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Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

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Frau von Ellissen's Augen glänzten, sie atmete wie erleichtert auf.

"Also, er liebt dich nicht, du liebst ihn nicht, warum willst du gerade ihn zur Erfüllung dieser Phantasie?"

"Das ist ganz einfach, meine Liebe. Es paßt mir, ihn zu meinem Manne zu machen, und ich bin doch für ihn eine Partie, eine gute Partie. Fred hat ja keine Liason, nicht einmal einen Flirt konnte man bei ihm bemerken - so glaube ich kaum, daß er mich ablehnen wird. Du hast ihm sein Leben gerettet, du hast sein Talent erweckt; du hast ihn zu dem großen Manne gemacht, der er binnen kurzem sein wird; du hast ihm Manieren beigebracht, du hast aus ihm eben das gemacht, was er heute ist. An dem Tag, an dem du ihm sagen wirst: ,Stella will Sie, ich gebe Ihnen Stella,' wird er dir die Hand küssen und alles ist gemacht."

"Wenn mir aber Fred antwortet, daß er - er sich nicht verheiraten will, auch nicht mit dir?"

"Na, das möcht' ich hören," rief das junge Mädchen gereizt.

Stella hatte ihre Füße zur Erde gleiten lassen; hochaufgerichtet stand sie da, den hinter dem feinen

Frau von Ellissen’s Augen glänzten, sie atmete wie erleichtert auf.

„Also, er liebt dich nicht, du liebst ihn nicht, warum willst du gerade ihn zur Erfüllung dieser Phantasie?“

„Das ist ganz einfach, meine Liebe. Es paßt mir, ihn zu meinem Manne zu machen, und ich bin doch für ihn eine Partie, eine gute Partie. Fred hat ja keine Liason, nicht einmal einen Flirt konnte man bei ihm bemerken – so glaube ich kaum, daß er mich ablehnen wird. Du hast ihm sein Leben gerettet, du hast sein Talent erweckt; du hast ihn zu dem großen Manne gemacht, der er binnen kurzem sein wird; du hast ihm Manieren beigebracht, du hast aus ihm eben das gemacht, was er heute ist. An dem Tag, an dem du ihm sagen wirst: ‚Stella will Sie, ich gebe Ihnen Stella,‘ wird er dir die Hand küssen und alles ist gemacht.“

„Wenn mir aber Fred antwortet, daß er – er sich nicht verheiraten will, auch nicht mit dir?“

„Na, das möcht’ ich hören,“ rief das junge Mädchen gereizt.

Stella hatte ihre Füße zur Erde gleiten lassen; hochaufgerichtet stand sie da, den hinter dem feinen

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[107/0108] Frau von Ellissen’s Augen glänzten, sie atmete wie erleichtert auf. „Also, er liebt dich nicht, du liebst ihn nicht, warum willst du gerade ihn zur Erfüllung dieser Phantasie?“ „Das ist ganz einfach, meine Liebe. Es paßt mir, ihn zu meinem Manne zu machen, und ich bin doch für ihn eine Partie, eine gute Partie. Fred hat ja keine Liason, nicht einmal einen Flirt konnte man bei ihm bemerken – so glaube ich kaum, daß er mich ablehnen wird. Du hast ihm sein Leben gerettet, du hast sein Talent erweckt; du hast ihn zu dem großen Manne gemacht, der er binnen kurzem sein wird; du hast ihm Manieren beigebracht, du hast aus ihm eben das gemacht, was er heute ist. An dem Tag, an dem du ihm sagen wirst: ‚Stella will Sie, ich gebe Ihnen Stella,‘ wird er dir die Hand küssen und alles ist gemacht.“ „Wenn mir aber Fred antwortet, daß er – er sich nicht verheiraten will, auch nicht mit dir?“ „Na, das möcht’ ich hören,“ rief das junge Mädchen gereizt. Stella hatte ihre Füße zur Erde gleiten lassen; hochaufgerichtet stand sie da, den hinter dem feinen

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Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/108>, abgerufen am 27.11.2024.