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Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

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Von der Fruchtbarkeit
Tage von Hause abwesend sind. In Augspurg und
anderswo in Schwaben soll es auch gebräuchlich seyn,
die Kinder statt der Milch mit andern nahrhaften Ge-
träncke zu ernähren. Hier zu Lande pflegt man in
Städten die Kinder ein Jahr lang zu säugen, allein
auf denen Dörfern dauert es länger. Man hat
mir sagen wollen, als säugten die Bauer-Frauen
ihre Kinder 2. Jahr und länger, um nicht viele Kin-
der zu haben. Wenn nun ein so langes saugen
zum späten Heyrathen kommet, so muß ein Land
wohl unfruchtbar seyn. Der Unglaube und Miß-
trauen an göttlicher Erhaltung, ist auch noch bey vie-
len rohen Gemüthern eine Verführung zu andern
Sünden, die die Fruchtbarkeit verhindern können.

2.) Es kan was beytragen, wenn viele Zwil-
linge vorkommen. Hierauf hat man bisher wenig
Acht gehabt, die Sache aber verdienet bemerket zu
werden. Die wenigen Anmerckungen von einigen
Städten scheinen noch nicht hinlänglich zu seyn, daß
man daraus eine Regel herleite. Unter 1807 ge-
bohrnen zu Broeck in Holland waren 35 paar
Zwillinge. Herr Struyck [d] urtheilet also, daß
unter 51. Gebuhrten ein paar Zwillinge seyn möchte.
Dreyzehn Paar sind davon gleich nach der Geburth
gestorben. In Nürnberg waren im Jahr 1721. un-
ter 1084 gebohrnen 16 paar. In Leipzig waren
unter 3540 gebohrnen in 4. Jahren 59 Zwillinge,
das wäre unter 70. Geburten ein paar, also we-
niger als zu Broeck. In Wien waren 1718. un-
ter 4242. gebohrnen 18. Zwillinge, das ist unter
235. gebohrnen ein paar. Also ist das noch was

un-
[d] Inleid. P. 2. p. 383.

Von der Fruchtbarkeit
Tage von Hauſe abweſend ſind. In Augſpurg und
anderswo in Schwaben ſoll es auch gebraͤuchlich ſeyn,
die Kinder ſtatt der Milch mit andern nahrhaften Ge-
traͤncke zu ernaͤhren. Hier zu Lande pflegt man in
Staͤdten die Kinder ein Jahr lang zu ſaͤugen, allein
auf denen Doͤrfern dauert es laͤnger. Man hat
mir ſagen wollen, als ſaͤugten die Bauer-Frauen
ihre Kinder 2. Jahr und laͤnger, um nicht viele Kin-
der zu haben. Wenn nun ein ſo langes ſaugen
zum ſpaͤten Heyrathen kommet, ſo muß ein Land
wohl unfruchtbar ſeyn. Der Unglaube und Miß-
trauen an goͤttlicher Erhaltung, iſt auch noch bey vie-
len rohen Gemuͤthern eine Verfuͤhrung zu andern
Suͤnden, die die Fruchtbarkeit verhindern koͤnnen.

2.) Es kan was beytragen, wenn viele Zwil-
linge vorkommen. Hierauf hat man bisher wenig
Acht gehabt, die Sache aber verdienet bemerket zu
werden. Die wenigen Anmerckungen von einigen
Staͤdten ſcheinen noch nicht hinlaͤnglich zu ſeyn, daß
man daraus eine Regel herleite. Unter 1807 ge-
bohrnen zu Broeck in Holland waren 35 paar
Zwillinge. Herr Struyck [d] urtheilet alſo, daß
unter 51. Gebuhrten ein paar Zwillinge ſeyn moͤchte.
Dreyzehn Paar ſind davon gleich nach der Geburth
geſtorben. In Nuͤrnberg waren im Jahr 1721. un-
ter 1084 gebohrnen 16 paar. In Leipzig waren
unter 3540 gebohrnen in 4. Jahren 59 Zwillinge,
das waͤre unter 70. Geburten ein paar, alſo we-
niger als zu Broeck. In Wien waren 1718. un-
ter 4242. gebohrnen 18. Zwillinge, das iſt unter
235. gebohrnen ein paar. Alſo iſt das noch was

un-
[d] Inleid. P. 2. p. 383.
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[124/0170] Von der Fruchtbarkeit Tage von Hauſe abweſend ſind. In Augſpurg und anderswo in Schwaben ſoll es auch gebraͤuchlich ſeyn, die Kinder ſtatt der Milch mit andern nahrhaften Ge- traͤncke zu ernaͤhren. Hier zu Lande pflegt man in Staͤdten die Kinder ein Jahr lang zu ſaͤugen, allein auf denen Doͤrfern dauert es laͤnger. Man hat mir ſagen wollen, als ſaͤugten die Bauer-Frauen ihre Kinder 2. Jahr und laͤnger, um nicht viele Kin- der zu haben. Wenn nun ein ſo langes ſaugen zum ſpaͤten Heyrathen kommet, ſo muß ein Land wohl unfruchtbar ſeyn. Der Unglaube und Miß- trauen an goͤttlicher Erhaltung, iſt auch noch bey vie- len rohen Gemuͤthern eine Verfuͤhrung zu andern Suͤnden, die die Fruchtbarkeit verhindern koͤnnen. 2.) Es kan was beytragen, wenn viele Zwil- linge vorkommen. Hierauf hat man bisher wenig Acht gehabt, die Sache aber verdienet bemerket zu werden. Die wenigen Anmerckungen von einigen Staͤdten ſcheinen noch nicht hinlaͤnglich zu ſeyn, daß man daraus eine Regel herleite. Unter 1807 ge- bohrnen zu Broeck in Holland waren 35 paar Zwillinge. Herr Struyck [d] urtheilet alſo, daß unter 51. Gebuhrten ein paar Zwillinge ſeyn moͤchte. Dreyzehn Paar ſind davon gleich nach der Geburth geſtorben. In Nuͤrnberg waren im Jahr 1721. un- ter 1084 gebohrnen 16 paar. In Leipzig waren unter 3540 gebohrnen in 4. Jahren 59 Zwillinge, das waͤre unter 70. Geburten ein paar, alſo we- niger als zu Broeck. In Wien waren 1718. un- ter 4242. gebohrnen 18. Zwillinge, das iſt unter 235. gebohrnen ein paar. Alſo iſt das noch was un- [d] Inleid. P. 2. p. 383.

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Zitationshilfe: Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/170>, abgerufen am 27.11.2024.