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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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"Weil ..." wiederholte er, ... aber warum ... Sie lieben doch Niemanden ... sagten Sie?"

Sie lächelte.

"Also gebrauchen Sie keine Ausflüchte, haben Sie zum mindesten den Mut Ihre Ideen und Ihre Handlungen zu verteidigen. Ich habe den Mut dazu!"

"O! Sie sind ein herrliches Mädchen" seufzte Eulenburg. Er versuchte, sich Stella zu nähern und ergriff ihre Hand.

Stella blieb ruhig und blickte ihm scharf in die Augen. Er sagte leise:

"Sie sind zu schön! Sie machen mir Angst!"

"Angst ... vor was?"

Er hielt ihre Hand krampfhaft fest: "Angst, daß ich den Kopf verliere!"

Er erwartete, daß sie abwehren würde, was jedoch nicht geschah. Dann beugte er sich fast mechanisch über Stellas Hände und begann geschickt das Geschnäbel, daß er so eben an den Händen seiner Braut geübt hatte.

Einen Augenblick ließ ihm Stella fast mit Genuß gewähren, als ob sie die Stimme seiner Gefühle vernähme. Dann entzog sie ihm mit entschlossenem Ausdruck ihre Hände.

„Weil …“ wiederholte er, … aber warum … Sie lieben doch Niemanden … sagten Sie?“

Sie lächelte.

„Also gebrauchen Sie keine Ausflüchte, haben Sie zum mindesten den Mut Ihre Ideen und Ihre Handlungen zu verteidigen. Ich habe den Mut dazu!“

„O! Sie sind ein herrliches Mädchen“ seufzte Eulenburg. Er versuchte, sich Stella zu nähern und ergriff ihre Hand.

Stella blieb ruhig und blickte ihm scharf in die Augen. Er sagte leise:

„Sie sind zu schön! Sie machen mir Angst!“

„Angst … vor was?“

Er hielt ihre Hand krampfhaft fest: „Angst, daß ich den Kopf verliere!“

Er erwartete, daß sie abwehren würde, was jedoch nicht geschah. Dann beugte er sich fast mechanisch über Stellas Hände und begann geschickt das Geschnäbel, daß er so eben an den Händen seiner Braut geübt hatte.

Einen Augenblick ließ ihm Stella fast mit Genuß gewähren, als ob sie die Stimme seiner Gefühle vernähme. Dann entzog sie ihm mit entschlossenem Ausdruck ihre Hände.

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[177/0178] „Weil …“ wiederholte er, … aber warum … Sie lieben doch Niemanden … sagten Sie?“ Sie lächelte. „Also gebrauchen Sie keine Ausflüchte, haben Sie zum mindesten den Mut Ihre Ideen und Ihre Handlungen zu verteidigen. Ich habe den Mut dazu!“ „O! Sie sind ein herrliches Mädchen“ seufzte Eulenburg. Er versuchte, sich Stella zu nähern und ergriff ihre Hand. Stella blieb ruhig und blickte ihm scharf in die Augen. Er sagte leise: „Sie sind zu schön! Sie machen mir Angst!“ „Angst … vor was?“ Er hielt ihre Hand krampfhaft fest: „Angst, daß ich den Kopf verliere!“ Er erwartete, daß sie abwehren würde, was jedoch nicht geschah. Dann beugte er sich fast mechanisch über Stellas Hände und begann geschickt das Geschnäbel, daß er so eben an den Händen seiner Braut geübt hatte. Einen Augenblick ließ ihm Stella fast mit Genuß gewähren, als ob sie die Stimme seiner Gefühle vernähme. Dann entzog sie ihm mit entschlossenem Ausdruck ihre Hände.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/178>, abgerufen am 22.11.2024.