Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905offiziellen Entkleidung bewundern durfte, gruben sich mir die geringsten Einzelheiten Ihrer sichtbaren vollkommenen Schönheiten tief ins Gedächtnis. Ich könnte die Fasern, die Schatten, die Formen Ihrer nur flüchtig erblickten Reize nachzeichnen, so sehr hat mein glühender Gedanke den von ihm empfangenen Eindruck festgehalten." Frau von Ellissen verbarg in einem spöttischen Achselzucken den Schauer, der sie überlief und versuchte zu lachen, indem sie verwirrt die Augen abwandte. "Das sind Kindereien, Dummheiten, die einer alten Frau gegenüber schlecht angebracht sind." In der vollen Bewunderung ihrer Schönheit rief der junge Mann: "Mira, sprechen Sie nicht so, Sie kennen Ihre Schönheit nicht; Sie wissen nicht, daß Sie erst jetzt im vollen Glanze des Weibes stehen, daß ich Sie so liebe, wie ich Sie jetzt vor mir sehe - ja, so - und so bleiben Sie für mich!" "Und - weiter - - -" fügte sie nervös hinzu. "Weiter?" - Er schwieg einige Minuten, dann schmiegte er sich mit kindlich-innigem Blick an sie und sagte: offiziellen Entkleidung bewundern durfte, gruben sich mir die geringsten Einzelheiten Ihrer sichtbaren vollkommenen Schönheiten tief ins Gedächtnis. Ich könnte die Fasern, die Schatten, die Formen Ihrer nur flüchtig erblickten Reize nachzeichnen, so sehr hat mein glühender Gedanke den von ihm empfangenen Eindruck festgehalten.“ Frau von Ellissen verbarg in einem spöttischen Achselzucken den Schauer, der sie überlief und versuchte zu lachen, indem sie verwirrt die Augen abwandte. „Das sind Kindereien, Dummheiten, die einer alten Frau gegenüber schlecht angebracht sind.“ In der vollen Bewunderung ihrer Schönheit rief der junge Mann: „Mira, sprechen Sie nicht so, Sie kennen Ihre Schönheit nicht; Sie wissen nicht, daß Sie erst jetzt im vollen Glanze des Weibes stehen, daß ich Sie so liebe, wie ich Sie jetzt vor mir sehe – ja, so – und so bleiben Sie für mich!“ „Und – weiter – – –“ fügte sie nervös hinzu. „Weiter?“ – Er schwieg einige Minuten, dann schmiegte er sich mit kindlich-innigem Blick an sie und sagte: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0034" n="33"/> offiziellen Entkleidung bewundern durfte, gruben sich mir die geringsten Einzelheiten Ihrer sichtbaren vollkommenen Schönheiten tief ins Gedächtnis. Ich könnte die Fasern, die Schatten, die Formen Ihrer nur flüchtig erblickten Reize nachzeichnen, so sehr hat mein glühender Gedanke den von ihm empfangenen Eindruck festgehalten.“</p> <p>Frau von Ellissen verbarg in einem spöttischen Achselzucken den Schauer, der sie überlief und versuchte zu lachen, indem sie verwirrt die Augen abwandte.</p> <p>„Das sind Kindereien, Dummheiten, die einer alten Frau gegenüber schlecht angebracht sind.“</p> <p>In der vollen Bewunderung ihrer Schönheit rief der junge Mann:</p> <p>„Mira, sprechen Sie nicht so, Sie kennen Ihre Schönheit nicht; Sie wissen nicht, daß Sie erst jetzt im vollen Glanze des Weibes stehen, daß ich Sie so liebe, wie ich Sie jetzt vor mir sehe – ja, so – und so bleiben Sie für mich!“</p> <p>„Und – weiter – – –“ fügte sie nervös hinzu.</p> <p>„Weiter?“ – Er schwieg einige Minuten, dann schmiegte er sich mit kindlich-innigem Blick an sie und sagte:</p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0034]
offiziellen Entkleidung bewundern durfte, gruben sich mir die geringsten Einzelheiten Ihrer sichtbaren vollkommenen Schönheiten tief ins Gedächtnis. Ich könnte die Fasern, die Schatten, die Formen Ihrer nur flüchtig erblickten Reize nachzeichnen, so sehr hat mein glühender Gedanke den von ihm empfangenen Eindruck festgehalten.“
Frau von Ellissen verbarg in einem spöttischen Achselzucken den Schauer, der sie überlief und versuchte zu lachen, indem sie verwirrt die Augen abwandte.
„Das sind Kindereien, Dummheiten, die einer alten Frau gegenüber schlecht angebracht sind.“
In der vollen Bewunderung ihrer Schönheit rief der junge Mann:
„Mira, sprechen Sie nicht so, Sie kennen Ihre Schönheit nicht; Sie wissen nicht, daß Sie erst jetzt im vollen Glanze des Weibes stehen, daß ich Sie so liebe, wie ich Sie jetzt vor mir sehe – ja, so – und so bleiben Sie für mich!“
„Und – weiter – – –“ fügte sie nervös hinzu.
„Weiter?“ – Er schwieg einige Minuten, dann schmiegte er sich mit kindlich-innigem Blick an sie und sagte:
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/34>, abgerufen am 16.02.2025. |