seiner Conqueten so berühmte Held?
Hat er nicht für einen jeden neuen Unterthan, 3 von
seinen alten verlohren? Sind seine Trouppen nicht
geringer an der Zahl, schlechter gehalten, gekleidet
und bezahlet, als ehedem, ohnerachtet er gezwungen
ist anjetzo mehr zu thun als jemahls? woher kommt
alle diese Veränderung anders als daher, daß seine
Einkünfte gar sehr verringert, und daß seine Unter-
thanen nicht im Stande sind, die Auflagen zu bezah-
len, womit sie belästiget, weil sie theils ärmer, theils
in geringerer Anzahl sind?

Wenn er seine Conqueten auf dem alten Fuß
hätte wollen fortführen, würde er sich ohnfehlbar
ruiniret haben, und es würde solches schon vorlängst
erfolget seyn. Es erinnert mich dieses einer artigen
Antwort des Königs Pyrrhus, die er seinen Gene-
rals gab, als sie ihm, wegen des zum andern mahl,
über die Römer erhaltenen Sieges, Glück wünsch-
ten. Ihr habt recht, sagte er, allein wenn ich noch
einmahl so siegen solte als anjetzo, so würde ich mich
gäntzlich ruiniren. Zum Beschluß will ich noch et-
was anders von eben diesem Könige, der sich gleich-
fals vom Ehrgeitz beherrschen ließ, anführen, wel-
ches so merckwürdig ist, als es wohl bekandt seyn
mag. [w] Als er eine ungezäumte Begierde hat-
te, die Römer anzugreiffen, wurde er von seinem er-
sten Minister Cyneas gefraget, was er denn bey die-
sem Kriege vor einen Zweck habe? Ich will mir,
antwortete er, die Römer und gantz Italien unter-

würfig
[w] Eben dieses hat Boileau dem Könige Louis XIV. vor-
gehalten, und hat ihn ohnstreitig, nur mit einer andern Ma-
nier dadurch zum Nachdencken bringen wollen. in der Epitre
I. au Roy.
C 4

des Menſchlichen Geſchlechts.
dieſes der wegen ſeiner Conqueten ſo beruͤhmte Held?
Hat er nicht fuͤr einen jeden neuen Unterthan, 3 von
ſeinen alten verlohren? Sind ſeine Trouppen nicht
geringer an der Zahl, ſchlechter gehalten, gekleidet
und bezahlet, als ehedem, ohnerachtet er gezwungen
iſt anjetzo mehr zu thun als jemahls? woher kommt
alle dieſe Veraͤnderung anders als daher, daß ſeine
Einkuͤnfte gar ſehr verringert, und daß ſeine Unter-
thanen nicht im Stande ſind, die Auflagen zu bezah-
len, womit ſie belaͤſtiget, weil ſie theils aͤrmer, theils
in geringerer Anzahl ſind?

Wenn er ſeine Conqueten auf dem alten Fuß
haͤtte wollen fortfuͤhren, wuͤrde er ſich ohnfehlbar
ruiniret haben, und es wuͤrde ſolches ſchon vorlaͤngſt
erfolget ſeyn. Es erinnert mich dieſes einer artigen
Antwort des Koͤnigs Pyrrhus, die er ſeinen Gene-
rals gab, als ſie ihm, wegen des zum andern mahl,
uͤber die Roͤmer erhaltenen Sieges, Gluͤck wuͤnſch-
ten. Ihr habt recht, ſagte er, allein wenn ich noch
einmahl ſo ſiegen ſolte als anjetzo, ſo wuͤrde ich mich
gaͤntzlich ruiniren. Zum Beſchluß will ich noch et-
was anders von eben dieſem Koͤnige, der ſich gleich-
fals vom Ehrgeitz beherrſchen ließ, anfuͤhren, wel-
ches ſo merckwuͤrdig iſt, als es wohl bekandt ſeyn
mag. [w] Als er eine ungezaͤumte Begierde hat-
te, die Roͤmer anzugreiffen, wurde er von ſeinem er-
ſten Miniſter Cyneas gefraget, was er denn bey die-
ſem Kriege vor einen Zweck habe? Ich will mir,
antwortete er, die Roͤmer und gantz Italien unter-

wuͤrfig
[w] Eben dieſes hat Boileau dem Koͤnige Louis XIV. vor-
gehalten, und hat ihn ohnſtreitig, nur mit einer andern Ma-
nier dadurch zum Nachdencken bringen wollen. in der Epitre
I. au Roy.
C 4
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[39/0085] des Menſchlichen Geſchlechts. dieſes der wegen ſeiner Conqueten ſo beruͤhmte Held? Hat er nicht fuͤr einen jeden neuen Unterthan, 3 von ſeinen alten verlohren? Sind ſeine Trouppen nicht geringer an der Zahl, ſchlechter gehalten, gekleidet und bezahlet, als ehedem, ohnerachtet er gezwungen iſt anjetzo mehr zu thun als jemahls? woher kommt alle dieſe Veraͤnderung anders als daher, daß ſeine Einkuͤnfte gar ſehr verringert, und daß ſeine Unter- thanen nicht im Stande ſind, die Auflagen zu bezah- len, womit ſie belaͤſtiget, weil ſie theils aͤrmer, theils in geringerer Anzahl ſind? Wenn er ſeine Conqueten auf dem alten Fuß haͤtte wollen fortfuͤhren, wuͤrde er ſich ohnfehlbar ruiniret haben, und es wuͤrde ſolches ſchon vorlaͤngſt erfolget ſeyn. Es erinnert mich dieſes einer artigen Antwort des Koͤnigs Pyrrhus, die er ſeinen Gene- rals gab, als ſie ihm, wegen des zum andern mahl, uͤber die Roͤmer erhaltenen Sieges, Gluͤck wuͤnſch- ten. Ihr habt recht, ſagte er, allein wenn ich noch einmahl ſo ſiegen ſolte als anjetzo, ſo wuͤrde ich mich gaͤntzlich ruiniren. Zum Beſchluß will ich noch et- was anders von eben dieſem Koͤnige, der ſich gleich- fals vom Ehrgeitz beherrſchen ließ, anfuͤhren, wel- ches ſo merckwuͤrdig iſt, als es wohl bekandt ſeyn mag. [w] Als er eine ungezaͤumte Begierde hat- te, die Roͤmer anzugreiffen, wurde er von ſeinem er- ſten Miniſter Cyneas gefraget, was er denn bey die- ſem Kriege vor einen Zweck habe? Ich will mir, antwortete er, die Roͤmer und gantz Italien unter- wuͤrfig [w] Eben dieſes hat Boileau dem Koͤnige Louis XIV. vor- gehalten, und hat ihn ohnſtreitig, nur mit einer andern Ma- nier dadurch zum Nachdencken bringen wollen. in der Epitre I. au Roy. C 4

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/85>, abgerufen am 28.11.2024.