Sturm, Christoph Christian: Unterhaltung der Andacht über die Leidensgeschichte Jesu. 2. Aufl. Halle (Saale), 1775.Von dem Leiden Jesu selbst. 2. Der Ort, wo ich in guten Tagen mich mit Gott unterhal- 3. Auch ich habe einmal einen sauren Gang zu thun, wenn ich 4. Wie abscheulich müssen die Missethaten der Menschen seyn! 3. Betragen Jesu bey seinem Seelenleiden. In dieser grossen Beängstigung gieng Jesus etwa möge.
Von dem Leiden Jeſu ſelbſt. 2. Der Ort, wo ich in guten Tagen mich mit Gott unterhal- 3. Auch ich habe einmal einen ſauren Gang zu thun, wenn ich 4. Wie abſcheulich müſſen die Miſſethaten der Menſchen ſeyn! 3. Betragen Jeſu bey ſeinem Seelenleiden. In dieſer groſſen Beängſtigung gieng Jeſus etwa möge.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0245" n="223"/> <fw place="top" type="header">Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.</fw><lb/> <p>2. Der Ort, wo ich in guten Tagen mich mit Gott unterhal-<lb/> ten, oder andre Werke der Gottſeligkeit ausgeübt habe, wird<lb/> mir in den Stunden der Trübſal zu groſſer Erquickung gereichen.</p><lb/> <p>3. Auch ich habe einmal einen ſauren Gang zu thun, wenn ich<lb/> durchs Todesthal gehen ſoll. Dann wird mich der Hingang<lb/> Jeſu zum Tode aufrichten.</p><lb/> <p>4. Wie abſcheulich müſſen die Miſſethaten der Menſchen ſeyn!<lb/> da Jeſus um derſelben willen eine ſo unausſprechliche Angſt<lb/> empfindet.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head>3. Betragen Jeſu bey ſeinem Seelenleiden.</head><lb/> <p>In dieſer groſſen Beängſtigung gieng Jeſus etwa<lb/> einen Steinwurf weit von ihnen weg, kniete nieder, fiel<lb/> auf ſein Angeſicht zur Erde und betete, daß, wenn es<lb/> möglich wäre, dieſe Stunde des Schreckens vorbeygehen<lb/> möchte. <hi rendition="#fr">Mein Vater,</hi> ſprach er: <hi rendition="#fr">dir iſt alles mög-<lb/> lich. Kann es alſo ohne Verletzung deiner Gerech-<lb/> tigkeit und meiner Pflichten geſchehen: ſo laß dieſes<lb/> mir jetzt zugemeſſene Leiden von mir genommen,<lb/> zum wenigſten gemildert oder verkürzet werden.<lb/> Jedoch ich unterwerfe mich auch hierinn deinem<lb/> Rathſchluſſe. Nicht was ich will, ſondern was du<lb/> willſt, müſſe geſchehen!</hi> Nach dieſem Gebet ſtund<lb/> Jeſus von der Erde auf, und begab ſich zu den dreyen<lb/> Jüngern, die er mit ſich in den Garten weiter hineinge-<lb/> führt hatte. Allein zu ſeiner Befremdung fand er ſie ſchla-<lb/> fend. Er redete zuerſt Petrum an, der kurz vorher vor<lb/> den übrigen Jüngern ſeine Bereitwilligkeit, alles Unge-<lb/> mach mit ihm auszuſtehen, bezeugt hatte. <hi rendition="#fr">Simon, ſprach<lb/> er: du ſchläfſt? Alſo vermagſt du nicht einmal eine<lb/> Stunde mit mir zu wachen?</hi> Darauf wandte er ſich zu<lb/> den übrigen und ſagte zu ihnen: <hi rendition="#fr">wachet und betet, je-<lb/> doch nicht ſowohl um meinetwillen, ſondern damit<lb/> euch nicht die Verſuchung unzubereitet überfallen</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">möge.</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0245]
Von dem Leiden Jeſu ſelbſt.
2. Der Ort, wo ich in guten Tagen mich mit Gott unterhal-
ten, oder andre Werke der Gottſeligkeit ausgeübt habe, wird
mir in den Stunden der Trübſal zu groſſer Erquickung gereichen.
3. Auch ich habe einmal einen ſauren Gang zu thun, wenn ich
durchs Todesthal gehen ſoll. Dann wird mich der Hingang
Jeſu zum Tode aufrichten.
4. Wie abſcheulich müſſen die Miſſethaten der Menſchen ſeyn!
da Jeſus um derſelben willen eine ſo unausſprechliche Angſt
empfindet.
3. Betragen Jeſu bey ſeinem Seelenleiden.
In dieſer groſſen Beängſtigung gieng Jeſus etwa
einen Steinwurf weit von ihnen weg, kniete nieder, fiel
auf ſein Angeſicht zur Erde und betete, daß, wenn es
möglich wäre, dieſe Stunde des Schreckens vorbeygehen
möchte. Mein Vater, ſprach er: dir iſt alles mög-
lich. Kann es alſo ohne Verletzung deiner Gerech-
tigkeit und meiner Pflichten geſchehen: ſo laß dieſes
mir jetzt zugemeſſene Leiden von mir genommen,
zum wenigſten gemildert oder verkürzet werden.
Jedoch ich unterwerfe mich auch hierinn deinem
Rathſchluſſe. Nicht was ich will, ſondern was du
willſt, müſſe geſchehen! Nach dieſem Gebet ſtund
Jeſus von der Erde auf, und begab ſich zu den dreyen
Jüngern, die er mit ſich in den Garten weiter hineinge-
führt hatte. Allein zu ſeiner Befremdung fand er ſie ſchla-
fend. Er redete zuerſt Petrum an, der kurz vorher vor
den übrigen Jüngern ſeine Bereitwilligkeit, alles Unge-
mach mit ihm auszuſtehen, bezeugt hatte. Simon, ſprach
er: du ſchläfſt? Alſo vermagſt du nicht einmal eine
Stunde mit mir zu wachen? Darauf wandte er ſich zu
den übrigen und ſagte zu ihnen: wachet und betet, je-
doch nicht ſowohl um meinetwillen, ſondern damit
euch nicht die Verſuchung unzubereitet überfallen
möge.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |