Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905der nur einen bequemen Flirt suchte, um seine Zeit auszufüllen. Bald aber war es ihr gelungen, der Sache eine ernste Richtung zu geben. Eulenburg gehörten dem herabgekommenen Adel der Umgebung an. Durch den wenig skrupulosen Ehrgeiz seiner Familie in den Staatsdienst verwiesen, hatte er die niedrigeren Stellen der Unterpräfekturen rasch genug durchlaufen, um dann auf den Posten eines Generalsekretärs zu gelangen und noch bessere Aussichten im Auge zu haben. Der Protektor, den man für ihn geangelt, war eben jener Abgeordnete und mehrmalige Minister, der sich das Fortkommen von Werners zur Aufgabe gemacht. Alice erklärte dem schönen Fernand die Vorteile einer Heirat, die gleichzeitig reich und so zu sagen in jeder Richtung entsprechend wäre. Er ergab sich, ohne großen Kampf; die Beute war schön. Aber die Gefährlichkeit der Lage war in erster Linie in seinem unbeständigen Charakter gelegen. Er war ein hübscher Junge, hatte hellbraunes Haar und jenen südlichen Typus, der mit dem glänzenden Haar das auffallende Weiß der Haut und die lebhafte Färbung der Wangen vereint und der Augen und Zähne erglänzen läßt, wie die Farben eines Lichtdruckes; der nur einen bequemen Flirt suchte, um seine Zeit auszufüllen. Bald aber war es ihr gelungen, der Sache eine ernste Richtung zu geben. Eulenburg gehörten dem herabgekommenen Adel der Umgebung an. Durch den wenig skrupulosen Ehrgeiz seiner Familie in den Staatsdienst verwiesen, hatte er die niedrigeren Stellen der Unterpräfekturen rasch genug durchlaufen, um dann auf den Posten eines Generalsekretärs zu gelangen und noch bessere Aussichten im Auge zu haben. Der Protektor, den man für ihn geangelt, war eben jener Abgeordnete und mehrmalige Minister, der sich das Fortkommen von Werners zur Aufgabe gemacht. Alice erklärte dem schönen Fernand die Vorteile einer Heirat, die gleichzeitig reich und so zu sagen in jeder Richtung entsprechend wäre. Er ergab sich, ohne großen Kampf; die Beute war schön. Aber die Gefährlichkeit der Lage war in erster Linie in seinem unbeständigen Charakter gelegen. Er war ein hübscher Junge, hatte hellbraunes Haar und jenen südlichen Typus, der mit dem glänzenden Haar das auffallende Weiß der Haut und die lebhafte Färbung der Wangen vereint und der Augen und Zähne erglänzen läßt, wie die Farben eines Lichtdruckes; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="165"/> der nur einen bequemen Flirt suchte, um seine Zeit auszufüllen. Bald aber war es ihr gelungen, der Sache eine ernste Richtung zu geben. Eulenburg gehörten dem herabgekommenen Adel der Umgebung an. Durch den wenig skrupulosen Ehrgeiz seiner Familie in den Staatsdienst verwiesen, hatte er die niedrigeren Stellen der Unterpräfekturen rasch genug durchlaufen, um dann auf den Posten eines Generalsekretärs zu gelangen und noch bessere Aussichten im Auge zu haben. Der Protektor, den man für ihn geangelt, war eben jener Abgeordnete und mehrmalige Minister, der sich das Fortkommen von Werners zur Aufgabe gemacht.</p> <p>Alice erklärte dem schönen Fernand die Vorteile einer Heirat, die gleichzeitig reich und so zu sagen in jeder Richtung entsprechend wäre. Er ergab sich, ohne großen Kampf; die Beute war schön. Aber die Gefährlichkeit der Lage war in erster Linie in seinem unbeständigen Charakter gelegen. Er war ein hübscher Junge, hatte hellbraunes Haar und jenen südlichen Typus, der mit dem glänzenden Haar das auffallende Weiß der Haut und die lebhafte Färbung der Wangen vereint und der Augen und Zähne erglänzen läßt, wie die Farben eines Lichtdruckes; </p> </div> </body> </text> </TEI> [165/0166]
der nur einen bequemen Flirt suchte, um seine Zeit auszufüllen. Bald aber war es ihr gelungen, der Sache eine ernste Richtung zu geben. Eulenburg gehörten dem herabgekommenen Adel der Umgebung an. Durch den wenig skrupulosen Ehrgeiz seiner Familie in den Staatsdienst verwiesen, hatte er die niedrigeren Stellen der Unterpräfekturen rasch genug durchlaufen, um dann auf den Posten eines Generalsekretärs zu gelangen und noch bessere Aussichten im Auge zu haben. Der Protektor, den man für ihn geangelt, war eben jener Abgeordnete und mehrmalige Minister, der sich das Fortkommen von Werners zur Aufgabe gemacht.
Alice erklärte dem schönen Fernand die Vorteile einer Heirat, die gleichzeitig reich und so zu sagen in jeder Richtung entsprechend wäre. Er ergab sich, ohne großen Kampf; die Beute war schön. Aber die Gefährlichkeit der Lage war in erster Linie in seinem unbeständigen Charakter gelegen. Er war ein hübscher Junge, hatte hellbraunes Haar und jenen südlichen Typus, der mit dem glänzenden Haar das auffallende Weiß der Haut und die lebhafte Färbung der Wangen vereint und der Augen und Zähne erglänzen läßt, wie die Farben eines Lichtdruckes;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/166 |
Zitationshilfe: | Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/166>, abgerufen am 21.02.2025. |