Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

einnisten, in einem kleinen Gebäude aus roten Ziegeln, dessen Galerie direkt über dem Meer gelegen ist, dessen Woge an steilen Felsenklippen brandet und schäumt in seinem heimlichen wiegenden Gesang. Wir würden uns im Tale von Bangar herumtreiben, wo das Gras so hoch wächst, daß man darin verschwindet, wo die üppige Vegetation orientalische Töne annimmt, wo der Ginster ein Baum ist, wie die Mimosen des Esterel. Wir würden zum Leuchtturm von Kervillavuen wandern, um das Meer zu betrachten, das die Seele mit der Energie seiner Wogen erfüllt und sie mit seinem Sprühregen in unauslöschlichem Glauben an ein unendliches Leben tauft.

Aneinandergelehnt würden wir über den schönen Hafen von Sauzon heimkehren, dessen Boote wie närrisch tanzen, ihre Ketten ertönen lassen, und mit den Schiffskörpern zusammenschlagen wie Kastagnetten.

Dies war mein Traum. Haben Sie ihn nie geahnt? Also, Mira, eine gute Regung: antworten Sie mir endlich! Rufen Sie mich zurück, zu sich, auf immer. Wenn flüchtige Geister, wie Sie, Mira, über diese Fragen debattieren, halten Sie sich an die landläufigen Vorurteile, an die fertigen Ideen, an den

einnisten, in einem kleinen Gebäude aus roten Ziegeln, dessen Galerie direkt über dem Meer gelegen ist, dessen Woge an steilen Felsenklippen brandet und schäumt in seinem heimlichen wiegenden Gesang. Wir würden uns im Tale von Bangar herumtreiben, wo das Gras so hoch wächst, daß man darin verschwindet, wo die üppige Vegetation orientalische Töne annimmt, wo der Ginster ein Baum ist, wie die Mimosen des Esterel. Wir würden zum Leuchtturm von Kervillavuen wandern, um das Meer zu betrachten, das die Seele mit der Energie seiner Wogen erfüllt und sie mit seinem Sprühregen in unauslöschlichem Glauben an ein unendliches Leben tauft.

Aneinandergelehnt würden wir über den schönen Hafen von Sauzon heimkehren, dessen Boote wie närrisch tanzen, ihre Ketten ertönen lassen, und mit den Schiffskörpern zusammenschlagen wie Kastagnetten.

Dies war mein Traum. Haben Sie ihn nie geahnt? Also, Mira, eine gute Regung: antworten Sie mir endlich! Rufen Sie mich zurück, zu sich, auf immer. Wenn flüchtige Geister, wie Sie, Mira, über diese Fragen debattieren, halten Sie sich an die landläufigen Vorurteile, an die fertigen Ideen, an den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0138" n="137"/>
einnisten, in einem kleinen Gebäude aus roten Ziegeln, dessen Galerie direkt über dem Meer gelegen ist, dessen Woge an steilen Felsenklippen brandet und schäumt in seinem heimlichen wiegenden Gesang. Wir würden uns im Tale von Bangar herumtreiben, wo das Gras so hoch wächst, daß man darin verschwindet, wo die üppige Vegetation orientalische Töne annimmt, wo der Ginster ein Baum ist, wie die Mimosen des Esterel. Wir würden zum Leuchtturm von Kervillavuen wandern, um das Meer zu betrachten, das die Seele mit der Energie seiner Wogen erfüllt und sie mit seinem Sprühregen in unauslöschlichem Glauben an ein unendliches Leben tauft.</p>
        <p>Aneinandergelehnt würden wir über den schönen Hafen von Sauzon heimkehren, dessen Boote wie närrisch tanzen, ihre Ketten ertönen lassen, und mit den Schiffskörpern zusammenschlagen wie Kastagnetten.</p>
        <p>Dies war mein Traum. Haben Sie ihn nie geahnt? Also, Mira, eine gute Regung: antworten Sie mir endlich! Rufen Sie mich zurück, zu sich, auf immer. Wenn flüchtige Geister, wie Sie, Mira, über diese Fragen debattieren, halten Sie sich an die landläufigen Vorurteile, an die fertigen Ideen, an den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0138] einnisten, in einem kleinen Gebäude aus roten Ziegeln, dessen Galerie direkt über dem Meer gelegen ist, dessen Woge an steilen Felsenklippen brandet und schäumt in seinem heimlichen wiegenden Gesang. Wir würden uns im Tale von Bangar herumtreiben, wo das Gras so hoch wächst, daß man darin verschwindet, wo die üppige Vegetation orientalische Töne annimmt, wo der Ginster ein Baum ist, wie die Mimosen des Esterel. Wir würden zum Leuchtturm von Kervillavuen wandern, um das Meer zu betrachten, das die Seele mit der Energie seiner Wogen erfüllt und sie mit seinem Sprühregen in unauslöschlichem Glauben an ein unendliches Leben tauft. Aneinandergelehnt würden wir über den schönen Hafen von Sauzon heimkehren, dessen Boote wie närrisch tanzen, ihre Ketten ertönen lassen, und mit den Schiffskörpern zusammenschlagen wie Kastagnetten. Dies war mein Traum. Haben Sie ihn nie geahnt? Also, Mira, eine gute Regung: antworten Sie mir endlich! Rufen Sie mich zurück, zu sich, auf immer. Wenn flüchtige Geister, wie Sie, Mira, über diese Fragen debattieren, halten Sie sich an die landläufigen Vorurteile, an die fertigen Ideen, an den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/138
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/138>, abgerufen am 23.11.2024.