Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905verjagten Adels; Teil um Teil wurden die erobernden Arbeiter Erwerber des zerstückelten Grundbesitzes. So kam es, daß zur alten Abtei, dem Schlosse des Baron Seuriet, nur noch eine moosige Wiese, einige Gärten und eine mit Taxus bepflanzte Terrasse gehörte, in deren Schatten die letzten Rundbogen des einstigen Benediktinerklosters vermorschten, Denkmäler einer Baukunst, die im Verschwinden begriffen war. Alles, was früher zur Abtei gehört hatte, Wiesen, Weinberge, Felder, war gegen eine geringe Rente abgetreten worden, von welcher der einzige Sprosse der unter dem ersten Kaiserreich baronisierten Militärfamilie Seuriet kümmerlich lebte. Der Vater Friedrich Seuriet's hatte, noch jung an Jahren, infolge einer erhaltenen Wunde seinen Abschied genommen und mit der Zerstückelung der Herrschaft begonnen, auf welcher seine Vorfahren länger als ein Jahrhundert gelebt. Witwer geworden, gab er seinem Söhnchen ein in irgend einer Garnisonsstadt aufgelesenes Mädchen zur Erzieherin, eine verschwenderische schlechte Person, die Freds Jugend zu einem langen Martyrium gestaltete. Um ihrer Launen willen wurde Stück für Stück, beinahe die verjagten Adels; Teil um Teil wurden die erobernden Arbeiter Erwerber des zerstückelten Grundbesitzes. So kam es, daß zur alten Abtei, dem Schlosse des Baron Seuriet, nur noch eine moosige Wiese, einige Gärten und eine mit Taxus bepflanzte Terrasse gehörte, in deren Schatten die letzten Rundbogen des einstigen Benediktinerklosters vermorschten, Denkmäler einer Baukunst, die im Verschwinden begriffen war. Alles, was früher zur Abtei gehört hatte, Wiesen, Weinberge, Felder, war gegen eine geringe Rente abgetreten worden, von welcher der einzige Sprosse der unter dem ersten Kaiserreich baronisierten Militärfamilie Seuriet kümmerlich lebte. Der Vater Friedrich Seuriet’s hatte, noch jung an Jahren, infolge einer erhaltenen Wunde seinen Abschied genommen und mit der Zerstückelung der Herrschaft begonnen, auf welcher seine Vorfahren länger als ein Jahrhundert gelebt. Witwer geworden, gab er seinem Söhnchen ein in irgend einer Garnisonsstadt aufgelesenes Mädchen zur Erzieherin, eine verschwenderische schlechte Person, die Freds Jugend zu einem langen Martyrium gestaltete. Um ihrer Launen willen wurde Stück für Stück, beinahe die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0054" n="53"/> verjagten Adels; Teil um Teil wurden die erobernden Arbeiter Erwerber des zerstückelten Grundbesitzes.</p> <p>So kam es, daß zur alten Abtei, dem Schlosse des Baron Seuriet, nur noch eine moosige Wiese, einige Gärten und eine mit Taxus bepflanzte Terrasse gehörte, in deren Schatten die letzten Rundbogen des einstigen Benediktinerklosters vermorschten, Denkmäler einer Baukunst, die im Verschwinden begriffen war. Alles, was früher zur Abtei gehört hatte, Wiesen, Weinberge, Felder, war gegen eine geringe Rente abgetreten worden, von welcher der einzige Sprosse der unter dem ersten Kaiserreich baronisierten Militärfamilie Seuriet kümmerlich lebte.</p> <p>Der Vater Friedrich Seuriet’s hatte, noch jung an Jahren, infolge einer erhaltenen Wunde seinen Abschied genommen und mit der Zerstückelung der Herrschaft begonnen, auf welcher seine Vorfahren länger als ein Jahrhundert gelebt. Witwer geworden, gab er seinem Söhnchen ein in irgend einer Garnisonsstadt aufgelesenes Mädchen zur Erzieherin, eine verschwenderische schlechte Person, die Freds Jugend zu einem langen Martyrium gestaltete. Um ihrer Launen willen wurde Stück für Stück, beinahe die </p> </div> </body> </text> </TEI> [53/0054]
verjagten Adels; Teil um Teil wurden die erobernden Arbeiter Erwerber des zerstückelten Grundbesitzes.
So kam es, daß zur alten Abtei, dem Schlosse des Baron Seuriet, nur noch eine moosige Wiese, einige Gärten und eine mit Taxus bepflanzte Terrasse gehörte, in deren Schatten die letzten Rundbogen des einstigen Benediktinerklosters vermorschten, Denkmäler einer Baukunst, die im Verschwinden begriffen war. Alles, was früher zur Abtei gehört hatte, Wiesen, Weinberge, Felder, war gegen eine geringe Rente abgetreten worden, von welcher der einzige Sprosse der unter dem ersten Kaiserreich baronisierten Militärfamilie Seuriet kümmerlich lebte.
Der Vater Friedrich Seuriet’s hatte, noch jung an Jahren, infolge einer erhaltenen Wunde seinen Abschied genommen und mit der Zerstückelung der Herrschaft begonnen, auf welcher seine Vorfahren länger als ein Jahrhundert gelebt. Witwer geworden, gab er seinem Söhnchen ein in irgend einer Garnisonsstadt aufgelesenes Mädchen zur Erzieherin, eine verschwenderische schlechte Person, die Freds Jugend zu einem langen Martyrium gestaltete. Um ihrer Launen willen wurde Stück für Stück, beinahe die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |