Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dem verschiedenem Alter.
fel besteiget, auf dem er in die alte und neue Welt
sehen und sich deren Verknüpfungen und Verän-
derungen mit Vergnügen oder Hertzeleid vorstellen
kan. Zu wünschen wäre es, daß solche dauerhafte
Wohnungen von recht vernünftigen Seelen bewoh-
net wären, weil selbige alsdann recht geschickte Lehr-
meister der aufkommenden Jugend abgeben könten,
allein das findet sich selten.

§. 75.

Gehet man weiter zurück bis auf das 90te
Jahr des Alters, so ist die Anzahl deren, so es er-
reichen, schon viel grösser als deren die bis auf 100
kommen. Nach denen obigen Listen (p. 212.) wa-
ren unter hundert tausend in Wien 465, in London
455, und in Breßlau 327, die 90 Jahr und drüber
alt geworden. In unsern Landen von 1718-1723
waren unter 351968 todten nur 600, das ist, unter
hundert tausend nur 170, die 90 Jahr zurück ge-
legt. Es scheinet also, daß es hier zu Lande nicht
so viel alte Leute gebe als in obigen Städten. Al-
lein auch hierzu sind noch mehrere und accuratere
Nachrichten nöthig. Es ward zwar allhier im
Jahr 1717 ein Befehl ertheilet, daß die alten Leu-
te, so 90 Jahre und drüber, besonders solten bemer-
cket werden. Man ist auch demselben an einigen
Orten nachgekommen, allein in vielen Provincien
auch nicht, weil ich selbige in denen gedruckten Spe-
cial-Listen nicht finde. Dis schliesse ich auch dar-
aus, weil in der Chur-Marck allein in 4 Jahren
von 1718-1721, unter 58581 todten 143 neun-
zigjährige und drüber gewesen, das ist unter 100
tausend 244. Also kan man hierinn unsere Listen
gar nicht brauchen.

In
O 5

nach dem verſchiedenem Alter.
fel beſteiget, auf dem er in die alte und neue Welt
ſehen und ſich deren Verknuͤpfungen und Veraͤn-
derungen mit Vergnuͤgen oder Hertzeleid vorſtellen
kan. Zu wuͤnſchen waͤre es, daß ſolche dauerhafte
Wohnungen von recht vernuͤnftigen Seelen bewoh-
net waͤren, weil ſelbige alsdann recht geſchickte Lehr-
meiſter der aufkommenden Jugend abgeben koͤnten,
allein das findet ſich ſelten.

§. 75.

Gehet man weiter zuruͤck bis auf das 90te
Jahr des Alters, ſo iſt die Anzahl deren, ſo es er-
reichen, ſchon viel groͤſſer als deren die bis auf 100
kommen. Nach denen obigen Liſten (p. 212.) wa-
ren unter hundert tauſend in Wien 465, in London
455, und in Breßlau 327, die 90 Jahr und druͤber
alt geworden. In unſern Landen von 1718-1723
waren unter 351968 todten nur 600, das iſt, unter
hundert tauſend nur 170, die 90 Jahr zuruͤck ge-
legt. Es ſcheinet alſo, daß es hier zu Lande nicht
ſo viel alte Leute gebe als in obigen Staͤdten. Al-
lein auch hierzu ſind noch mehrere und accuratere
Nachrichten noͤthig. Es ward zwar allhier im
Jahr 1717 ein Befehl ertheilet, daß die alten Leu-
te, ſo 90 Jahre und druͤber, beſonders ſolten bemer-
cket werden. Man iſt auch demſelben an einigen
Orten nachgekommen, allein in vielen Provincien
auch nicht, weil ich ſelbige in denen gedruckten Spe-
cial-Liſten nicht finde. Dis ſchlieſſe ich auch dar-
aus, weil in der Chur-Marck allein in 4 Jahren
von 1718-1721, unter 58581 todten 143 neun-
zigjaͤhrige und druͤber geweſen, das iſt unter 100
tauſend 244. Alſo kan man hierinn unſere Liſten
gar nicht brauchen.

In
O 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="217"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">nach dem ver&#x017F;chiedenem Alter.</hi></fw><lb/>
fel be&#x017F;teiget, auf dem er in die alte und neue Welt<lb/>
&#x017F;ehen und &#x017F;ich deren Verknu&#x0364;pfungen und Vera&#x0364;n-<lb/>
derungen mit Vergnu&#x0364;gen oder Hertzeleid vor&#x017F;tellen<lb/>
kan. Zu wu&#x0364;n&#x017F;chen wa&#x0364;re es, daß &#x017F;olche dauerhafte<lb/>
Wohnungen von recht vernu&#x0364;nftigen Seelen bewoh-<lb/>
net wa&#x0364;ren, weil &#x017F;elbige alsdann recht ge&#x017F;chickte Lehr-<lb/>
mei&#x017F;ter der aufkommenden Jugend abgeben ko&#x0364;nten,<lb/>
allein das findet &#x017F;ich &#x017F;elten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 75.</head><lb/>
          <p>Gehet man weiter zuru&#x0364;ck bis auf das 90te<lb/>
Jahr des Alters, &#x017F;o i&#x017F;t die Anzahl deren, &#x017F;o es er-<lb/>
reichen, &#x017F;chon viel gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er als deren die bis auf 100<lb/>
kommen. Nach denen obigen Li&#x017F;ten (p. 212.) wa-<lb/>
ren unter hundert tau&#x017F;end in Wien 465, in London<lb/>
455, und in Breßlau 327, die 90 Jahr und dru&#x0364;ber<lb/>
alt geworden. In un&#x017F;ern Landen von 1718-1723<lb/>
waren unter 351968 todten nur 600, das i&#x017F;t, unter<lb/>
hundert tau&#x017F;end nur 170, die 90 Jahr zuru&#x0364;ck ge-<lb/>
legt. Es &#x017F;cheinet al&#x017F;o, daß es hier zu Lande nicht<lb/>
&#x017F;o viel alte Leute gebe als in obigen Sta&#x0364;dten. Al-<lb/>
lein auch hierzu &#x017F;ind noch mehrere und accuratere<lb/>
Nachrichten no&#x0364;thig. Es ward zwar allhier im<lb/>
Jahr 1717 ein Befehl ertheilet, daß die alten Leu-<lb/>
te, &#x017F;o 90 Jahre und dru&#x0364;ber, be&#x017F;onders &#x017F;olten bemer-<lb/>
cket werden. Man i&#x017F;t auch dem&#x017F;elben an einigen<lb/>
Orten nachgekommen, allein in vielen Provincien<lb/>
auch nicht, weil ich &#x017F;elbige in denen gedruckten Spe-<lb/>
cial-Li&#x017F;ten nicht finde. Dis &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e ich auch dar-<lb/>
aus, weil in der Chur-Marck allein in 4 Jahren<lb/>
von 1718-1721, unter 58581 todten 143 neun-<lb/>
zigja&#x0364;hrige und dru&#x0364;ber gewe&#x017F;en, das i&#x017F;t unter 100<lb/>
tau&#x017F;end 244. Al&#x017F;o kan man hierinn un&#x017F;ere Li&#x017F;ten<lb/>
gar nicht brauchen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0263] nach dem verſchiedenem Alter. fel beſteiget, auf dem er in die alte und neue Welt ſehen und ſich deren Verknuͤpfungen und Veraͤn- derungen mit Vergnuͤgen oder Hertzeleid vorſtellen kan. Zu wuͤnſchen waͤre es, daß ſolche dauerhafte Wohnungen von recht vernuͤnftigen Seelen bewoh- net waͤren, weil ſelbige alsdann recht geſchickte Lehr- meiſter der aufkommenden Jugend abgeben koͤnten, allein das findet ſich ſelten. §. 75. Gehet man weiter zuruͤck bis auf das 90te Jahr des Alters, ſo iſt die Anzahl deren, ſo es er- reichen, ſchon viel groͤſſer als deren die bis auf 100 kommen. Nach denen obigen Liſten (p. 212.) wa- ren unter hundert tauſend in Wien 465, in London 455, und in Breßlau 327, die 90 Jahr und druͤber alt geworden. In unſern Landen von 1718-1723 waren unter 351968 todten nur 600, das iſt, unter hundert tauſend nur 170, die 90 Jahr zuruͤck ge- legt. Es ſcheinet alſo, daß es hier zu Lande nicht ſo viel alte Leute gebe als in obigen Staͤdten. Al- lein auch hierzu ſind noch mehrere und accuratere Nachrichten noͤthig. Es ward zwar allhier im Jahr 1717 ein Befehl ertheilet, daß die alten Leu- te, ſo 90 Jahre und druͤber, beſonders ſolten bemer- cket werden. Man iſt auch demſelben an einigen Orten nachgekommen, allein in vielen Provincien auch nicht, weil ich ſelbige in denen gedruckten Spe- cial-Liſten nicht finde. Dis ſchlieſſe ich auch dar- aus, weil in der Chur-Marck allein in 4 Jahren von 1718-1721, unter 58581 todten 143 neun- zigjaͤhrige und druͤber geweſen, das iſt unter 100 tauſend 244. Alſo kan man hierinn unſere Liſten gar nicht brauchen. In O 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/263
Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/263>, abgerufen am 27.11.2024.