Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905"Verzeihen Sie ... ich hatte kein anderes Mittel Sie zu sehen, als mich so zu zeigen. - Fünf Stunden Wagenfahrt im sausenden Galopp. Ich bin gerädert. Und welchen Kummer ich habe! Wenn Sie wüßten! ..." "Ich weiß es schon. Alice hat es mir geschrieben, ich komme eben von ihr. Nehmen Sie Ihre Versetzung an?" Er antwortete sehr überrascht. "Aber es ist ganz unmöglich abzulehnen ... meine ganze Zukunft wäre verloren." "Ach! Sie ziehen vor ... wie es mir scheint ... etwas anderes zu verlieren ..." "Sie? Niemals! Ich weiß genau, daß der Streich gegen Sie, von Alice und meiner Mutter geführt wurde, die mit vereinten Kräften dahin gewirkt haben ... uns zu trennen.. Aber nichts, o nichts auf der Welt kann uns trennen, nicht wahr, meine innigst geliebte Stella?" "Wenn es nur die Entfernung von hier zur Hauptstadt sein soll, das gewiß nicht." "Sie werden kommen ... Sie müssen kommen und auch dort wohnen." „Verzeihen Sie … ich hatte kein anderes Mittel Sie zu sehen, als mich so zu zeigen. – Fünf Stunden Wagenfahrt im sausenden Galopp. Ich bin gerädert. Und welchen Kummer ich habe! Wenn Sie wüßten! …“ „Ich weiß es schon. Alice hat es mir geschrieben, ich komme eben von ihr. Nehmen Sie Ihre Versetzung an?“ Er antwortete sehr überrascht. „Aber es ist ganz unmöglich abzulehnen … meine ganze Zukunft wäre verloren.“ „Ach! Sie ziehen vor … wie es mir scheint … etwas anderes zu verlieren …“ „Sie? Niemals! Ich weiß genau, daß der Streich gegen Sie, von Alice und meiner Mutter geführt wurde, die mit vereinten Kräften dahin gewirkt haben … uns zu trennen.. Aber nichts, o nichts auf der Welt kann uns trennen, nicht wahr, meine innigst geliebte Stella?“ „Wenn es nur die Entfernung von hier zur Hauptstadt sein soll, das gewiß nicht.“ „Sie werden kommen … Sie müssen kommen und auch dort wohnen.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0257" n="256"/> <p>„Verzeihen Sie … ich hatte kein anderes Mittel Sie zu sehen, als mich so zu zeigen. – Fünf Stunden Wagenfahrt im sausenden Galopp. Ich bin gerädert. Und welchen Kummer ich habe! Wenn Sie wüßten! …“</p> <p>„Ich weiß es schon. Alice hat es mir geschrieben, ich komme eben von ihr. Nehmen Sie Ihre Versetzung an?“</p> <p>Er antwortete sehr überrascht.</p> <p>„Aber es ist ganz unmöglich abzulehnen … meine ganze Zukunft wäre verloren.“</p> <p>„Ach! Sie ziehen vor … wie es mir scheint … etwas anderes zu verlieren …“</p> <p>„Sie? Niemals! Ich weiß genau, daß der Streich gegen Sie, von Alice und meiner Mutter geführt wurde, die mit vereinten Kräften dahin gewirkt haben … uns zu trennen.. Aber nichts, o nichts auf der Welt kann uns trennen, nicht wahr, meine innigst geliebte Stella?“</p> <p>„Wenn es nur die Entfernung von hier zur Hauptstadt sein soll, das gewiß nicht.“</p> <p>„Sie werden kommen … Sie müssen kommen und auch dort wohnen.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [256/0257]
„Verzeihen Sie … ich hatte kein anderes Mittel Sie zu sehen, als mich so zu zeigen. – Fünf Stunden Wagenfahrt im sausenden Galopp. Ich bin gerädert. Und welchen Kummer ich habe! Wenn Sie wüßten! …“
„Ich weiß es schon. Alice hat es mir geschrieben, ich komme eben von ihr. Nehmen Sie Ihre Versetzung an?“
Er antwortete sehr überrascht.
„Aber es ist ganz unmöglich abzulehnen … meine ganze Zukunft wäre verloren.“
„Ach! Sie ziehen vor … wie es mir scheint … etwas anderes zu verlieren …“
„Sie? Niemals! Ich weiß genau, daß der Streich gegen Sie, von Alice und meiner Mutter geführt wurde, die mit vereinten Kräften dahin gewirkt haben … uns zu trennen.. Aber nichts, o nichts auf der Welt kann uns trennen, nicht wahr, meine innigst geliebte Stella?“
„Wenn es nur die Entfernung von hier zur Hauptstadt sein soll, das gewiß nicht.“
„Sie werden kommen … Sie müssen kommen und auch dort wohnen.“
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/257>, abgerufen am 16.07.2024. |