Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

und ihrer Verhältniß.
es sind unter 10 tausend todten an Pocken gestor-
ben

In London, in 20 Jahren " 496
" " in letzten 10 Jahren " 756
In Wien, obige 2 Jahre " " 800
In Berlin, obige 3 Jahre " 865
In Breßlau, eben die 3 Jahre 941

Ich weiß also nicht, wessen Anmerckungen die rich-
tigsten. Die Engelländer pflegen sonst noch ziemlich
accurat zu seyn, und sagte mir letzt jemand, daß in
Absicht auf die Pocken, jeder Doctor in London
rechnete, um zwischen den natürlich kommenden und
denen inoculirten eine Balance zu treffen, damit
man aus vieljähriger Observation der gestorbenen
an einer und an der andern Art sehen möge, ob die
Einpfropfung auch rathsam. Grosse Herren hät-
ten Ursach in Untersuchung dieser Wahrheit kein
Geld zu sparen, wenn ihnen dadurch Unterthanen
erhalten werden könten, indem diese, wenn sie leben,
die Unkosten wieder einbringen. Dem Willen
GOttes kan es auch nicht zuwieder seyn, daß wir
uns von einem so scheußlichem Ubel wieder suchen
loß zu machen, und einen so verderblichen Fremd-
ling wieder in sein Vaterland nach Africa zu schi-
cken trachten, von dannen er zu uns gekommen, und
wo er sich auch mit der schwartzen Gestalt besser zu-
sammen schicket, wenigstens wird es erlaubt seyn
den Schaden dieses Feindes zu hindern, so viel als
möglich.

4.) Woher kommt es, daß in der Berliner,
Breßlauer und Wiener Liste keine gestorbene an
aphthis, oder an Schwemmen oder Geschwüren des
Mundes angeführet? Ist dieses Ubel hier nicht so

gemein
Cap. VII. T

und ihrer Verhaͤltniß.
es ſind unter 10 tauſend todten an Pocken geſtor-
ben

In London, in 20 Jahren 〃 496
〃 〃 in letzten 10 Jahren 〃 756
In Wien, obige 2 Jahre 〃 〃 800
In Berlin, obige 3 Jahre 〃 865
In Breßlau, eben die 3 Jahre 941

Ich weiß alſo nicht, weſſen Anmerckungen die rich-
tigſten. Die Engellaͤnder pflegen ſonſt noch ziemlich
accurat zu ſeyn, und ſagte mir letzt jemand, daß in
Abſicht auf die Pocken, jeder Doctor in London
rechnete, um zwiſchen den natuͤrlich kommenden und
denen inoculirten eine Balance zu treffen, damit
man aus vieljaͤhriger Obſervation der geſtorbenen
an einer und an der andern Art ſehen moͤge, ob die
Einpfropfung auch rathſam. Groſſe Herren haͤt-
ten Urſach in Unterſuchung dieſer Wahrheit kein
Geld zu ſparen, wenn ihnen dadurch Unterthanen
erhalten werden koͤnten, indem dieſe, wenn ſie leben,
die Unkoſten wieder einbringen. Dem Willen
GOttes kan es auch nicht zuwieder ſeyn, daß wir
uns von einem ſo ſcheußlichem Ubel wieder ſuchen
loß zu machen, und einen ſo verderblichen Fremd-
ling wieder in ſein Vaterland nach Africa zu ſchi-
cken trachten, von dannen er zu uns gekommen, und
wo er ſich auch mit der ſchwartzen Geſtalt beſſer zu-
ſammen ſchicket, wenigſtens wird es erlaubt ſeyn
den Schaden dieſes Feindes zu hindern, ſo viel als
moͤglich.

4.) Woher kommt es, daß in der Berliner,
Breßlauer und Wiener Liſte keine geſtorbene an
aphthis, oder an Schwemmen oder Geſchwuͤren des
Mundes angefuͤhret? Iſt dieſes Ubel hier nicht ſo

gemein
Cap. VII. T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0337" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und ihrer Verha&#x0364;ltniß.</hi></fw><lb/>
es &#x017F;ind unter 10 tau&#x017F;end todten an Pocken ge&#x017F;tor-<lb/>
ben</p><lb/>
          <list>
            <item>In London, in 20 Jahren &#x3003; 496</item><lb/>
            <item>&#x3003; &#x3003; in letzten 10 Jahren &#x3003; 756</item><lb/>
            <item>In Wien, obige 2 Jahre &#x3003; &#x3003; 800</item><lb/>
            <item>In Berlin, obige 3 Jahre &#x3003; 865</item><lb/>
            <item>In Breßlau, eben die 3 Jahre 941</item>
          </list><lb/>
          <p>Ich weiß al&#x017F;o nicht, we&#x017F;&#x017F;en Anmerckungen die rich-<lb/>
tig&#x017F;ten. Die Engella&#x0364;nder pflegen &#x017F;on&#x017F;t noch ziemlich<lb/>
accurat zu &#x017F;eyn, und &#x017F;agte mir letzt jemand, daß in<lb/>
Ab&#x017F;icht auf die Pocken, jeder Doctor in London<lb/>
rechnete, um zwi&#x017F;chen den natu&#x0364;rlich kommenden und<lb/>
denen inoculirten eine Balance zu treffen, damit<lb/>
man aus vielja&#x0364;hriger Ob&#x017F;ervation der ge&#x017F;torbenen<lb/>
an einer und an der andern Art &#x017F;ehen mo&#x0364;ge, ob die<lb/>
Einpfropfung auch rath&#x017F;am. Gro&#x017F;&#x017F;e Herren ha&#x0364;t-<lb/>
ten Ur&#x017F;ach in Unter&#x017F;uchung die&#x017F;er Wahrheit kein<lb/>
Geld zu &#x017F;paren, wenn ihnen dadurch Unterthanen<lb/>
erhalten werden ko&#x0364;nten, indem die&#x017F;e, wenn &#x017F;ie leben,<lb/>
die Unko&#x017F;ten wieder einbringen. Dem Willen<lb/>
GOttes kan es auch nicht zuwieder &#x017F;eyn, daß wir<lb/>
uns von einem &#x017F;o &#x017F;cheußlichem Ubel wieder &#x017F;uchen<lb/>
loß zu machen, und einen &#x017F;o verderblichen Fremd-<lb/>
ling wieder in &#x017F;ein Vaterland nach Africa zu &#x017F;chi-<lb/>
cken trachten, von dannen er zu uns gekommen, und<lb/>
wo er &#x017F;ich auch mit der &#x017F;chwartzen Ge&#x017F;talt be&#x017F;&#x017F;er zu-<lb/>
&#x017F;ammen &#x017F;chicket, wenig&#x017F;tens wird es erlaubt &#x017F;eyn<lb/>
den Schaden die&#x017F;es Feindes zu hindern, &#x017F;o viel als<lb/>
mo&#x0364;glich.</p><lb/>
          <p>4.) Woher kommt es, daß in der Berliner,<lb/>
Breßlauer und Wiener Li&#x017F;te keine ge&#x017F;torbene an<lb/><hi rendition="#aq">aphthis,</hi> oder an Schwemmen oder Ge&#x017F;chwu&#x0364;ren des<lb/>
Mundes angefu&#x0364;hret? I&#x017F;t die&#x017F;es Ubel hier nicht &#x017F;o<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Cap.</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi> T</fw><fw place="bottom" type="catch">gemein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0337] und ihrer Verhaͤltniß. es ſind unter 10 tauſend todten an Pocken geſtor- ben In London, in 20 Jahren 〃 496 〃 〃 in letzten 10 Jahren 〃 756 In Wien, obige 2 Jahre 〃 〃 800 In Berlin, obige 3 Jahre 〃 865 In Breßlau, eben die 3 Jahre 941 Ich weiß alſo nicht, weſſen Anmerckungen die rich- tigſten. Die Engellaͤnder pflegen ſonſt noch ziemlich accurat zu ſeyn, und ſagte mir letzt jemand, daß in Abſicht auf die Pocken, jeder Doctor in London rechnete, um zwiſchen den natuͤrlich kommenden und denen inoculirten eine Balance zu treffen, damit man aus vieljaͤhriger Obſervation der geſtorbenen an einer und an der andern Art ſehen moͤge, ob die Einpfropfung auch rathſam. Groſſe Herren haͤt- ten Urſach in Unterſuchung dieſer Wahrheit kein Geld zu ſparen, wenn ihnen dadurch Unterthanen erhalten werden koͤnten, indem dieſe, wenn ſie leben, die Unkoſten wieder einbringen. Dem Willen GOttes kan es auch nicht zuwieder ſeyn, daß wir uns von einem ſo ſcheußlichem Ubel wieder ſuchen loß zu machen, und einen ſo verderblichen Fremd- ling wieder in ſein Vaterland nach Africa zu ſchi- cken trachten, von dannen er zu uns gekommen, und wo er ſich auch mit der ſchwartzen Geſtalt beſſer zu- ſammen ſchicket, wenigſtens wird es erlaubt ſeyn den Schaden dieſes Feindes zu hindern, ſo viel als moͤglich. 4.) Woher kommt es, daß in der Berliner, Breßlauer und Wiener Liſte keine geſtorbene an aphthis, oder an Schwemmen oder Geſchwuͤren des Mundes angefuͤhret? Iſt dieſes Ubel hier nicht ſo gemein Cap. VII. T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/337
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/337>, abgerufen am 24.11.2024.