Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Zweyter Abschnitt. 2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder 3. Wie schrecklich müssen die Sündenquaalen seyn, da Jesus 4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe 5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängstigung, 6. Oft ereignet es sich, daß immer eine Noth auf die andre 5. Ankunft des Verräthers. Jesus hatte kaum die letzten Worte ausgesprochen, Prak-
Zweyter Abſchnitt. 2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder 3. Wie ſchrecklich müſſen die Sündenquaalen ſeyn, da Jeſus 4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe 5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängſtigung, 6. Oft ereignet es ſich, daß immer eine Noth auf die andre 5. Ankunft des Verräthers. Jeſus hatte kaum die letzten Worte ausgeſprochen, Prak-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0248" n="226"/> <fw place="top" type="header">Zweyter Abſchnitt.</fw><lb/> <p>2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder<lb/> Kunſt der Worte, ſondern auf die Inbrunſt meines Herzens<lb/> an. Je gerührter mein Herz iſt, deſto einfältiger wird auch<lb/> mein Gebet ſeyn.</p><lb/> <p>3. Wie ſchrecklich müſſen die Sündenquaalen ſeyn, da Jeſus<lb/> unter dem Gefühl der ihm zugerechneten Sünden Todesangſt<lb/> empfindet und Blutſchweiß vergießt!</p><lb/> <p>4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe<lb/> ſo wird der Herr auch mir eine Erquickung angedeihen laſſen.</p><lb/> <p>5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängſtigung,<lb/> ſo lange ich lebe, nicht völlig gehoben wird. Allein mein Troſt<lb/> iſt, daß doch der Tod unfehlbar allen meinem Elend ein Ende<lb/> macht.</p><lb/> <p>6. Oft ereignet es ſich, daß immer eine Noth auf die andre<lb/> folgt. Unter dieſen Umſtänden muß ich vornehmlich mich durch<lb/> den Glauben und die Geduld ſtärken.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>5. Ankunft des Verräthers.</head><lb/> <p>Jeſus hatte kaum die letzten Worte ausgeſprochen,<lb/> ſo hatte ſich Judas ſchon genähert. Ihm folgte eine groſ-<lb/> ſe Schaar. Sie beſtand zum Theil aus römiſchen Sol-<lb/> daten, die auf dem antonianiſchen Schloſſe, zur Verhü-<lb/> tung aller Unruhe, die Wache halten mußten: zum Theil<lb/> auch aus den Dienern des hohen Raths, deren Anführer<lb/> die Hauptleute des Tempels waren. Die Soldaten<lb/> waren mit ihren gewöhnlichen Schwerdtern verſehen, die<lb/> Diener aber trugen groſſe Stöcke, um Gewalt zu gebrau-<lb/> chen, wenn ſich Jeſus zur Wehre ſetzen ſollte. Sie hat-<lb/> ten auch zu noch gröſſerer Vorſicht Fackeln und Lampen<lb/> bey ſich, damit ſie Jeſum, wenn er ſich etwa unter den<lb/> Gebüſchen verkriechen ſollte, deſto leichter aufſuchen könn-<lb/> ten. Judas gieng in einiger Entfernung vor der Schaar<lb/> her; vielleicht um ſich das Anſehen zu geben, als wenn<lb/> ihm die nachfolgende Schaar gar nichts angienge.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Prak-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [226/0248]
Zweyter Abſchnitt.
2. Es kömmt bey meinem Gebete nicht auf die Wahl oder
Kunſt der Worte, ſondern auf die Inbrunſt meines Herzens
an. Je gerührter mein Herz iſt, deſto einfältiger wird auch
mein Gebet ſeyn.
3. Wie ſchrecklich müſſen die Sündenquaalen ſeyn, da Jeſus
unter dem Gefühl der ihm zugerechneten Sünden Todesangſt
empfindet und Blutſchweiß vergießt!
4. Wenn ich lange genug unter den Leiden ausgehalten habe
ſo wird der Herr auch mir eine Erquickung angedeihen laſſen.
5. Auch mir kann es widerfahren, daß meine Beängſtigung,
ſo lange ich lebe, nicht völlig gehoben wird. Allein mein Troſt
iſt, daß doch der Tod unfehlbar allen meinem Elend ein Ende
macht.
6. Oft ereignet es ſich, daß immer eine Noth auf die andre
folgt. Unter dieſen Umſtänden muß ich vornehmlich mich durch
den Glauben und die Geduld ſtärken.
5. Ankunft des Verräthers.
Jeſus hatte kaum die letzten Worte ausgeſprochen,
ſo hatte ſich Judas ſchon genähert. Ihm folgte eine groſ-
ſe Schaar. Sie beſtand zum Theil aus römiſchen Sol-
daten, die auf dem antonianiſchen Schloſſe, zur Verhü-
tung aller Unruhe, die Wache halten mußten: zum Theil
auch aus den Dienern des hohen Raths, deren Anführer
die Hauptleute des Tempels waren. Die Soldaten
waren mit ihren gewöhnlichen Schwerdtern verſehen, die
Diener aber trugen groſſe Stöcke, um Gewalt zu gebrau-
chen, wenn ſich Jeſus zur Wehre ſetzen ſollte. Sie hat-
ten auch zu noch gröſſerer Vorſicht Fackeln und Lampen
bey ſich, damit ſie Jeſum, wenn er ſich etwa unter den
Gebüſchen verkriechen ſollte, deſto leichter aufſuchen könn-
ten. Judas gieng in einiger Entfernung vor der Schaar
her; vielleicht um ſich das Anſehen zu geben, als wenn
ihm die nachfolgende Schaar gar nichts angienge.
Prak-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |