Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905Weit entfernt davon, von der verzweifelten Energie erfüllt zu sein, welche allein zum angestrebten Siege führt, war er Zufällen preisgegeben, äußeren Einflüssen, dem Übelwollen der Neidischen und seiner eigenen Entmutigung. Aus sich selbst heraus konnte er nicht vorwärts kommen. Und doch fühlte er die Flamme schöpferischer Inspiration in sich glühen. Er wußte es, daß er in sich die Möglichkeit trug, einen neuen und machtvollen künstlerischen Ausdruck zu schaffen! Manchmal erfaßte ihn ein brennender Wunsch mit seiner genialen Sprache die erwartete Formel hinauszurufen. Langandauernde Schauer erschütterten ihn, als ob eine unsichtbare Hand sein Wesen in seinen Grundfesten aufrütteln würde, ihn vorwärts schleudern würde, gleich einem Thyrsusstab, und ihn gleich einem Gotte dem Rythmus übermenschlischer Harmonien unterwerfen würde. In diesen heiligen Minuten, die schmerzhaft und göttlich zugleich waren, unterwarf er sich dem Aufwallen seiner Seele, und stürzte sich in die eigensinnigste Arbeit, ohne die jede Inspiration vergeblich ist. Wenn ihm aber irgend ein materielles oder moralisches Leid in den Weg kam, sanken gleich die Weit entfernt davon, von der verzweifelten Energie erfüllt zu sein, welche allein zum angestrebten Siege führt, war er Zufällen preisgegeben, äußeren Einflüssen, dem Übelwollen der Neidischen und seiner eigenen Entmutigung. Aus sich selbst heraus konnte er nicht vorwärts kommen. Und doch fühlte er die Flamme schöpferischer Inspiration in sich glühen. Er wußte es, daß er in sich die Möglichkeit trug, einen neuen und machtvollen künstlerischen Ausdruck zu schaffen! Manchmal erfaßte ihn ein brennender Wunsch mit seiner genialen Sprache die erwartete Formel hinauszurufen. Langandauernde Schauer erschütterten ihn, als ob eine unsichtbare Hand sein Wesen in seinen Grundfesten aufrütteln würde, ihn vorwärts schleudern würde, gleich einem Thyrsusstab, und ihn gleich einem Gotte dem Rythmus übermenschlischer Harmonien unterwerfen würde. In diesen heiligen Minuten, die schmerzhaft und göttlich zugleich waren, unterwarf er sich dem Aufwallen seiner Seele, und stürzte sich in die eigensinnigste Arbeit, ohne die jede Inspiration vergeblich ist. Wenn ihm aber irgend ein materielles oder moralisches Leid in den Weg kam, sanken gleich die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0184" n="183"/> <p>Weit entfernt davon, von der verzweifelten Energie erfüllt zu sein, welche allein zum angestrebten Siege führt, war er Zufällen preisgegeben, äußeren Einflüssen, dem Übelwollen der Neidischen und seiner eigenen Entmutigung. Aus sich selbst heraus konnte er nicht vorwärts kommen. Und doch fühlte er die Flamme schöpferischer Inspiration in sich glühen. Er wußte es, daß er in sich die Möglichkeit trug, einen neuen und machtvollen künstlerischen Ausdruck zu schaffen! Manchmal erfaßte ihn ein brennender Wunsch mit seiner genialen Sprache die erwartete Formel hinauszurufen.</p> <p>Langandauernde Schauer erschütterten ihn, als ob eine unsichtbare Hand sein Wesen in seinen Grundfesten aufrütteln würde, ihn vorwärts schleudern würde, gleich einem Thyrsusstab, und ihn gleich einem Gotte dem Rythmus übermenschlischer Harmonien unterwerfen würde.</p> <p>In diesen heiligen Minuten, die schmerzhaft und göttlich zugleich waren, unterwarf er sich dem Aufwallen seiner Seele, und stürzte sich in die eigensinnigste Arbeit, ohne die jede Inspiration vergeblich ist.</p> <p>Wenn ihm aber irgend ein materielles oder moralisches Leid in den Weg kam, sanken gleich die </p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0184]
Weit entfernt davon, von der verzweifelten Energie erfüllt zu sein, welche allein zum angestrebten Siege führt, war er Zufällen preisgegeben, äußeren Einflüssen, dem Übelwollen der Neidischen und seiner eigenen Entmutigung. Aus sich selbst heraus konnte er nicht vorwärts kommen. Und doch fühlte er die Flamme schöpferischer Inspiration in sich glühen. Er wußte es, daß er in sich die Möglichkeit trug, einen neuen und machtvollen künstlerischen Ausdruck zu schaffen! Manchmal erfaßte ihn ein brennender Wunsch mit seiner genialen Sprache die erwartete Formel hinauszurufen.
Langandauernde Schauer erschütterten ihn, als ob eine unsichtbare Hand sein Wesen in seinen Grundfesten aufrütteln würde, ihn vorwärts schleudern würde, gleich einem Thyrsusstab, und ihn gleich einem Gotte dem Rythmus übermenschlischer Harmonien unterwerfen würde.
In diesen heiligen Minuten, die schmerzhaft und göttlich zugleich waren, unterwarf er sich dem Aufwallen seiner Seele, und stürzte sich in die eigensinnigste Arbeit, ohne die jede Inspiration vergeblich ist.
Wenn ihm aber irgend ein materielles oder moralisches Leid in den Weg kam, sanken gleich die
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/184>, abgerufen am 21.02.2025. |