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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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"Ich hielt ihn für beständiger in der Liebe! Das ist schade! Ich hätte ihn heute Abend wirklich gern hier gehabt!"

Ein leichter Schritt wurde hörbar: die Portiere öffnete sich und Fred trat ein.

"Allein! Und traurig? Wirklich? Was drückt dich, meine Liebe? Bist du zu schön? Nicht? O ... du bist schön! Ein Märchen. Ich traue mich nicht, dir nahe zu kommen ? du blendest mich!"

Mit leisem Rauschen ihres Kleides, dessen mit Perlen besetzter Stoff glitzerte, stand sie auf und ging auf ihren Mann zu, schlang ihre nackten Arme um seinen Hals und legte langsam ihren Kopf an dieses zarte schwache Herz, ... das ganz ergriffen war ... das vor Freude stärker pochte ... weil er sich endlich geliebt wähnte! ...

Dann murmelte sie, fast kindlich:

"Ich langweile mich!"

Er umarmte sie:

"Aber sei doch glücklich ... du beglückst mich so sehr ... so ..."

"Gewiß" dachte Stella, "wenn ich es könnte! Aber ich kann es nicht ... das Glück der anderen ist mir gleichgültig ... Gott, wie ich mich langweile!"

„Ich hielt ihn für beständiger in der Liebe! Das ist schade! Ich hätte ihn heute Abend wirklich gern hier gehabt!“

Ein leichter Schritt wurde hörbar: die Portiere öffnete sich und Fred trat ein.

„Allein! Und traurig? Wirklich? Was drückt dich, meine Liebe? Bist du zu schön? Nicht? O … du bist schön! Ein Märchen. Ich traue mich nicht, dir nahe zu kommen ? du blendest mich!“

Mit leisem Rauschen ihres Kleides, dessen mit Perlen besetzter Stoff glitzerte, stand sie auf und ging auf ihren Mann zu, schlang ihre nackten Arme um seinen Hals und legte langsam ihren Kopf an dieses zarte schwache Herz, … das ganz ergriffen war … das vor Freude stärker pochte … weil er sich endlich geliebt wähnte! …

Dann murmelte sie, fast kindlich:

„Ich langweile mich!“

Er umarmte sie:

„Aber sei doch glücklich … du beglückst mich so sehr … so …“

„Gewiß“ dachte Stella, „wenn ich es könnte! Aber ich kann es nicht … das Glück der anderen ist mir gleichgültig … Gott, wie ich mich langweile!“

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[248/0249] „Ich hielt ihn für beständiger in der Liebe! Das ist schade! Ich hätte ihn heute Abend wirklich gern hier gehabt!“ Ein leichter Schritt wurde hörbar: die Portiere öffnete sich und Fred trat ein. „Allein! Und traurig? Wirklich? Was drückt dich, meine Liebe? Bist du zu schön? Nicht? O … du bist schön! Ein Märchen. Ich traue mich nicht, dir nahe zu kommen ? du blendest mich!“ Mit leisem Rauschen ihres Kleides, dessen mit Perlen besetzter Stoff glitzerte, stand sie auf und ging auf ihren Mann zu, schlang ihre nackten Arme um seinen Hals und legte langsam ihren Kopf an dieses zarte schwache Herz, … das ganz ergriffen war … das vor Freude stärker pochte … weil er sich endlich geliebt wähnte! … Dann murmelte sie, fast kindlich: „Ich langweile mich!“ Er umarmte sie: „Aber sei doch glücklich … du beglückst mich so sehr … so …“ „Gewiß“ dachte Stella, „wenn ich es könnte! Aber ich kann es nicht … das Glück der anderen ist mir gleichgültig … Gott, wie ich mich langweile!“

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/249>, abgerufen am 22.11.2024.