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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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der Uberzeugung hin, daß dies von der ersten Minute an deine Idee war, als du uns beide um dich hattest, und jetzt machst du eine Miene, die mir ganz das Gegenteil beweist. Hältst du ihn vielleicht nicht für reich genug?"

"Du weißt, daß ich wenig Wert auf Geld lege," erwiderte Frau von Ellissen.

"Oder hältst du mich nicht für würdig, dieses Genie zu besitzen?" fügte das junge Mädchen schnippisch hinzu.

"Einander würdig sind jene, die sich treu genug lieben, daß sie sich ewig angehören wollen!" sagte die junge Frau schwer atmend.

"Ich bitte dich, Mira, keine Sentimentalitäten, das geht mir auf die Nerven. Das alles sind nur Worte - nichts als Worte. Liebe! Das ist ja recht schön, aber in den ernsten Lagen des Lebens darf man nicht darauf rechnen."

"Und die Liebe ist doch das Leben selbst!"

Stella zuckte die Achseln.

"Sie ist ein amüsanter Teil seiner Ausstattung, mehr nicht. Blick nur um dich und sieh' das herrliche Dasein verliebter Frauen: du wirst nur Tränen, Tragödien, nur blöde oder wilde Eifersucht sehen.

der Uberzeugung hin, daß dies von der ersten Minute an deine Idee war, als du uns beide um dich hattest, und jetzt machst du eine Miene, die mir ganz das Gegenteil beweist. Hältst du ihn vielleicht nicht für reich genug?“

„Du weißt, daß ich wenig Wert auf Geld lege,“ erwiderte Frau von Ellissen.

„Oder hältst du mich nicht für würdig, dieses Genie zu besitzen?“ fügte das junge Mädchen schnippisch hinzu.

„Einander würdig sind jene, die sich treu genug lieben, daß sie sich ewig angehören wollen!“ sagte die junge Frau schwer atmend.

„Ich bitte dich, Mira, keine Sentimentalitäten, das geht mir auf die Nerven. Das alles sind nur Worte – nichts als Worte. Liebe! Das ist ja recht schön, aber in den ernsten Lagen des Lebens darf man nicht darauf rechnen.“

„Und die Liebe ist doch das Leben selbst!“

Stella zuckte die Achseln.

„Sie ist ein amüsanter Teil seiner Ausstattung, mehr nicht. Blick nur um dich und sieh’ das herrliche Dasein verliebter Frauen: du wirst nur Tränen, Tragödien, nur blöde oder wilde Eifersucht sehen.

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[111/0112] der Uberzeugung hin, daß dies von der ersten Minute an deine Idee war, als du uns beide um dich hattest, und jetzt machst du eine Miene, die mir ganz das Gegenteil beweist. Hältst du ihn vielleicht nicht für reich genug?“ „Du weißt, daß ich wenig Wert auf Geld lege,“ erwiderte Frau von Ellissen. „Oder hältst du mich nicht für würdig, dieses Genie zu besitzen?“ fügte das junge Mädchen schnippisch hinzu. „Einander würdig sind jene, die sich treu genug lieben, daß sie sich ewig angehören wollen!“ sagte die junge Frau schwer atmend. „Ich bitte dich, Mira, keine Sentimentalitäten, das geht mir auf die Nerven. Das alles sind nur Worte – nichts als Worte. Liebe! Das ist ja recht schön, aber in den ernsten Lagen des Lebens darf man nicht darauf rechnen.“ „Und die Liebe ist doch das Leben selbst!“ Stella zuckte die Achseln. „Sie ist ein amüsanter Teil seiner Ausstattung, mehr nicht. Blick nur um dich und sieh’ das herrliche Dasein verliebter Frauen: du wirst nur Tränen, Tragödien, nur blöde oder wilde Eifersucht sehen.

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/112>, abgerufen am 27.11.2024.