3. Ich bin verbunden, Jesum und seine Lehre zu bekennen, wenn etwa mein Stillschweigen als eine Verläugnung der Wahrheit angesehen werden, oder meinen Brüdern zum Aerger- nisse gereichen könnte.
4. Wie tröstlich ist für mich die Ueberzeugung, daß Jesus der verheißne Heiland der Welt sey!
5. Es läßt sich nichts schrecklichers gedenken, als der Zustand der Verächter Jesu, in welchem sie sich bey seiner Zukunft zum Gerichten befinden werden.
17. Verurtheilung Jesu vor dem hohen Rathe.
Der Hohepriester freute sich in seinem Herzen, daß er Jesu dieses Bekenntniß abgelocket hatte, durch welches er eine gerechte Veranlassung zu erhalten glaubte, das Verdammungsurtheil über Jesum auszusprechen. Mit verstelltem Eifer zerriß er, nach der unter den Juden ein- geführten Gewohnheit, seine Kleider, um anzuzeigen, daß er die Aussage Jesu für eine abscheuliche Lästerung des Na- mens Gottes hielte, und rief dabey aus: Er hat Gott gelästert! Was ist es weiter nöthig, Zeugen abzu- hören? Ihr habt ja jetzt selbst aus seinem Munde die Gotteslästerung vernommen. Was urtheilt ihr davon? Sollten wir nicht genugsamen Grund ha- ben, ihm die Todesstrafe zuzuerkennen? Alle gegen- wärtige Beysitzer des hohen Raths antworteten darauf ein- stimmig: Er ist des Todes schuldig!
Praktische Anmerkungen.
1. Auch die ehrwürdigsten Gebräuche werden von Gottesver- gessenen Menschen zur Decke der Heucheley und Verstellung, ja sogar zur Begünstigung ihrer Frevelthaten angewendet
2. Zu welchen Ungerechtigkeiten werden Richter verleitet, die nur ihren Affekten und fleischlichen Absichten folgen!
3. Auch
Zweyter Abſchnitt.
3. Ich bin verbunden, Jeſum und ſeine Lehre zu bekennen, wenn etwa mein Stillſchweigen als eine Verläugnung der Wahrheit angeſehen werden, oder meinen Brüdern zum Aerger- niſſe gereichen könnte.
4. Wie tröſtlich iſt für mich die Ueberzeugung, daß Jeſus der verheißne Heiland der Welt ſey!
5. Es läßt ſich nichts ſchrecklichers gedenken, als der Zuſtand der Verächter Jeſu, in welchem ſie ſich bey ſeiner Zukunft zum Gerichten befinden werden.
17. Verurtheilung Jeſu vor dem hohen Rathe.
Der Hoheprieſter freute ſich in ſeinem Herzen, daß er Jeſu dieſes Bekenntniß abgelocket hatte, durch welches er eine gerechte Veranlaſſung zu erhalten glaubte, das Verdammungsurtheil über Jeſum auszuſprechen. Mit verſtelltem Eifer zerriß er, nach der unter den Juden ein- geführten Gewohnheit, ſeine Kleider, um anzuzeigen, daß er die Auſſage Jeſu für eine abſcheuliche Läſterung des Na- mens Gottes hielte, und rief dabey aus: Er hat Gott geläſtert! Was iſt es weiter nöthig, Zeugen abzu- hören? Ihr habt ja jetzt ſelbſt aus ſeinem Munde die Gottesläſterung vernommen. Was urtheilt ihr davon? Sollten wir nicht genugſamen Grund ha- ben, ihm die Todesſtrafe zuzuerkennen? Alle gegen- wärtige Beyſitzer des hohen Raths antworteten darauf ein- ſtimmig: Er iſt des Todes ſchuldig!
Praktiſche Anmerkungen.
1. Auch die ehrwürdigſten Gebräuche werden von Gottesver- geſſenen Menſchen zur Decke der Heucheley und Verſtellung, ja ſogar zur Begünſtigung ihrer Frevelthaten angewendet
2. Zu welchen Ungerechtigkeiten werden Richter verleitet, die nur ihren Affekten und fleiſchlichen Abſichten folgen!
3. Auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0264"n="242"/><fwplace="top"type="header">Zweyter Abſchnitt.</fw><lb/><p>3. Ich bin verbunden, Jeſum und ſeine Lehre zu bekennen,<lb/>
wenn etwa mein Stillſchweigen als eine Verläugnung der<lb/>
Wahrheit angeſehen werden, oder meinen Brüdern zum Aerger-<lb/>
niſſe gereichen könnte.</p><lb/><p>4. Wie tröſtlich iſt für mich die Ueberzeugung, daß Jeſus<lb/>
der verheißne Heiland der Welt ſey!</p><lb/><p>5. Es läßt ſich nichts ſchrecklichers gedenken, als der Zuſtand<lb/>
der Verächter Jeſu, in welchem ſie ſich bey ſeiner Zukunft zum<lb/>
Gerichten befinden werden.</p></div></div><lb/><divn="3"><head>17. Verurtheilung Jeſu vor dem hohen Rathe.</head><lb/><p>Der Hoheprieſter freute ſich in ſeinem Herzen, daß<lb/>
er Jeſu dieſes Bekenntniß abgelocket hatte, durch welches<lb/>
er eine gerechte Veranlaſſung zu erhalten glaubte, das<lb/>
Verdammungsurtheil über Jeſum auszuſprechen. Mit<lb/>
verſtelltem Eifer zerriß er, nach der unter den Juden ein-<lb/>
geführten Gewohnheit, ſeine Kleider, um anzuzeigen, daß er<lb/>
die Auſſage Jeſu für eine abſcheuliche Läſterung des Na-<lb/>
mens Gottes hielte, und rief dabey aus: <hirendition="#fr">Er hat Gott<lb/>
geläſtert! Was iſt es weiter nöthig, Zeugen abzu-<lb/>
hören? Ihr habt ja jetzt ſelbſt aus ſeinem Munde<lb/>
die Gottesläſterung vernommen. Was urtheilt ihr<lb/>
davon? Sollten wir nicht genugſamen Grund ha-<lb/>
ben, ihm die Todesſtrafe zuzuerkennen?</hi> Alle gegen-<lb/>
wärtige Beyſitzer des hohen Raths antworteten darauf ein-<lb/>ſtimmig: <hirendition="#fr">Er iſt des Todes ſchuldig!</hi></p><lb/><divn="4"><head><hirendition="#fr">Praktiſche Anmerkungen.</hi></head><lb/><p>1. Auch die ehrwürdigſten Gebräuche werden von Gottesver-<lb/>
geſſenen Menſchen zur Decke der Heucheley und Verſtellung, ja<lb/>ſogar zur Begünſtigung ihrer Frevelthaten angewendet</p><lb/><p>2. Zu welchen Ungerechtigkeiten werden Richter verleitet, die<lb/>
nur ihren Affekten und fleiſchlichen Abſichten folgen!</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">3. Auch</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[242/0264]
Zweyter Abſchnitt.
3. Ich bin verbunden, Jeſum und ſeine Lehre zu bekennen,
wenn etwa mein Stillſchweigen als eine Verläugnung der
Wahrheit angeſehen werden, oder meinen Brüdern zum Aerger-
niſſe gereichen könnte.
4. Wie tröſtlich iſt für mich die Ueberzeugung, daß Jeſus
der verheißne Heiland der Welt ſey!
5. Es läßt ſich nichts ſchrecklichers gedenken, als der Zuſtand
der Verächter Jeſu, in welchem ſie ſich bey ſeiner Zukunft zum
Gerichten befinden werden.
17. Verurtheilung Jeſu vor dem hohen Rathe.
Der Hoheprieſter freute ſich in ſeinem Herzen, daß
er Jeſu dieſes Bekenntniß abgelocket hatte, durch welches
er eine gerechte Veranlaſſung zu erhalten glaubte, das
Verdammungsurtheil über Jeſum auszuſprechen. Mit
verſtelltem Eifer zerriß er, nach der unter den Juden ein-
geführten Gewohnheit, ſeine Kleider, um anzuzeigen, daß er
die Auſſage Jeſu für eine abſcheuliche Läſterung des Na-
mens Gottes hielte, und rief dabey aus: Er hat Gott
geläſtert! Was iſt es weiter nöthig, Zeugen abzu-
hören? Ihr habt ja jetzt ſelbſt aus ſeinem Munde
die Gottesläſterung vernommen. Was urtheilt ihr
davon? Sollten wir nicht genugſamen Grund ha-
ben, ihm die Todesſtrafe zuzuerkennen? Alle gegen-
wärtige Beyſitzer des hohen Raths antworteten darauf ein-
ſtimmig: Er iſt des Todes ſchuldig!
Praktiſche Anmerkungen.
1. Auch die ehrwürdigſten Gebräuche werden von Gottesver-
geſſenen Menſchen zur Decke der Heucheley und Verſtellung, ja
ſogar zur Begünſtigung ihrer Frevelthaten angewendet
2. Zu welchen Ungerechtigkeiten werden Richter verleitet, die
nur ihren Affekten und fleiſchlichen Abſichten folgen!
3. Auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sturm_unterhaltung_1781/264>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.