Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Ob Krieg und Pest nothwendig, und wie

Hierzu brauche ich nicht die gröste Accuratesse, son-
dern ich kan sehr freygebig seyn. So viel Gründe
habe ich, daß ich beweisen kan, wie viel nicht leben,
aber wie groß aufs genaueste die Anzahl sey, ist
schwerer. Wenn ich alles zugebe, was möglich, so
kommen doch nicht über tausend Millionen
Menschen, die würcklich leben. Nach dem
Product des 22. §phi der 4 tausend Millionen, wä-
re solches der vierte Theil. Nach dem Product
des 23. §phi, da ich noch 1/3 nach dem Loewen-
hoeck für unbewohnte, oder vielmehr für un-
bewohnliche Oerter abgezogen, sind die tausend Mil-
lionen der dritte Theil. Ich habe in diesem Stück
zwar einige Vorgänger, allein es ist unsicher, in
ihre Fußstapfen zu treten, so groß auch deren Anse-
hen. Doch habe mich ihnen zuweilen anvertrauet,
wo mir ihre Muthmassung wahrscheinlich vorge-
kommen. Ricciolus trift es an vielen Orten ziem-
lich, Isaacus Voßius aber hat durch seine grosse
Fehler in Europa, alles andere verdächtig und un-
brauchbar gemacht. Ich will am Ende die vor-
nehmsten Rechnungen nebst der meinigen in einer
Tabelle vorstellen, vorher aber einige zusammen ge-
lesene Nachrichten anführen und beurtheilen.

§. 25.
Anzahl der Einwohner in Europa.

Von Europa sagt Bruzen de la Martiniere [u]
ohnstreitig mit Recht, daß, ob es schon nicht das
gröste im Umfang, dennoch wegen seiner Fruchtbar-
keit, wegen der Anzahl seiner Einwohner und

we-

[u] Dictionaire Geograph. art. Chine Tom. 2.

Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie

Hierzu brauche ich nicht die groͤſte Accurateſſe, ſon-
dern ich kan ſehr freygebig ſeyn. So viel Gruͤnde
habe ich, daß ich beweiſen kan, wie viel nicht leben,
aber wie groß aufs genaueſte die Anzahl ſey, iſt
ſchwerer. Wenn ich alles zugebe, was moͤglich, ſo
kommen doch nicht uͤber tauſend Millionen
Menſchen, die wuͤrcklich leben. Nach dem
Product des 22. §phi der 4 tauſend Millionen, waͤ-
re ſolches der vierte Theil. Nach dem Product
des 23. §phi, da ich noch ⅓ nach dem Loewen-
hoeck fuͤr unbewohnte, oder vielmehr fuͤr un-
bewohnliche Oerter abgezogen, ſind die tauſend Mil-
lionen der dritte Theil. Ich habe in dieſem Stuͤck
zwar einige Vorgaͤnger, allein es iſt unſicher, in
ihre Fußſtapfen zu treten, ſo groß auch deren Anſe-
hen. Doch habe mich ihnen zuweilen anvertrauet,
wo mir ihre Muthmaſſung wahrſcheinlich vorge-
kommen. Ricciolus trift es an vielen Orten ziem-
lich, Iſaacus Voßius aber hat durch ſeine groſſe
Fehler in Europa, alles andere verdaͤchtig und un-
brauchbar gemacht. Ich will am Ende die vor-
nehmſten Rechnungen nebſt der meinigen in einer
Tabelle vorſtellen, vorher aber einige zuſammen ge-
leſene Nachrichten anfuͤhren und beurtheilen.

§. 25.
Anzahl der Einwohner in Europa.

Von Europa ſagt Bruzen de la Martiniere [u]
ohnſtreitig mit Recht, daß, ob es ſchon nicht das
groͤſte im Umfang, dennoch wegen ſeiner Fruchtbar-
keit, wegen der Anzahl ſeiner Einwohner und

we-

[u] Dictionaire Geograph. art. Chine Tom. 2.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0124" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ob Krieg und Pe&#x017F;t nothwendig, und wie</hi></fw><lb/>
Hierzu brauche ich nicht die gro&#x0364;&#x017F;te Accurate&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;on-<lb/>
dern ich kan &#x017F;ehr freygebig &#x017F;eyn. So viel Gru&#x0364;nde<lb/>
habe ich, daß ich bewei&#x017F;en kan, wie viel nicht leben,<lb/>
aber wie groß aufs genaue&#x017F;te die Anzahl &#x017F;ey, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwerer. Wenn ich alles zugebe, was mo&#x0364;glich, &#x017F;o<lb/><hi rendition="#fr">kommen doch nicht u&#x0364;ber tau&#x017F;end Millionen<lb/>
Men&#x017F;chen, die wu&#x0364;rcklich leben.</hi> Nach dem<lb/>
Product des 22. §phi der 4 tau&#x017F;end Millionen, wa&#x0364;-<lb/>
re &#x017F;olches der vierte Theil. Nach dem Product<lb/>
des 23. §phi, da ich noch &#x2153; nach dem Loewen-<lb/>
hoeck fu&#x0364;r unbewohnte, oder vielmehr fu&#x0364;r un-<lb/>
bewohnliche Oerter abgezogen, &#x017F;ind die tau&#x017F;end Mil-<lb/>
lionen der dritte Theil. Ich habe in die&#x017F;em Stu&#x0364;ck<lb/>
zwar einige Vorga&#x0364;nger, allein es i&#x017F;t un&#x017F;icher, in<lb/>
ihre Fuß&#x017F;tapfen zu treten, &#x017F;o groß auch deren An&#x017F;e-<lb/>
hen. Doch habe mich ihnen zuweilen anvertrauet,<lb/>
wo mir ihre Muthma&#x017F;&#x017F;ung wahr&#x017F;cheinlich vorge-<lb/>
kommen. Ricciolus trift es an vielen Orten ziem-<lb/>
lich, I&#x017F;aacus Voßius aber hat durch &#x017F;eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Fehler in Europa, alles andere verda&#x0364;chtig und un-<lb/>
brauchbar gemacht. Ich will am Ende die vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten Rechnungen neb&#x017F;t der meinigen in einer<lb/>
Tabelle vor&#x017F;tellen, vorher aber einige zu&#x017F;ammen ge-<lb/>
le&#x017F;ene Nachrichten anfu&#x0364;hren und beurtheilen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 25.<lb/><hi rendition="#fr">Anzahl der Einwohner in Europa.</hi></head><lb/>
          <p>Von Europa &#x017F;agt Bruzen de la Martiniere <note place="foot" n="[u]"><hi rendition="#aq">Dictionaire Geograph. art. Chine Tom.</hi> 2.</note><lb/>
ohn&#x017F;treitig mit Recht, daß, ob es &#x017F;chon nicht das<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;te im Umfang, dennoch wegen &#x017F;einer Fruchtbar-<lb/>
keit, <hi rendition="#fr">wegen der Anzahl &#x017F;einer Einwohner</hi> und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">we-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[78/0124] Ob Krieg und Peſt nothwendig, und wie Hierzu brauche ich nicht die groͤſte Accurateſſe, ſon- dern ich kan ſehr freygebig ſeyn. So viel Gruͤnde habe ich, daß ich beweiſen kan, wie viel nicht leben, aber wie groß aufs genaueſte die Anzahl ſey, iſt ſchwerer. Wenn ich alles zugebe, was moͤglich, ſo kommen doch nicht uͤber tauſend Millionen Menſchen, die wuͤrcklich leben. Nach dem Product des 22. §phi der 4 tauſend Millionen, waͤ- re ſolches der vierte Theil. Nach dem Product des 23. §phi, da ich noch ⅓ nach dem Loewen- hoeck fuͤr unbewohnte, oder vielmehr fuͤr un- bewohnliche Oerter abgezogen, ſind die tauſend Mil- lionen der dritte Theil. Ich habe in dieſem Stuͤck zwar einige Vorgaͤnger, allein es iſt unſicher, in ihre Fußſtapfen zu treten, ſo groß auch deren Anſe- hen. Doch habe mich ihnen zuweilen anvertrauet, wo mir ihre Muthmaſſung wahrſcheinlich vorge- kommen. Ricciolus trift es an vielen Orten ziem- lich, Iſaacus Voßius aber hat durch ſeine groſſe Fehler in Europa, alles andere verdaͤchtig und un- brauchbar gemacht. Ich will am Ende die vor- nehmſten Rechnungen nebſt der meinigen in einer Tabelle vorſtellen, vorher aber einige zuſammen ge- leſene Nachrichten anfuͤhren und beurtheilen. §. 25. Anzahl der Einwohner in Europa. Von Europa ſagt Bruzen de la Martiniere [u] ohnſtreitig mit Recht, daß, ob es ſchon nicht das groͤſte im Umfang, dennoch wegen ſeiner Fruchtbar- keit, wegen der Anzahl ſeiner Einwohner und we- [u] Dictionaire Geograph. art. Chine Tom. 2.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/124
Zitationshilfe:	Süssmilch, Johann Peter: Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, Tod und Fortpflanzung desselben. Berlin, 1741, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suessmilch_ordnung_1741/124>, abgerufen am 27.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.