Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905versengten Schwingen leblos, kaum zitternd im Todeskampfe, zurück. - "Ich bin ein Unglücklicher" murmelte er dann. Ich kann nur in einer Atmosphäre von Liebe leben, schaffen, bestehen. Und ich bin einsam ... so einsam! Er küßte den Brief von Frau von Ellissen wie wahnsinnig. Der Inhalt des Briefes verwirrte ihn. Zum ersten Male rief sie ihn zu sich, - - am Abend - -, und in welchen Ausdrücken! "Unauffällig" ... zu welcher Stunde immer! ... Er las und las wieder, und ein Gedanke faßte Wurzel in ihm. Sein Herz schlug freudig, mannigfache Bilder jagten ihm von Schwindelanfällen unterbrochen durch den erregten Kopf. Mit einem Schlage verwandelte sich seine Hoffnungslosigkeit in schwärmerische Freude. Wenn dies alles eine Entscheidung Miras bedeuten sollte, einen schnell gefaßten Entschluß, endlich der Stimme der Liebe nachzugeben? Wenn sie ihn annehmen würde, wenn sie ihm die erhabenen Worte sagen würde: "Fred ich liebe dich. Ich werde die deine sein!" versengten Schwingen leblos, kaum zitternd im Todeskampfe, zurück. – „Ich bin ein Unglücklicher“ murmelte er dann. Ich kann nur in einer Atmosphäre von Liebe leben, schaffen, bestehen. Und ich bin einsam … so einsam! Er küßte den Brief von Frau von Ellissen wie wahnsinnig. Der Inhalt des Briefes verwirrte ihn. Zum ersten Male rief sie ihn zu sich, – – am Abend – –, und in welchen Ausdrücken! „Unauffällig“ … zu welcher Stunde immer! … Er las und las wieder, und ein Gedanke faßte Wurzel in ihm. Sein Herz schlug freudig, mannigfache Bilder jagten ihm von Schwindelanfällen unterbrochen durch den erregten Kopf. Mit einem Schlage verwandelte sich seine Hoffnungslosigkeit in schwärmerische Freude. Wenn dies alles eine Entscheidung Miras bedeuten sollte, einen schnell gefaßten Entschluß, endlich der Stimme der Liebe nachzugeben? Wenn sie ihn annehmen würde, wenn sie ihm die erhabenen Worte sagen würde: „Fred ich liebe dich. Ich werde die deine sein!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="184"/> versengten Schwingen leblos, kaum zitternd im Todeskampfe, zurück. –</p> <p>„Ich bin ein Unglücklicher“ murmelte er dann.</p> <p>Ich kann nur in einer Atmosphäre von Liebe leben, schaffen, bestehen. Und ich bin einsam … so einsam!</p> <p>Er küßte den Brief von Frau von Ellissen wie wahnsinnig. Der Inhalt des Briefes verwirrte ihn. Zum ersten Male rief sie ihn zu sich, – – am Abend – –, und in welchen Ausdrücken! „Unauffällig“ … zu welcher Stunde immer! … Er las und las wieder, und ein Gedanke faßte Wurzel in ihm. Sein Herz schlug freudig, mannigfache Bilder jagten ihm von Schwindelanfällen unterbrochen durch den erregten Kopf.</p> <p>Mit einem Schlage verwandelte sich seine Hoffnungslosigkeit in schwärmerische Freude.</p> <p>Wenn dies alles eine Entscheidung Miras bedeuten sollte, einen schnell gefaßten Entschluß, endlich der Stimme der Liebe nachzugeben? Wenn sie ihn annehmen würde, wenn sie ihm die erhabenen Worte sagen würde: „Fred ich liebe dich. Ich werde die deine sein!“</p> </div> </body> </text> </TEI> [184/0185]
versengten Schwingen leblos, kaum zitternd im Todeskampfe, zurück. –
„Ich bin ein Unglücklicher“ murmelte er dann.
Ich kann nur in einer Atmosphäre von Liebe leben, schaffen, bestehen. Und ich bin einsam … so einsam!
Er küßte den Brief von Frau von Ellissen wie wahnsinnig. Der Inhalt des Briefes verwirrte ihn. Zum ersten Male rief sie ihn zu sich, – – am Abend – –, und in welchen Ausdrücken! „Unauffällig“ … zu welcher Stunde immer! … Er las und las wieder, und ein Gedanke faßte Wurzel in ihm. Sein Herz schlug freudig, mannigfache Bilder jagten ihm von Schwindelanfällen unterbrochen durch den erregten Kopf.
Mit einem Schlage verwandelte sich seine Hoffnungslosigkeit in schwärmerische Freude.
Wenn dies alles eine Entscheidung Miras bedeuten sollte, einen schnell gefaßten Entschluß, endlich der Stimme der Liebe nachzugeben? Wenn sie ihn annehmen würde, wenn sie ihm die erhabenen Worte sagen würde: „Fred ich liebe dich. Ich werde die deine sein!“
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/185>, abgerufen am 21.02.2025. |