Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.Von guter Einrichtung gelländer King hat behauptet, daß jährlich von 104Personen eine sich verheyrathe. [t] Hiervon würde man hieraus mit mehrerer Gewißheit ur- theilen können; es würden sich daraus auch ver- schiedene artige Folgerungen herleiten lassen. 2) Man würde von der Gesundheit verschiedener Oer- ter richtig urtheilen können. Ein Ort ist gesunder, als ein anderer, wenn in Proportion der lebenden weniger allda sterben. Zu dem Ende muß man nicht nur die gestorbene, sondern auch die lebendi- gen wissen. Wüste man dieses erst mit Gewißheit; so würde solches Erkenntniß zu ungemein nützlichen Untersuchungen Anlaß geben. Die andre Art, da man aus Vergleichung der gebohrnen und gestor- benen von der Gesundheit urtheilet, wie Derham gethan, [u] scheinet mir unsicher zu seyn, weil sich die Fruchtbarkeit zu sehr einmischet. Von eben demselben Orte lasse ich das Urtheil noch gelten, wenn die Umstände einerley geblieben. Z.E. wenn in der Chur-Marck in einem Jahre der Ueberschuß der gebohrnen mercklich grösser, als in einem an- dern, so kan man wol urtheilen, daß selbiges Jahr gesunder, oder daß die Sterblichkeit in letzterm grös- ser gewesen; allein von verschiedenen Landen läßt sich die Gesundheit schwerlich also abmessen. Wenn aber die Zahl der lebenden zum Maaßstab angenommen wird, so kan man hierinnen nicht feh- len. Nur ist zu mercken, daß man die Zahl der gestorbenen zu der Zahl der lebenden rechnen müsse, im Fall man nur ein Jahr hat, um eine richtige Verhält- niß zu bekommen. 3) Es würde der Gebrauch der Todten-Listen in Bestimmung der lebendigen hie- durch [t] Derhams Physico-th. l. 4. c. 10. not. 7.
Von guter Einrichtung gellaͤnder King hat behauptet, daß jaͤhrlich von 104Perſonen eine ſich verheyrathe. [t] Hiervon wuͤrde man hieraus mit mehrerer Gewißheit ur- theilen koͤnnen; es wuͤrden ſich daraus auch ver- ſchiedene artige Folgerungen herleiten laſſen. 2) Man wuͤrde von der Geſundheit verſchiedener Oer- ter richtig urtheilen koͤnnen. Ein Ort iſt geſunder, als ein anderer, wenn in Proportion der lebenden weniger allda ſterben. Zu dem Ende muß man nicht nur die geſtorbene, ſondern auch die lebendi- gen wiſſen. Wuͤſte man dieſes erſt mit Gewißheit; ſo wuͤrde ſolches Erkenntniß zu ungemein nuͤtzlichen Unterſuchungen Anlaß geben. Die andre Art, da man aus Vergleichung der gebohrnen und geſtor- benen von der Geſundheit urtheilet, wie Derham gethan, [u] ſcheinet mir unſicher zu ſeyn, weil ſich die Fruchtbarkeit zu ſehr einmiſchet. Von eben demſelben Orte laſſe ich das Urtheil noch gelten, wenn die Umſtaͤnde einerley geblieben. Z.E. wenn in der Chur-Marck in einem Jahre der Ueberſchuß der gebohrnen mercklich groͤſſer, als in einem an- dern, ſo kan man wol urtheilen, daß ſelbiges Jahr geſunder, oder daß die Sterblichkeit in letzterm groͤſ- ſer geweſen; allein von verſchiedenen Landen laͤßt ſich die Geſundheit ſchwerlich alſo abmeſſen. Wenn aber die Zahl der lebenden zum Maaßſtab angenommen wird, ſo kan man hierinnen nicht feh- len. Nur iſt zu mercken, daß man die Zahl der geſtorbenen zu der Zahl der lebenden rechnen muͤſſe, im Fall man nur ein Jahr hat, um eine richtige Verhaͤlt- niß zu bekommen. 3) Es wuͤrde der Gebrauch der Todten-Liſten in Beſtimmung der lebendigen hie- durch [t] Derhams Phyſico-th. l. 4. c. 10. not. 7.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0402" n="350[354]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von guter Einrichtung</hi></fw><lb/> gellaͤnder <hi rendition="#fr">King</hi> hat behauptet, daß jaͤhrlich von 104<lb/> Perſonen eine ſich verheyrathe. <note place="foot" n="[t]"><hi rendition="#aq">Derhams Phyſico-th. l. 4. c. 10. not.</hi> 7.</note> Hiervon<lb/> wuͤrde man hieraus mit mehrerer Gewißheit ur-<lb/> theilen koͤnnen; es wuͤrden ſich daraus auch ver-<lb/> ſchiedene artige Folgerungen herleiten laſſen. 2)<lb/> Man wuͤrde von der Geſundheit verſchiedener Oer-<lb/> ter richtig urtheilen koͤnnen. Ein Ort iſt geſunder,<lb/> als ein anderer, wenn in Proportion der lebenden<lb/> weniger allda ſterben. Zu dem Ende muß man<lb/> nicht nur die geſtorbene, ſondern auch die lebendi-<lb/> gen wiſſen. Wuͤſte man dieſes erſt mit Gewißheit;<lb/> ſo wuͤrde ſolches Erkenntniß zu ungemein nuͤtzlichen<lb/> Unterſuchungen Anlaß geben. Die andre Art, da<lb/> man aus Vergleichung der gebohrnen und geſtor-<lb/> benen von der Geſundheit urtheilet, wie <hi rendition="#fr">Derham</hi><lb/> gethan, <hi rendition="#aq">[u]</hi> ſcheinet mir unſicher zu ſeyn, weil ſich<lb/> die Fruchtbarkeit zu ſehr einmiſchet. Von eben<lb/> demſelben Orte laſſe ich das Urtheil noch gelten,<lb/> wenn die Umſtaͤnde einerley geblieben. Z.E. wenn<lb/> in der Chur-Marck in einem Jahre der Ueberſchuß<lb/> der gebohrnen mercklich groͤſſer, als in einem an-<lb/> dern, ſo kan man wol urtheilen, daß ſelbiges Jahr<lb/> geſunder, oder daß die Sterblichkeit in letzterm groͤſ-<lb/> ſer geweſen; allein von verſchiedenen Landen laͤßt<lb/> ſich die Geſundheit ſchwerlich alſo abmeſſen.<lb/> Wenn aber die Zahl der lebenden zum Maaßſtab<lb/> angenommen wird, ſo kan man hierinnen nicht feh-<lb/> len. Nur iſt zu mercken, daß man die Zahl der<lb/> geſtorbenen zu der Zahl der lebenden rechnen muͤſſe, im<lb/> Fall man nur ein Jahr hat, um eine richtige Verhaͤlt-<lb/> niß zu bekommen. 3) Es wuͤrde der Gebrauch der<lb/> Todten-Liſten in Beſtimmung der lebendigen hie-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [350[354]/0402]
Von guter Einrichtung
gellaͤnder King hat behauptet, daß jaͤhrlich von 104
Perſonen eine ſich verheyrathe. [t] Hiervon
wuͤrde man hieraus mit mehrerer Gewißheit ur-
theilen koͤnnen; es wuͤrden ſich daraus auch ver-
ſchiedene artige Folgerungen herleiten laſſen. 2)
Man wuͤrde von der Geſundheit verſchiedener Oer-
ter richtig urtheilen koͤnnen. Ein Ort iſt geſunder,
als ein anderer, wenn in Proportion der lebenden
weniger allda ſterben. Zu dem Ende muß man
nicht nur die geſtorbene, ſondern auch die lebendi-
gen wiſſen. Wuͤſte man dieſes erſt mit Gewißheit;
ſo wuͤrde ſolches Erkenntniß zu ungemein nuͤtzlichen
Unterſuchungen Anlaß geben. Die andre Art, da
man aus Vergleichung der gebohrnen und geſtor-
benen von der Geſundheit urtheilet, wie Derham
gethan, [u] ſcheinet mir unſicher zu ſeyn, weil ſich
die Fruchtbarkeit zu ſehr einmiſchet. Von eben
demſelben Orte laſſe ich das Urtheil noch gelten,
wenn die Umſtaͤnde einerley geblieben. Z.E. wenn
in der Chur-Marck in einem Jahre der Ueberſchuß
der gebohrnen mercklich groͤſſer, als in einem an-
dern, ſo kan man wol urtheilen, daß ſelbiges Jahr
geſunder, oder daß die Sterblichkeit in letzterm groͤſ-
ſer geweſen; allein von verſchiedenen Landen laͤßt
ſich die Geſundheit ſchwerlich alſo abmeſſen.
Wenn aber die Zahl der lebenden zum Maaßſtab
angenommen wird, ſo kan man hierinnen nicht feh-
len. Nur iſt zu mercken, daß man die Zahl der
geſtorbenen zu der Zahl der lebenden rechnen muͤſſe, im
Fall man nur ein Jahr hat, um eine richtige Verhaͤlt-
niß zu bekommen. 3) Es wuͤrde der Gebrauch der
Todten-Liſten in Beſtimmung der lebendigen hie-
durch
[t] Derhams Phyſico-th. l. 4. c. 10. not. 7.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |