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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Er küßte ihr die Hände und die Handgelenke; aber er wagte nicht, seine Umarmung zu wiederholen. Dann, als sie ihn ruhig sah wurde sie wieder mutiger, bot ihm ihre Wange, welche sie, nach dem Kuß, den er darauf gehaucht hatte, ganz kühl wieder zurückzog.

So trennten sie sich.

Hinter ihrem Fenster stehend, sah ihn Stella fortgehen, staubig auf der staubigen Straße und eilig ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er verschwunden war, fühlte sie sich sehr unglücklich.

"Ich bin dumm ... zum prügeln" murmelte sie, "nein dumm zum heulen." "Was werde ich jetzt tun?"

Nach düsteren verstimmten Tagen, an denen sie sich nicht einmal bemühte, den Abglanz ihrer schlechten Laune, die sie um sich verbreitete zu verbergen, erhielt Stella den ersten Brief von Fernand. Er war nicht unterzeichnet und in einer unkenntlichen Schrift ... eine Vorsicht, die kindlich erschienen wäre, wenn es

Er küßte ihr die Hände und die Handgelenke; aber er wagte nicht, seine Umarmung zu wiederholen. Dann, als sie ihn ruhig sah wurde sie wieder mutiger, bot ihm ihre Wange, welche sie, nach dem Kuß, den er darauf gehaucht hatte, ganz kühl wieder zurückzog.

So trennten sie sich.

Hinter ihrem Fenster stehend, sah ihn Stella fortgehen, staubig auf der staubigen Straße und eilig ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er verschwunden war, fühlte sie sich sehr unglücklich.

„Ich bin dumm … zum prügeln“ murmelte sie, „nein dumm zum heulen.“ „Was werde ich jetzt tun?“

Nach düsteren verstimmten Tagen, an denen sie sich nicht einmal bemühte, den Abglanz ihrer schlechten Laune, die sie um sich verbreitete zu verbergen, erhielt Stella den ersten Brief von Fernand. Er war nicht unterzeichnet und in einer unkenntlichen Schrift … eine Vorsicht, die kindlich erschienen wäre, wenn es

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[263/0264] Er küßte ihr die Hände und die Handgelenke; aber er wagte nicht, seine Umarmung zu wiederholen. Dann, als sie ihn ruhig sah wurde sie wieder mutiger, bot ihm ihre Wange, welche sie, nach dem Kuß, den er darauf gehaucht hatte, ganz kühl wieder zurückzog. So trennten sie sich. Hinter ihrem Fenster stehend, sah ihn Stella fortgehen, staubig auf der staubigen Straße und eilig ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er verschwunden war, fühlte sie sich sehr unglücklich. „Ich bin dumm … zum prügeln“ murmelte sie, „nein dumm zum heulen.“ „Was werde ich jetzt tun?“ Nach düsteren verstimmten Tagen, an denen sie sich nicht einmal bemühte, den Abglanz ihrer schlechten Laune, die sie um sich verbreitete zu verbergen, erhielt Stella den ersten Brief von Fernand. Er war nicht unterzeichnet und in einer unkenntlichen Schrift … eine Vorsicht, die kindlich erschienen wäre, wenn es

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/264>, abgerufen am 12.12.2024.