Es leben also würcklich auf dem Lande mehr Manns-als Weibs-Leute. Nun ist es wahr, es liefern die Dörffer viele Dienst-Mägde in die Stadt, aber es ist auch wahr, daß sehr viele Bauer-Knech- te als Soldaten gebraucht werden, wie auch zu Knechten in Städten. Diese werden sich bey ge- nauem Uberschlag völlig gleich finden, wo nicht gar der Soldaten und Officier-Bedienten mehr heraus- kommen. Daher kan man diese Dörffer ohne Ge- fahr zum Grunde legen und behaupten, daß die Zahl der Manns-Leute auf dem platten Lande grösser ist als der Weibs-Leute. Und da dieses vermöge des obigen Beweises (§. 48.) ohnedem so seyn soll, so hat man an der Richtigkeit um so vielweniger zu zweiffeln Ursach. Die Weibsl. verhalten sich auf dem Lande zu denen Mannsl. wie 1 zu 1,078 oder wie 1000 zu 1078. Wenn nun in diesen Dörffern die gebohrnen Töchter zu denen gebohrnen Söhnen auch sind wie 100 zu 107, dergleichen einige Ver- hältnisse sind (§. 44.) so leben just so viel Manns- Leute als in Proportion der gebohrnen leben sollen.
§. 54.
Ehe ich weiter gehe, muß ich noch bey Gele- genheit dieser Tabellen einige Meinungen prüfen, der man sich als Regeln bedienet. 1.) Der Söh- ne und Töchter oder sämtlichen Kinder in Städten sind 266692 (§. 51.) Diese sind von der gantzen Summe just oder 2/5 . Unter diesen Kindern sind nun allerdings viele, die über 15 Jahr, doch mehr Töchter als Söhne, weil letztere entweder Hand- wercker lernen und sodann unter denen Lehr-Jungen
und
des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
§. 53.
Es leben alſo wuͤrcklich auf dem Lande mehr Manns-als Weibs-Leute. Nun iſt es wahr, es liefern die Doͤrffer viele Dienſt-Maͤgde in die Stadt, aber es iſt auch wahr, daß ſehr viele Bauer-Knech- te als Soldaten gebraucht werden, wie auch zu Knechten in Staͤdten. Dieſe werden ſich bey ge- nauem Uberſchlag voͤllig gleich finden, wo nicht gar der Soldaten und Officier-Bedienten mehr heraus- kommen. Daher kan man dieſe Doͤrffer ohne Ge- fahr zum Grunde legen und behaupten, daß die Zahl der Manns-Leute auf dem platten Lande groͤſſer iſt als der Weibs-Leute. Und da dieſes vermoͤge des obigen Beweiſes (§. 48.) ohnedem ſo ſeyn ſoll, ſo hat man an der Richtigkeit um ſo vielweniger zu zweiffeln Urſach. Die Weibsl. verhalten ſich auf dem Lande zu denen Mannsl. wie 1 zu 1,078 oder wie 1000 zu 1078. Wenn nun in dieſen Doͤrffern die gebohrnen Toͤchter zu denen gebohrnen Soͤhnen auch ſind wie 100 zu 107, dergleichen einige Ver- haͤltniſſe ſind (§. 44.) ſo leben juſt ſo viel Manns- Leute als in Proportion der gebohrnen leben ſollen.
§. 54.
Ehe ich weiter gehe, muß ich noch bey Gele- genheit dieſer Tabellen einige Meinungen pruͤfen, der man ſich als Regeln bedienet. 1.) Der Soͤh- ne und Toͤchter oder ſaͤmtlichen Kinder in Staͤdten ſind 266692 (§. 51.) Dieſe ſind von der gantzen Summe juſt oder ⅖. Unter dieſen Kindern ſind nun allerdings viele, die uͤber 15 Jahr, doch mehr Toͤchter als Soͤhne, weil letztere entweder Hand- wercker lernen und ſodann unter denen Lehr-Jungen
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des Maͤnnl. und Weibl. Geſchlechtes.
§. 53.
Es leben alſo wuͤrcklich auf dem Lande mehr
Manns-als Weibs-Leute. Nun iſt es wahr, es
liefern die Doͤrffer viele Dienſt-Maͤgde in die Stadt,
aber es iſt auch wahr, daß ſehr viele Bauer-Knech-
te als Soldaten gebraucht werden, wie auch zu
Knechten in Staͤdten. Dieſe werden ſich bey ge-
nauem Uberſchlag voͤllig gleich finden, wo nicht gar
der Soldaten und Officier-Bedienten mehr heraus-
kommen. Daher kan man dieſe Doͤrffer ohne Ge-
fahr zum Grunde legen und behaupten, daß die Zahl
der Manns-Leute auf dem platten Lande groͤſſer iſt
als der Weibs-Leute. Und da dieſes vermoͤge des
obigen Beweiſes (§. 48.) ohnedem ſo ſeyn ſoll, ſo
hat man an der Richtigkeit um ſo vielweniger zu
zweiffeln Urſach. Die Weibsl. verhalten ſich auf
dem Lande zu denen Mannsl. wie 1 zu 1,078 oder
wie 1000 zu 1078. Wenn nun in dieſen Doͤrffern
die gebohrnen Toͤchter zu denen gebohrnen Soͤhnen
auch ſind wie 100 zu 107, dergleichen einige Ver-
haͤltniſſe ſind (§. 44.) ſo leben juſt ſo viel Manns-
Leute als in Proportion der gebohrnen leben ſollen.
§. 54.
Ehe ich weiter gehe, muß ich noch bey Gele-
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Toͤchter als Soͤhne, weil letztere entweder Hand-
wercker lernen und ſodann unter denen Lehr-Jungen
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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/201>, abgerufen am 23.11.2024.
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