Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905die ihm zukommt, empfangen werden wird. Ihr schwarzes Kleid mit geblümten Muster und unmodernem Schnitt, - es stammte noch von ihrer Aussteuer, - schien in jeder Falte von verflossenem Glanz zu sprechen, der jedem falschen Luxus moderner Toiletten dadurch trotzte, daß er ihn verachtete. Sie grüßte Frau von Werner auf altmodische Art, ein wenig ungewohnt, aber die vollkommene Korrektheit ihrer Sprache hielt den Spott der Dame der großen Welt im Zaun. - Frau von Eulenburg wollte gern entzückt von ihrer künftigen Schwiegertochter erscheinen, die sie mit einem Blick richtig gewertet hatte; sie behielt sich aber vor, ihr später das heilsame Sturzbad ihrer Ratschläge zu teil werden zu lassen. Da Eulenburg nun glücklicher Bräutigam war hörte er auf, Alice öffentlich den Hof zu machen; er überzeugte sie freundschaftlich von dem Unpassenden einer allzuzärtlichen Haltung, und das junge Mädchen ergab sich, scheinbar sehr willfährig, im Grunde genommen fand sie es einen unnötigen Zwang. Aber die Entschädigung, der sie entgegensah, ließ sie doch einen gewissen Ernst in der Haltung bewahren; auch versprach sie, sich weder jetzt noch jemals von den die ihm zukommt, empfangen werden wird. Ihr schwarzes Kleid mit geblümten Muster und unmodernem Schnitt, – es stammte noch von ihrer Aussteuer, – schien in jeder Falte von verflossenem Glanz zu sprechen, der jedem falschen Luxus moderner Toiletten dadurch trotzte, daß er ihn verachtete. Sie grüßte Frau von Werner auf altmodische Art, ein wenig ungewohnt, aber die vollkommene Korrektheit ihrer Sprache hielt den Spott der Dame der großen Welt im Zaun. – Frau von Eulenburg wollte gern entzückt von ihrer künftigen Schwiegertochter erscheinen, die sie mit einem Blick richtig gewertet hatte; sie behielt sich aber vor, ihr später das heilsame Sturzbad ihrer Ratschläge zu teil werden zu lassen. Da Eulenburg nun glücklicher Bräutigam war hörte er auf, Alice öffentlich den Hof zu machen; er überzeugte sie freundschaftlich von dem Unpassenden einer allzuzärtlichen Haltung, und das junge Mädchen ergab sich, scheinbar sehr willfährig, im Grunde genommen fand sie es einen unnötigen Zwang. Aber die Entschädigung, der sie entgegensah, ließ sie doch einen gewissen Ernst in der Haltung bewahren; auch versprach sie, sich weder jetzt noch jemals von den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="167"/> die ihm zukommt, empfangen werden wird. Ihr schwarzes Kleid mit geblümten Muster und unmodernem Schnitt, – es stammte noch von ihrer Aussteuer, – schien in jeder Falte von verflossenem Glanz zu sprechen, der jedem falschen Luxus moderner Toiletten dadurch trotzte, daß er ihn verachtete. Sie grüßte Frau von Werner auf altmodische Art, ein wenig ungewohnt, aber die vollkommene Korrektheit ihrer Sprache hielt den Spott der Dame der großen Welt im Zaun. –</p> <p>Frau von Eulenburg wollte gern entzückt von ihrer künftigen Schwiegertochter erscheinen, die sie mit einem Blick richtig gewertet hatte; sie behielt sich aber vor, ihr später das heilsame Sturzbad ihrer Ratschläge zu teil werden zu lassen.</p> <p>Da Eulenburg nun glücklicher Bräutigam war hörte er auf, Alice öffentlich den Hof zu machen; er überzeugte sie freundschaftlich von dem Unpassenden einer allzuzärtlichen Haltung, und das junge Mädchen ergab sich, scheinbar sehr willfährig, im Grunde genommen fand sie es einen unnötigen Zwang. Aber die Entschädigung, der sie entgegensah, ließ sie doch einen gewissen Ernst in der Haltung bewahren; auch versprach sie, sich weder jetzt noch jemals von den </p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0168]
die ihm zukommt, empfangen werden wird. Ihr schwarzes Kleid mit geblümten Muster und unmodernem Schnitt, – es stammte noch von ihrer Aussteuer, – schien in jeder Falte von verflossenem Glanz zu sprechen, der jedem falschen Luxus moderner Toiletten dadurch trotzte, daß er ihn verachtete. Sie grüßte Frau von Werner auf altmodische Art, ein wenig ungewohnt, aber die vollkommene Korrektheit ihrer Sprache hielt den Spott der Dame der großen Welt im Zaun. –
Frau von Eulenburg wollte gern entzückt von ihrer künftigen Schwiegertochter erscheinen, die sie mit einem Blick richtig gewertet hatte; sie behielt sich aber vor, ihr später das heilsame Sturzbad ihrer Ratschläge zu teil werden zu lassen.
Da Eulenburg nun glücklicher Bräutigam war hörte er auf, Alice öffentlich den Hof zu machen; er überzeugte sie freundschaftlich von dem Unpassenden einer allzuzärtlichen Haltung, und das junge Mädchen ergab sich, scheinbar sehr willfährig, im Grunde genommen fand sie es einen unnötigen Zwang. Aber die Entschädigung, der sie entgegensah, ließ sie doch einen gewissen Ernst in der Haltung bewahren; auch versprach sie, sich weder jetzt noch jemals von den
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Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/168>, abgerufen am 21.02.2025. |