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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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und ihrer Verhältniß.
theilet, und der einen Menschen in den Zustand der
lebendig todten versetzte, ist GOtt Lob! unter Euro-
päern wenig bekand. Ehedem soll er gemeiner ge-
wesen seyn, und wollen daher einige die venerischen
Seuchen für denselben annehmen, die man vor Al-
ters nicht so gut zu heilen gewust, daß sie daher zum
Aussatz gediehen sind. Gäntzlich ist er doch nicht
unbekandt, wie aus der Londner Liste erhellet. In
Teutschland, sonderlich in Westphalen und im Cöll-
nischen sollen noch eigene Häuser seyn, die von lau-
ter Aussätzigen bewohnet werden. In diesen und
andern Stücken würde man mehrere Gewißheit ha-
ben, wenn ehedem ein ordentlich Verzeichniß der
sterbenden nach denen verschiedenen Kranckheiten
wäre gemacht worden. 2.) Es würde sich auch
daraus mit Gewißheit erkennen lassen, ob einerley
Kranckheit an einem Orte mehr Schaden stiffte als
an einem anderm, wie man z. E. allhier vom Frie-
sel, oder wie er bey Kindern heisset, von den Rötheln
oder Rütteln will bemercket haben, daß diese Kranck-
heit in Halle viel häuffiger seyn soll unter erwachse-
nen als in Berlin. Dergleichen Anmerckungen
werden hernach noch einige vorkommen. 3.) Be-
sonders würde man von dem Werth und der Noth-
wendigkeit der Wund-Artzney urtheilen können, und
zwar aus Vergleichung der Kranckheiten oder Zu-
fälle, die Kraut, Pflaster und Messer erfordern, wo-
bey es unläugbahr ist, daß Vernunft, Fleiß, Ge-
schicklichkeit und Erfahrung grossen Antheil haben.
Mich dünckt, daß aus Zusammenhaltung der alten
und neuen Liste von London sich schon erweisen lässet,
daß die Chirurgie allda anjetzo weit besser cultiviret
als ehedem. Es scheinet solches aus denen am

Stein,
S 3

und ihrer Verhaͤltniß.
theilet, und der einen Menſchen in den Zuſtand der
lebendig todten verſetzte, iſt GOtt Lob! unter Euro-
paͤern wenig bekand. Ehedem ſoll er gemeiner ge-
weſen ſeyn, und wollen daher einige die veneriſchen
Seuchen fuͤr denſelben annehmen, die man vor Al-
ters nicht ſo gut zu heilen gewuſt, daß ſie daher zum
Ausſatz gediehen ſind. Gaͤntzlich iſt er doch nicht
unbekandt, wie aus der Londner Liſte erhellet. In
Teutſchland, ſonderlich in Weſtphalen und im Coͤll-
niſchen ſollen noch eigene Haͤuſer ſeyn, die von lau-
ter Ausſaͤtzigen bewohnet werden. In dieſen und
andern Stuͤcken wuͤrde man mehrere Gewißheit ha-
ben, wenn ehedem ein ordentlich Verzeichniß der
ſterbenden nach denen verſchiedenen Kranckheiten
waͤre gemacht worden. 2.) Es wuͤrde ſich auch
daraus mit Gewißheit erkennen laſſen, ob einerley
Kranckheit an einem Orte mehr Schaden ſtiffte als
an einem anderm, wie man z. E. allhier vom Frie-
ſel, oder wie er bey Kindern heiſſet, von den Roͤtheln
oder Ruͤtteln will bemercket haben, daß dieſe Kranck-
heit in Halle viel haͤuffiger ſeyn ſoll unter erwachſe-
nen als in Berlin. Dergleichen Anmerckungen
werden hernach noch einige vorkommen. 3.) Be-
ſonders wuͤrde man von dem Werth und der Noth-
wendigkeit der Wund-Artzney urtheilen koͤnnen, und
zwar aus Vergleichung der Kranckheiten oder Zu-
faͤlle, die Kraut, Pflaſter und Meſſer erfordern, wo-
bey es unlaͤugbahr iſt, daß Vernunft, Fleiß, Ge-
ſchicklichkeit und Erfahrung groſſen Antheil haben.
Mich duͤnckt, daß aus Zuſammenhaltung der alten
und neuen Liſte von London ſich ſchon erweiſen laͤſſet,
daß die Chirurgie allda anjetzo weit beſſer cultiviret
als ehedem. Es ſcheinet ſolches aus denen am

Stein,
S 3
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[277/0325] und ihrer Verhaͤltniß. theilet, und der einen Menſchen in den Zuſtand der lebendig todten verſetzte, iſt GOtt Lob! unter Euro- paͤern wenig bekand. Ehedem ſoll er gemeiner ge- weſen ſeyn, und wollen daher einige die veneriſchen Seuchen fuͤr denſelben annehmen, die man vor Al- ters nicht ſo gut zu heilen gewuſt, daß ſie daher zum Ausſatz gediehen ſind. Gaͤntzlich iſt er doch nicht unbekandt, wie aus der Londner Liſte erhellet. In Teutſchland, ſonderlich in Weſtphalen und im Coͤll- niſchen ſollen noch eigene Haͤuſer ſeyn, die von lau- ter Ausſaͤtzigen bewohnet werden. In dieſen und andern Stuͤcken wuͤrde man mehrere Gewißheit ha- ben, wenn ehedem ein ordentlich Verzeichniß der ſterbenden nach denen verſchiedenen Kranckheiten waͤre gemacht worden. 2.) Es wuͤrde ſich auch daraus mit Gewißheit erkennen laſſen, ob einerley Kranckheit an einem Orte mehr Schaden ſtiffte als an einem anderm, wie man z. E. allhier vom Frie- ſel, oder wie er bey Kindern heiſſet, von den Roͤtheln oder Ruͤtteln will bemercket haben, daß dieſe Kranck- heit in Halle viel haͤuffiger ſeyn ſoll unter erwachſe- nen als in Berlin. Dergleichen Anmerckungen werden hernach noch einige vorkommen. 3.) Be- ſonders wuͤrde man von dem Werth und der Noth- wendigkeit der Wund-Artzney urtheilen koͤnnen, und zwar aus Vergleichung der Kranckheiten oder Zu- faͤlle, die Kraut, Pflaſter und Meſſer erfordern, wo- bey es unlaͤugbahr iſt, daß Vernunft, Fleiß, Ge- ſchicklichkeit und Erfahrung groſſen Antheil haben. Mich duͤnckt, daß aus Zuſammenhaltung der alten und neuen Liſte von London ſich ſchon erweiſen laͤſſet, daß die Chirurgie allda anjetzo weit beſſer cultiviret als ehedem. Es ſcheinet ſolches aus denen am Stein, S 3

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/325>, abgerufen am 24.11.2024.