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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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und ihrer Verhältniß.
indem sie ihm mit ihrer Milch ihre Art und Eigen-
schaften einflösset. Man kan Beweißthümer hievon
gnug aus der tägl. Erfahrung wie auch andere glaub-
hafte Zeugnisse beybringen, daß Kinder würcklich die
verderbten Neigungen ihrer Ammen eingesogen, als
Zorn, Boßheit, Furcht, Melancholie, Traurigkeit,
Abscheu und Verlangen. Nach des Diodorus Be-
richt war des Kaysers Nero Amme sehr dem Trunck
ergeben, daher er denn selbst auch demselben derge-
stalt nachhieng, daß ihn das Volck so gar statt Ti-
berius Nero nicht anders als Biberius Mero ge-
nannt hat. Nach eben desselben Berichte hat des
Caligula Amme ihre Wartzen oft mit Blut pflegen
anzufeuchten, damit er sie desto besser halten möchte,
und dieses hat nach Diodorus Urtheil ihn nachher
so blutdürstig und grausam gemacht, daß er nicht
nur viele mit eigener Hand ermordet, sondern daß
er auch dem gantzen menschlichen Geschlecht nur ei-
nen Hals gewünschet, damit er das Vergnügen ha-
ben könte ihn abzuhauen. Dergleichen Ausartungen
setzen oft Eltern in Verwunderung, und sie können
nicht begreiffen, nach wem ein Kind geartet sey, in-
dem dieselben oft diebisch, grausam, dumm, dem
Soff ergeben, da doch weder Vater noch Mutter
so gesinnet sind. Ja es läßt sich leicht erweisen,
daß ein Kind, so von denen besten Eltern gebohren,
dennoch durch die üble Beschaffenheit einer Amme
kan verderbet werden. Wie viele Kinder sehen wir
nicht täglich, daß sie einen Anstoß von Kranckheit
bekommen, daß sie in Auszehrung, in Rickets, (die
so genannte Englische Kranckheit) etc. verfallen, bloß,
wenn sie die Milch einer Amme gesogen, nachdem
selbige kurtz vorher im Affect oder heftigem Zorn ge-

wesen?

und ihrer Verhaͤltniß.
indem ſie ihm mit ihrer Milch ihre Art und Eigen-
ſchaften einfloͤſſet. Man kan Beweißthuͤmer hievon
gnug aus der taͤgl. Erfahrung wie auch andere glaub-
hafte Zeugniſſe beybringen, daß Kinder wuͤrcklich die
verderbten Neigungen ihrer Ammen eingeſogen, als
Zorn, Boßheit, Furcht, Melancholie, Traurigkeit,
Abſcheu und Verlangen. Nach des Diodorus Be-
richt war des Kayſers Nero Amme ſehr dem Trunck
ergeben, daher er denn ſelbſt auch demſelben derge-
ſtalt nachhieng, daß ihn das Volck ſo gar ſtatt Ti-
berius Nero nicht anders als Biberius Mero ge-
nannt hat. Nach eben deſſelben Berichte hat des
Caligula Amme ihre Wartzen oft mit Blut pflegen
anzufeuchten, damit er ſie deſto beſſer halten moͤchte,
und dieſes hat nach Diodorus Urtheil ihn nachher
ſo blutduͤrſtig und grauſam gemacht, daß er nicht
nur viele mit eigener Hand ermordet, ſondern daß
er auch dem gantzen menſchlichen Geſchlecht nur ei-
nen Hals gewuͤnſchet, damit er das Vergnuͤgen ha-
ben koͤnte ihn abzuhauen. Dergleichen Ausartungen
ſetzen oft Eltern in Verwunderung, und ſie koͤnnen
nicht begreiffen, nach wem ein Kind geartet ſey, in-
dem dieſelben oft diebiſch, grauſam, dumm, dem
Soff ergeben, da doch weder Vater noch Mutter
ſo geſinnet ſind. Ja es laͤßt ſich leicht erweiſen,
daß ein Kind, ſo von denen beſten Eltern gebohren,
dennoch durch die uͤble Beſchaffenheit einer Amme
kan verderbet werden. Wie viele Kinder ſehen wir
nicht taͤglich, daß ſie einen Anſtoß von Kranckheit
bekommen, daß ſie in Auszehrung, in Rickets, (die
ſo genannte Engliſche Kranckheit) ꝛc. verfallen, bloß,
wenn ſie die Milch einer Amme geſogen, nachdem
ſelbige kurtz vorher im Affect oder heftigem Zorn ge-

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[285/0333] und ihrer Verhaͤltniß. indem ſie ihm mit ihrer Milch ihre Art und Eigen- ſchaften einfloͤſſet. Man kan Beweißthuͤmer hievon gnug aus der taͤgl. Erfahrung wie auch andere glaub- hafte Zeugniſſe beybringen, daß Kinder wuͤrcklich die verderbten Neigungen ihrer Ammen eingeſogen, als Zorn, Boßheit, Furcht, Melancholie, Traurigkeit, Abſcheu und Verlangen. Nach des Diodorus Be- richt war des Kayſers Nero Amme ſehr dem Trunck ergeben, daher er denn ſelbſt auch demſelben derge- ſtalt nachhieng, daß ihn das Volck ſo gar ſtatt Ti- berius Nero nicht anders als Biberius Mero ge- nannt hat. Nach eben deſſelben Berichte hat des Caligula Amme ihre Wartzen oft mit Blut pflegen anzufeuchten, damit er ſie deſto beſſer halten moͤchte, und dieſes hat nach Diodorus Urtheil ihn nachher ſo blutduͤrſtig und grauſam gemacht, daß er nicht nur viele mit eigener Hand ermordet, ſondern daß er auch dem gantzen menſchlichen Geſchlecht nur ei- nen Hals gewuͤnſchet, damit er das Vergnuͤgen ha- ben koͤnte ihn abzuhauen. Dergleichen Ausartungen ſetzen oft Eltern in Verwunderung, und ſie koͤnnen nicht begreiffen, nach wem ein Kind geartet ſey, in- dem dieſelben oft diebiſch, grauſam, dumm, dem Soff ergeben, da doch weder Vater noch Mutter ſo geſinnet ſind. Ja es laͤßt ſich leicht erweiſen, daß ein Kind, ſo von denen beſten Eltern gebohren, dennoch durch die uͤble Beſchaffenheit einer Amme kan verderbet werden. Wie viele Kinder ſehen wir nicht taͤglich, daß ſie einen Anſtoß von Kranckheit bekommen, daß ſie in Auszehrung, in Rickets, (die ſo genannte Engliſche Kranckheit) ꝛc. verfallen, bloß, wenn ſie die Milch einer Amme geſogen, nachdem ſelbige kurtz vorher im Affect oder heftigem Zorn ge- weſen?

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/333>, abgerufen am 28.11.2024.