Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905

Bild:
<< vorherige Seite

Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cache. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, - viel zu viel, nebenbei gesagt - mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt."

"Und die Mädchen?"

"Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ,Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht'. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt," meinte Stella spöttisch, "wie? Ach ja, zur Sache, ich - ich -"

"Haben die jungen Rüdens viel getanzt?" fragte Frau von Ellissen, Stella's letzten Worten keine Achtung schenkend.

Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cachè. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, – viel zu viel, nebenbei gesagt – mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt.“

„Und die Mädchen?“

„Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ‚Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht‘. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt,“ meinte Stella spöttisch, „wie? Ach ja, zur Sache, ich – ich –“

„Haben die jungen Rüdens viel getanzt?“ fragte Frau von Ellissen, Stella’s letzten Worten keine Achtung schenkend.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0102" n="101"/>
        <p>Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cachè. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, &#x2013; viel zu viel, nebenbei gesagt &#x2013; mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und die Mädchen?&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: &#x201A;Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht&#x2018;. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt,&#x201C; meinte Stella spöttisch, &#x201E;wie? Ach ja, zur Sache, ich &#x2013; ich &#x2013;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Haben die jungen Rüdens viel getanzt?&#x201C; fragte Frau von Ellissen, Stella&#x2019;s letzten Worten keine Achtung schenkend.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0102] Die wohlgeborenen Töchter waren im allgemeinen gut herausgeputzt mit etwas gewollter Einfachheit, als wenn es sich um eine bedeutungslose Gesellschaft bei Personen handelte, die man nicht beleidigen will. Trotzdem mit Cachè. Diese Leute haben Geschmack. Die Rüdens zum Beispiel, mit ihrer Bonbonfabrik, machten ihrem Hause Ehre. Die Mutter spazierte herum, – viel zu viel, nebenbei gesagt – mit einer riesiglangen Schleppe, einer Schleppe wie ein Mantel, sehr fein mit Gold gestickt.“ „Und die Mädchen?“ „Die Zwillinge? Die waren sehr schick, trotz ihrer runden Schultern und schiefen Nasen. Freilich nicht ihre Schuld, die Armen! Sie werden ohne jeden Sport erzogen. Frau Rüden sagt nur immer: ‚Die Erziehung, die ich meinen Töchtern gebe, ist die wahre, die einen Mann fesselt und glücklich macht‘. Zum Glück kann sie ihnen auch eine hübsche Mitgift geben, es wird sich immer jemand finden, der das Geld mit den Mädchen nimmt,“ meinte Stella spöttisch, „wie? Ach ja, zur Sache, ich – ich –“ „Haben die jungen Rüdens viel getanzt?“ fragte Frau von Ellissen, Stella’s letzten Worten keine Achtung schenkend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/102
Zitationshilfe: Sturza, Marie Tihanyi: Das Gelübde einer dreißigjährigen Frau. Leipzig, 1905, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturza_geluebde_1905/102>, abgerufen am 23.11.2024.