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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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dem Martertod zu entziehen, sondern sich darauf beschränkt, seine Henker mit seinen tiefen klagenden Augen anzusehen.

Das Geräusch eines fallenden Stuhls weckte sie aus ihrem Brüten. Gewiß wachte Stella noch, gereizt wie sie war, und morgen würde sie, Auge in Auge mit ihr, mit ihren schrecklichen hartnäckigen Blicken in der Seele wühlen. Indem sie sich die Haltung des jungen Mädchens vorstellte, fragte sie sich mit noch größerer Angst, was geschehen würde, wenn Fred, auf irgend eine Weise befragt, mit einer Weigerung antwortete. Es war doch möglich. Würde ihm Stella diese Schlappe verzeihen? Es war kaum wahrscheinlich. Und dennoch? Nun keimte der etwas feige Gedanke in ihr, sich der ganzen Verantwortung zu entziehen. Sie war ja nicht verpflichtet den jungen Mann selbst auszuforschen, irgend ein anderer konnte das übernehmen. Wäre dies nicht auch für alle am passendsten? Dieser Gedanke erleichterte sie, sie wurde ruhiger, kampfesmutiger. Lange brauchte sie nicht zu suchen.

Die Deaken's waren am passendsten für diesen Schritt. Franz hatte sich an ihrem Werk beteiligt, so mußte er natürlich auch an Fred's Zukunft Anteil

dem Martertod zu entziehen, sondern sich darauf beschränkt, seine Henker mit seinen tiefen klagenden Augen anzusehen.

Das Geräusch eines fallenden Stuhls weckte sie aus ihrem Brüten. Gewiß wachte Stella noch, gereizt wie sie war, und morgen würde sie, Auge in Auge mit ihr, mit ihren schrecklichen hartnäckigen Blicken in der Seele wühlen. Indem sie sich die Haltung des jungen Mädchens vorstellte, fragte sie sich mit noch größerer Angst, was geschehen würde, wenn Fred, auf irgend eine Weise befragt, mit einer Weigerung antwortete. Es war doch möglich. Würde ihm Stella diese Schlappe verzeihen? Es war kaum wahrscheinlich. Und dennoch? Nun keimte der etwas feige Gedanke in ihr, sich der ganzen Verantwortung zu entziehen. Sie war ja nicht verpflichtet den jungen Mann selbst auszuforschen, irgend ein anderer konnte das übernehmen. Wäre dies nicht auch für alle am passendsten? Dieser Gedanke erleichterte sie, sie wurde ruhiger, kampfesmutiger. Lange brauchte sie nicht zu suchen.

Die Deaken’s waren am passendsten für diesen Schritt. Franz hatte sich an ihrem Werk beteiligt, so mußte er natürlich auch an Fred’s Zukunft Anteil

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[124/0125] dem Martertod zu entziehen, sondern sich darauf beschränkt, seine Henker mit seinen tiefen klagenden Augen anzusehen. Das Geräusch eines fallenden Stuhls weckte sie aus ihrem Brüten. Gewiß wachte Stella noch, gereizt wie sie war, und morgen würde sie, Auge in Auge mit ihr, mit ihren schrecklichen hartnäckigen Blicken in der Seele wühlen. Indem sie sich die Haltung des jungen Mädchens vorstellte, fragte sie sich mit noch größerer Angst, was geschehen würde, wenn Fred, auf irgend eine Weise befragt, mit einer Weigerung antwortete. Es war doch möglich. Würde ihm Stella diese Schlappe verzeihen? Es war kaum wahrscheinlich. Und dennoch? Nun keimte der etwas feige Gedanke in ihr, sich der ganzen Verantwortung zu entziehen. Sie war ja nicht verpflichtet den jungen Mann selbst auszuforschen, irgend ein anderer konnte das übernehmen. Wäre dies nicht auch für alle am passendsten? Dieser Gedanke erleichterte sie, sie wurde ruhiger, kampfesmutiger. Lange brauchte sie nicht zu suchen. Die Deaken’s waren am passendsten für diesen Schritt. Franz hatte sich an ihrem Werk beteiligt, so mußte er natürlich auch an Fred’s Zukunft Anteil

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/125>, abgerufen am 23.11.2024.