Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

kann, und zu nichts zu gebrauchen. Dabei sind sie anspruchsvoll, übertreiben jede Mode, als ob sie dafür bezahlt würden, möglichst grotesk zu erscheinen. Und die Unglücklichen halten sich für elegant. Ich habe mich nie entschließen können, mit ihnen zu tanzen."

"Ich auch nicht" sagte die Baronin laut auflachend. - Alice begann wieder:

"Gehst du zum Verlobungsabend zu Kannenbergs?"

"Ich werde dort gewiß nicht fehlen, denn das Schauspiel wird unbezahlbar sein. - Und du?"

"Oh, ich, mir wurde verboten, mich zu rühren, bis neue Befehle erfolgen werden."

"Das ist schade. Wir hätten uns halbtot gelacht."

"Fernand ... wird dort sein."

"Das ist etwas anderes. Fred wird auch kommen. Aber er kann nicht lachen, er ist immer ernst. Er findet an den Menschen und Situationen nie die komische Seite heraus. Alles gipfelt bei ihm entweder in Harmonien, die ihn außer sich bringen oder in Mißlauten, vor welchen er sich hütet, und sich in seine inneren lyrischen oder tragischen Entzückungen zurückzieht."

"Was willst du meine Liebe, das ist seine geniale Natur. Aber du, du hast ihn wenigstens!"

kann, und zu nichts zu gebrauchen. Dabei sind sie anspruchsvoll, übertreiben jede Mode, als ob sie dafür bezahlt würden, möglichst grotesk zu erscheinen. Und die Unglücklichen halten sich für elegant. Ich habe mich nie entschließen können, mit ihnen zu tanzen.“

„Ich auch nicht“ sagte die Baronin laut auflachend. – Alice begann wieder:

„Gehst du zum Verlobungsabend zu Kannenbergs?“

„Ich werde dort gewiß nicht fehlen, denn das Schauspiel wird unbezahlbar sein. – Und du?“

„Oh, ich, mir wurde verboten, mich zu rühren, bis neue Befehle erfolgen werden.“

„Das ist schade. Wir hätten uns halbtot gelacht.“

„Fernand … wird dort sein.“

„Das ist etwas anderes. Fred wird auch kommen. Aber er kann nicht lachen, er ist immer ernst. Er findet an den Menschen und Situationen nie die komische Seite heraus. Alles gipfelt bei ihm entweder in Harmonien, die ihn außer sich bringen oder in Mißlauten, vor welchen er sich hütet, und sich in seine inneren lyrischen oder tragischen Entzückungen zurückzieht.“

„Was willst du meine Liebe, das ist seine geniale Natur. Aber du, du hast ihn wenigstens!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0235" n="234"/>
kann, und zu nichts zu gebrauchen. Dabei sind sie anspruchsvoll, übertreiben jede Mode, als ob sie dafür bezahlt würden, möglichst grotesk zu erscheinen. Und die Unglücklichen halten sich für elegant. Ich habe mich nie entschließen können, mit ihnen zu tanzen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich auch nicht&#x201C; sagte die Baronin laut auflachend. &#x2013; Alice begann wieder:</p>
        <p>&#x201E;Gehst du zum Verlobungsabend zu Kannenbergs?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Ich werde dort gewiß nicht fehlen, denn das Schauspiel wird unbezahlbar sein. &#x2013; Und du?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Oh, ich, mir wurde verboten, mich zu rühren, bis neue Befehle erfolgen werden.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das ist schade. Wir hätten uns halbtot gelacht.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Fernand &#x2026; wird dort sein.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das ist etwas anderes. Fred wird auch kommen. Aber er kann nicht lachen, er ist immer ernst. Er findet an den Menschen und Situationen nie die komische Seite heraus. Alles gipfelt bei ihm entweder in Harmonien, die ihn außer sich bringen oder in Mißlauten, vor welchen er sich hütet, und sich in seine inneren lyrischen oder tragischen Entzückungen zurückzieht.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Was willst du meine Liebe, das ist seine geniale Natur. Aber du, du hast ihn wenigstens!&#x201C;</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0235] kann, und zu nichts zu gebrauchen. Dabei sind sie anspruchsvoll, übertreiben jede Mode, als ob sie dafür bezahlt würden, möglichst grotesk zu erscheinen. Und die Unglücklichen halten sich für elegant. Ich habe mich nie entschließen können, mit ihnen zu tanzen.“ „Ich auch nicht“ sagte die Baronin laut auflachend. – Alice begann wieder: „Gehst du zum Verlobungsabend zu Kannenbergs?“ „Ich werde dort gewiß nicht fehlen, denn das Schauspiel wird unbezahlbar sein. – Und du?“ „Oh, ich, mir wurde verboten, mich zu rühren, bis neue Befehle erfolgen werden.“ „Das ist schade. Wir hätten uns halbtot gelacht.“ „Fernand … wird dort sein.“ „Das ist etwas anderes. Fred wird auch kommen. Aber er kann nicht lachen, er ist immer ernst. Er findet an den Menschen und Situationen nie die komische Seite heraus. Alles gipfelt bei ihm entweder in Harmonien, die ihn außer sich bringen oder in Mißlauten, vor welchen er sich hütet, und sich in seine inneren lyrischen oder tragischen Entzückungen zurückzieht.“ „Was willst du meine Liebe, das ist seine geniale Natur. Aber du, du hast ihn wenigstens!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/235
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/235>, abgerufen am 25.11.2024.