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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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ja gestehen ... vor ein paar Tagen mit Fernand gehabt habe. Unter uns, nicht wahr? Fernand vernachlässigt mich sehr, seit ich leidend bin."

"Das bildest du dir ein ... hänge nicht solchen Gedanken nach ... höre auf mit diesen Dingen ... du wirst dir und deiner Umgebung damit schaden ... ohne es zu wollen..."

"Nein, nein, das sind nicht blos Gedanken, Einbildungen ... es ist wirklich so! Glaubst du, daß er je auf einen Ball, auf eine Gesellschaft verzichten würde, um bei mir zu bleiben, mich zu pflegen oder zu zerstreuen?"

"Aber liebe Alice, wenn du von einem Manne sentimentale Zartheit verlangst, wenn du dich an diese Kleinigkeiten hängst ... dann bist du schon verloren! Fernand ist kein rücksichtsvoller Mann ... er hat dich sicher sehr lieb ... aber ich glaube kaum, daß er der Charakter ist, der sich an das Rockband seiner Frau hängt und daran zappelt. Dazu ist er viel zu lustig und zu temperamentvoll. Ganz zufrieden dich hier wiederzufinden, so brav bemüht, ihm eine Vaterschaft zu bereiten, auf die er stolz sein kann, ist er aber auch erfreut, ein wenig entschlüpfen zu können, seine gute Laune zu genießen. Und ich würde

ja gestehen … vor ein paar Tagen mit Fernand gehabt habe. Unter uns, nicht wahr? Fernand vernachlässigt mich sehr, seit ich leidend bin.“

„Das bildest du dir ein … hänge nicht solchen Gedanken nach … höre auf mit diesen Dingen … du wirst dir und deiner Umgebung damit schaden … ohne es zu wollen…“

„Nein, nein, das sind nicht blos Gedanken, Einbildungen … es ist wirklich so! Glaubst du, daß er je auf einen Ball, auf eine Gesellschaft verzichten würde, um bei mir zu bleiben, mich zu pflegen oder zu zerstreuen?“

„Aber liebe Alice, wenn du von einem Manne sentimentale Zartheit verlangst, wenn du dich an diese Kleinigkeiten hängst … dann bist du schon verloren! Fernand ist kein rücksichtsvoller Mann … er hat dich sicher sehr lieb … aber ich glaube kaum, daß er der Charakter ist, der sich an das Rockband seiner Frau hängt und daran zappelt. Dazu ist er viel zu lustig und zu temperamentvoll. Ganz zufrieden dich hier wiederzufinden, so brav bemüht, ihm eine Vaterschaft zu bereiten, auf die er stolz sein kann, ist er aber auch erfreut, ein wenig entschlüpfen zu können, seine gute Laune zu genießen. Und ich würde

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[230/0231] ja gestehen … vor ein paar Tagen mit Fernand gehabt habe. Unter uns, nicht wahr? Fernand vernachlässigt mich sehr, seit ich leidend bin.“ „Das bildest du dir ein … hänge nicht solchen Gedanken nach … höre auf mit diesen Dingen … du wirst dir und deiner Umgebung damit schaden … ohne es zu wollen…“ „Nein, nein, das sind nicht blos Gedanken, Einbildungen … es ist wirklich so! Glaubst du, daß er je auf einen Ball, auf eine Gesellschaft verzichten würde, um bei mir zu bleiben, mich zu pflegen oder zu zerstreuen?“ „Aber liebe Alice, wenn du von einem Manne sentimentale Zartheit verlangst, wenn du dich an diese Kleinigkeiten hängst … dann bist du schon verloren! Fernand ist kein rücksichtsvoller Mann … er hat dich sicher sehr lieb … aber ich glaube kaum, daß er der Charakter ist, der sich an das Rockband seiner Frau hängt und daran zappelt. Dazu ist er viel zu lustig und zu temperamentvoll. Ganz zufrieden dich hier wiederzufinden, so brav bemüht, ihm eine Vaterschaft zu bereiten, auf die er stolz sein kann, ist er aber auch erfreut, ein wenig entschlüpfen zu können, seine gute Laune zu genießen. Und ich würde

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/231>, abgerufen am 24.11.2024.