Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.des Menschlichen Geschlechts. pazen sehr aufgerieben wird. Zweytens wird auchdie Vermehrung dadurch sehr gehindert, weil nicht nur manche Frau durch Verlust ihres Mannes, an fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, sondern weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat- tens beraubet wird. Es wird hernach bewiesen werden, daß das Männliche und Weibliche Ge- schlecht in denen Jahren, da man sich verheyrathet, einander gleich sey. Wenn nun ein Krieg blutig und langwierig, so muß nothwendig dadurch eine grosse Ungleichheit zwischen beyden Geschlechtern entstehen, und es muß daher manche Jungfer wider ihren Willen im ehelosen Stande verbleiben. Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu- aufge- [s] Lipsius de Constant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die
Stellen aus dem Josephus und andern Scribenten angeführet sind. des Menſchlichen Geſchlechts. pazen ſehr aufgerieben wird. Zweytens wird auchdie Vermehrung dadurch ſehr gehindert, weil nicht nur manche Frau durch Verluſt ihres Mannes, an fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, ſondern weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat- tens beraubet wird. Es wird hernach bewieſen werden, daß das Maͤnnliche und Weibliche Ge- ſchlecht in denen Jahren, da man ſich verheyrathet, einander gleich ſey. Wenn nun ein Krieg blutig und langwierig, ſo muß nothwendig dadurch eine groſſe Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern entſtehen, und es muß daher manche Jungfer wider ihren Willen im eheloſen Stande verbleiben. Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu- aufge- [s] Lipſius de Conſtant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die
Stellen aus dem Joſephus und andern Scribenten angefuͤhret ſind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Menſchlichen Geſchlechts.</hi></fw><lb/> pazen ſehr aufgerieben wird. Zweytens wird auch<lb/> die Vermehrung dadurch ſehr gehindert, weil nicht<lb/> nur manche Frau durch Verluſt ihres Mannes, an<lb/> fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, ſondern<lb/> weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat-<lb/> tens beraubet wird. Es wird hernach bewieſen<lb/> werden, daß das Maͤnnliche und Weibliche Ge-<lb/> ſchlecht in denen Jahren, da man ſich verheyrathet,<lb/> einander gleich ſey. Wenn nun ein Krieg blutig<lb/> und langwierig, ſo muß nothwendig dadurch eine<lb/> groſſe Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern<lb/> entſtehen, und es muß daher manche Jungfer wider<lb/> ihren Willen im eheloſen Stande verbleiben.</p><lb/> <p>Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu-<lb/> ruͤck, und ſiehet wie die Kriege faſt beſtaͤndig wie ei-<lb/> ne Kette aneinander gehangen, ſo wird man leicht-<lb/> lich zugeſtehen muͤſſen, daß dadurch die Vermeh-<lb/> rung gar ſehr ſey aufgehalten worden. Jedoch wir<lb/> haben Urſach GOtt zu dancken, theils fuͤr die Er-<lb/> findung des Puloers, als eines bequemen Mittels<lb/> zur Verkuͤrtzung des Krieges, oder wenigſtens zur<lb/> Schonung des Blutes der Menſchen; theils weil<lb/> es ſcheinet, als wenn man anjetzo kluͤger und be-<lb/> dachtſamer waͤre. Vor Alters waren die Kriege<lb/> mit der Niederlage groſſer Heere, oder wohl gar<lb/> mit dem Untergange gantzer Voͤlcker verknuͤpffet.<lb/> Bey der Eroberung der eintzigen Stadt Jeruſalem,<lb/><note place="foot" n="[s]"><hi rendition="#aq">Lipſius de Conſtant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol.</hi> 4. wo die<lb/> Stellen aus dem Joſephus und andern Scribenten angefuͤhret<lb/> ſind.</note> kam eine Million Menſchen um, und durch das<lb/> Schwerdt allein, wurden bey der Zerſtoͤhrung des<lb/> Juͤdiſchen Landes 1. Million und 336690. Juden<lb/> <fw place="bottom" type="catch">aufge-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [31/0077]
des Menſchlichen Geſchlechts.
pazen ſehr aufgerieben wird. Zweytens wird auch
die Vermehrung dadurch ſehr gehindert, weil nicht
nur manche Frau durch Verluſt ihres Mannes, an
fernerer Erzeugung der Kinder verhindert, ſondern
weil auch manche Jungfer dadurch eines Ehegat-
tens beraubet wird. Es wird hernach bewieſen
werden, daß das Maͤnnliche und Weibliche Ge-
ſchlecht in denen Jahren, da man ſich verheyrathet,
einander gleich ſey. Wenn nun ein Krieg blutig
und langwierig, ſo muß nothwendig dadurch eine
groſſe Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern
entſtehen, und es muß daher manche Jungfer wider
ihren Willen im eheloſen Stande verbleiben.
Gehet man in die vorigen Zeiten ein wenig zu-
ruͤck, und ſiehet wie die Kriege faſt beſtaͤndig wie ei-
ne Kette aneinander gehangen, ſo wird man leicht-
lich zugeſtehen muͤſſen, daß dadurch die Vermeh-
rung gar ſehr ſey aufgehalten worden. Jedoch wir
haben Urſach GOtt zu dancken, theils fuͤr die Er-
findung des Puloers, als eines bequemen Mittels
zur Verkuͤrtzung des Krieges, oder wenigſtens zur
Schonung des Blutes der Menſchen; theils weil
es ſcheinet, als wenn man anjetzo kluͤger und be-
dachtſamer waͤre. Vor Alters waren die Kriege
mit der Niederlage groſſer Heere, oder wohl gar
mit dem Untergange gantzer Voͤlcker verknuͤpffet.
Bey der Eroberung der eintzigen Stadt Jeruſalem,
[s] kam eine Million Menſchen um, und durch das
Schwerdt allein, wurden bey der Zerſtoͤhrung des
Juͤdiſchen Landes 1. Million und 336690. Juden
aufge-
[s] Lipſius de Conſtant. l. 2. cap. 1. Opp. Vol. 4. wo die
Stellen aus dem Joſephus und andern Scribenten angefuͤhret
ſind.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |