Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.zur Bestimmung der Lebendigen. sterbenden zu denen lebenden, in jeglichem Theiledes menschlichen Alters, eine gewisse Verhältniß finde. Was nun unter denen Theilen einzeln ist, das muß auch im gantzen seyn, wenn ich alle Theile zusammen nehme. Wenn nun in der Gesundheit der Oerter und Jahre, die verglichen werden; wenn in der Lebens-Art der Menschen sich nichts beson- ders veränderliches und unterschiedenes wahrneh- men lässet: so ist wahrscheinlich, daß diejenigen, so aus einer gewissen Zahl Menschen jährlich hinweg sterben, sich an einem Orte zu denen lebenden so verhalten als an einem andern. Auf diesen Grün- den beruhet nun die Ausrechnung der lebendi- gen aus der Zahl der gestorbenen. Ich muß aber frey gestehen, daß in der Application sich hier- inn allerley Schwierigkeiten finden. Bey einem Orte läßt sich solches noch mit ziemlicher Gewißheit brauchen, wiewohl man alsdann auch schon behut- samer seyn muß, wenn es offenbahr, daß die Le- bens-Art und also die Gesundheit der Menschen sich geändert, wie von Berlin sich noch sehr viele erin- nern können, daß es seit 50 Jahren sich sehr in die- sem Stücke geändert. Will man weit entlegene Länder mit einander vergleichen, so scheinet die Sa- che noch mehreren Schwierigkeiten unterworffen zu seyn, so lange man nicht weiß, ob die Oerter in der Gesundheit einander gleich sind. Bey Vergleichung der Städte werde ich hernach die Verschiedenheit der Regeln, so viel als möglich, anzeigen. Jedoch es ist wohl zu mercken, daß man hiebey eben nicht die größte Accuratesse verlangen könne, weil die bisherigen Anmerckungen noch gar zu mangelhaft. Diese kleine Versuche aber sollen eben Gelegenheit ge- ben U 3
zur Beſtimmung der Lebendigen. ſterbenden zu denen lebenden, in jeglichem Theiledes menſchlichen Alters, eine gewiſſe Verhaͤltniß finde. Was nun unter denen Theilen einzeln iſt, das muß auch im gantzen ſeyn, wenn ich alle Theile zuſammen nehme. Wenn nun in der Geſundheit der Oerter und Jahre, die verglichen werden; wenn in der Lebens-Art der Menſchen ſich nichts beſon- ders veraͤnderliches und unterſchiedenes wahrneh- men laͤſſet: ſo iſt wahrſcheinlich, daß diejenigen, ſo aus einer gewiſſen Zahl Menſchen jaͤhrlich hinweg ſterben, ſich an einem Orte zu denen lebenden ſo verhalten als an einem andern. Auf dieſen Gruͤn- den beruhet nun die Ausrechnung der lebendi- gen aus der Zahl der geſtorbenen. Ich muß aber frey geſtehen, daß in der Application ſich hier- inn allerley Schwierigkeiten finden. Bey einem Orte laͤßt ſich ſolches noch mit ziemlicher Gewißheit brauchen, wiewohl man alsdann auch ſchon behut- ſamer ſeyn muß, wenn es offenbahr, daß die Le- bens-Art und alſo die Geſundheit der Menſchen ſich geaͤndert, wie von Berlin ſich noch ſehr viele erin- nern koͤnnen, daß es ſeit 50 Jahren ſich ſehr in die- ſem Stuͤcke geaͤndert. Will man weit entlegene Laͤnder mit einander vergleichen, ſo ſcheinet die Sa- che noch mehreren Schwierigkeiten unterworffen zu ſeyn, ſo lange man nicht weiß, ob die Oerter in der Geſundheit einander gleich ſind. Bey Vergleichung der Staͤdte werde ich hernach die Verſchiedenheit der Regeln, ſo viel als moͤglich, anzeigen. Jedoch es iſt wohl zu mercken, daß man hiebey eben nicht die groͤßte Accurateſſe verlangen koͤnne, weil die bisherigen Anmerckungen noch gar zu mangelhaft. Dieſe kleine Verſuche aber ſollen eben Gelegenheit ge- ben U 3
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zur Beſtimmung der Lebendigen.
ſterbenden zu denen lebenden, in jeglichem Theile
des menſchlichen Alters, eine gewiſſe Verhaͤltniß
finde. Was nun unter denen Theilen einzeln iſt,
das muß auch im gantzen ſeyn, wenn ich alle Theile
zuſammen nehme. Wenn nun in der Geſundheit
der Oerter und Jahre, die verglichen werden; wenn
in der Lebens-Art der Menſchen ſich nichts beſon-
ders veraͤnderliches und unterſchiedenes wahrneh-
men laͤſſet: ſo iſt wahrſcheinlich, daß diejenigen, ſo
aus einer gewiſſen Zahl Menſchen jaͤhrlich hinweg
ſterben, ſich an einem Orte zu denen lebenden ſo
verhalten als an einem andern. Auf dieſen Gruͤn-
den beruhet nun die Ausrechnung der lebendi-
gen aus der Zahl der geſtorbenen. Ich muß
aber frey geſtehen, daß in der Application ſich hier-
inn allerley Schwierigkeiten finden. Bey einem
Orte laͤßt ſich ſolches noch mit ziemlicher Gewißheit
brauchen, wiewohl man alsdann auch ſchon behut-
ſamer ſeyn muß, wenn es offenbahr, daß die Le-
bens-Art und alſo die Geſundheit der Menſchen ſich
geaͤndert, wie von Berlin ſich noch ſehr viele erin-
nern koͤnnen, daß es ſeit 50 Jahren ſich ſehr in die-
ſem Stuͤcke geaͤndert. Will man weit entlegene
Laͤnder mit einander vergleichen, ſo ſcheinet die Sa-
che noch mehreren Schwierigkeiten unterworffen zu
ſeyn, ſo lange man nicht weiß, ob die Oerter in der
Geſundheit einander gleich ſind. Bey Vergleichung
der Staͤdte werde ich hernach die Verſchiedenheit
der Regeln, ſo viel als moͤglich, anzeigen. Jedoch
es iſt wohl zu mercken, daß man hiebey eben nicht
die groͤßte Accurateſſe verlangen koͤnne, weil die
bisherigen Anmerckungen noch gar zu mangelhaft.
Dieſe kleine Verſuche aber ſollen eben Gelegenheit ge-
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