Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.des Männl. und Weibl. Geschlechtes. Fällen befindet. Diese Ordnung wird uns destomehr in die Augen leuchten, je unordentlicher es beym ersten Anblick hierinn zuzugehen scheinen möch- te. Wie viele Familien haben nicht lauter oder doch meist Töchter, da in andern nichts als Söhne zu finden? Die meisten Menschen, die ich wenig- stens gelegentlich darüber befraget, glauben, daß mehr Töchter als Söhne gebohren würden, weil sie aus der Zahl der Töchter in vielen Häusern ge- urtheilet. Bey dieser Ungewißheit und scheinenden Unordnung finden wir hier das Gegentheil und die herrlichste Ordnung. Eine Nothwendigkeit oder ohngefehren Zufall wird sich wohl hiebey kein ver- nünftiger Mensch träumen lassen, indem insonder- heit ein Hazard gar nicht statt findet, wo man etliche 100 Fälle hat, da allezeit sich diese Ordnung gefun- den, und hingegen fast keinen einigen, da sich das Gegentheil gezeiget. (§. 43.) Es giebt daher diese bewiesene Ordnung ein neues Exempel an die Hand, woraus man nach unumstößlichen Gründen der Me- taphysie nicht nur die Existentz GOttes, sondern auch die göttliche Regierung der Welt erkennen kan. In vorigen Zeiten hat man diese Ordnung nicht so ge- nau gewust, wie man aus Fenelons schönen Tra- ctat von der Existentz GOttes und derer die vor ihm hierüber geschrieben haben, ersehen kan. Hinführo aber muß billig diese Ordnung in allen Schriften dieser Art einen, ja den vornehmsten Platz mit ver- dienen. Es hat auch daher bereits der Herr D. Nieuwentyd sich dieselbe in seinem schönen Wercke von Betrachtung der Welt zu Nutze gemacht. Der Herr Derham hat es gleichfals gethan in sei- ner oft angeführten Physico-theologie. Es Cap. V. VI. M
des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes. Faͤllen befindet. Dieſe Ordnung wird uns deſtomehr in die Augen leuchten, je unordentlicher es beym erſten Anblick hierinn zuzugehen ſcheinen moͤch- te. Wie viele Familien haben nicht lauter oder doch meiſt Toͤchter, da in andern nichts als Soͤhne zu finden? Die meiſten Menſchen, die ich wenig- ſtens gelegentlich daruͤber befraget, glauben, daß mehr Toͤchter als Soͤhne gebohren wuͤrden, weil ſie aus der Zahl der Toͤchter in vielen Haͤuſern ge- urtheilet. Bey dieſer Ungewißheit und ſcheinenden Unordnung finden wir hier das Gegentheil und die herrlichſte Ordnung. Eine Nothwendigkeit oder ohngefehren Zufall wird ſich wohl hiebey kein ver- nuͤnftiger Menſch traͤumen laſſen, indem inſonder- heit ein Hazard gar nicht ſtatt findet, wo man etliche 100 Faͤlle hat, da allezeit ſich dieſe Ordnung gefun- den, und hingegen faſt keinen einigen, da ſich das Gegentheil gezeiget. (§. 43.) Es giebt daher dieſe bewieſene Ordnung ein neues Exempel an die Hand, woraus man nach unumſtoͤßlichen Gruͤnden der Me- taphyſie nicht nur die Exiſtentz GOttes, ſondern auch die goͤttliche Regierung der Welt erkennen kan. In vorigen Zeiten hat man dieſe Ordnung nicht ſo ge- nau gewuſt, wie man aus Fenelons ſchoͤnen Tra- ctat von der Exiſtentz GOttes und derer die vor ihm hieruͤber geſchrieben haben, erſehen kan. Hinfuͤhro aber muß billig dieſe Ordnung in allen Schriften dieſer Art einen, ja den vornehmſten Platz mit ver- dienen. Es hat auch daher bereits der Herr D. Nieuwentyd ſich dieſelbe in ſeinem ſchoͤnen Wercke von Betrachtung der Welt zu Nutze gemacht. Der Herr Derham hat es gleichfals gethan in ſei- ner oft angefuͤhrten Phyſico-theologie. Es Cap. V. VI. M
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
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mehr in die Augen leuchten, je unordentlicher es
beym erſten Anblick hierinn zuzugehen ſcheinen moͤch-
te. Wie viele Familien haben nicht lauter oder
doch meiſt Toͤchter, da in andern nichts als Soͤhne
zu finden? Die meiſten Menſchen, die ich wenig-
ſtens gelegentlich daruͤber befraget, glauben, daß
mehr Toͤchter als Soͤhne gebohren wuͤrden, weil
ſie aus der Zahl der Toͤchter in vielen Haͤuſern ge-
urtheilet. Bey dieſer Ungewißheit und ſcheinenden
Unordnung finden wir hier das Gegentheil und die
herrlichſte Ordnung. Eine Nothwendigkeit oder
ohngefehren Zufall wird ſich wohl hiebey kein ver-
nuͤnftiger Menſch traͤumen laſſen, indem inſonder-
heit ein Hazard gar nicht ſtatt findet, wo man etliche
100 Faͤlle hat, da allezeit ſich dieſe Ordnung gefun-
den, und hingegen faſt keinen einigen, da ſich das
Gegentheil gezeiget. (§. 43.) Es giebt daher dieſe
bewieſene Ordnung ein neues Exempel an die Hand,
woraus man nach unumſtoͤßlichen Gruͤnden der Me-
taphyſie nicht nur die Exiſtentz GOttes, ſondern auch
die goͤttliche Regierung der Welt erkennen kan. In
vorigen Zeiten hat man dieſe Ordnung nicht ſo ge-
nau gewuſt, wie man aus Fenelons ſchoͤnen Tra-
ctat von der Exiſtentz GOttes und derer die vor ihm
hieruͤber geſchrieben haben, erſehen kan. Hinfuͤhro
aber muß billig dieſe Ordnung in allen Schriften
dieſer Art einen, ja den vornehmſten Platz mit ver-
dienen. Es hat auch daher bereits der Herr D.
Nieuwentyd ſich dieſelbe in ſeinem ſchoͤnen Wercke
von Betrachtung der Welt zu Nutze gemacht.
Der Herr Derham hat es gleichfals gethan in ſei-
ner oft angefuͤhrten Phyſico-theologie.
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